Adieu, Inge Feltrinelli!
Über dem italienischen Dorf Villadeati in Piemonte wölbt sich der schwarzblaue Nachthimmel, verschwenderisch dekoriert mit einer silbernen Mondsichel nebst funkelnden Sternen. Und während aus dem Tal von unten herauf die Geräusche, Laute und Stimmen der dörflichen Gemeinschaft allmählich verstummen, bringt oben, im 300 Jahre alten Castello, Italiens prominenteste und erfolgreichste Verlegerin, Inge Feltrinelli, einst umschwärmter und begehrter Liebling der Hamburger Journalisten-Clique, den deutschen Dackel Enzi zu Bett - beziehungsweise ins Körbchen.
So könnte die Geschichte anfangen. Oder so: Im Souterrain einer großbürgerlichen Villa in Hamburg-Pöseldorf schläft zwischen Chemikalien und sozusagen in der Dunkelkammer auf einer schmalen Liege die 20-jährige Inge Schoenthal, Mitarbeiterin und Gehilfin, Fotomodell und Laufmädchen der Fotografin Rosemarie Pierer.
Morgen wird sie den Chefredakteuren der Illustrierten und Zeitungen wieder die Tür einrennen, morgen wird sie Reportagethemen anbieten und mittags für 30 Pfennige in der dpa-Kantine am Mittelweg essen gehen, wenn sie nicht wieder nach Freiburg per Anhalter trampen muss, um die Farbnegative ihrer Chefin zum Entwickeln zu bringen. Sie wird für wenig Geld und einfach um des Überlebens willen das Fotomodell für ein paar Regenbogen-Blätter machen (Faschingskostüm "Tigerkralle"in "Frau im Spiegel") und von dem spärlichen Honorar, 20 bis 50 Mark, etwas nach Hause schicken, nach Göttingen für Mama und die beiden Geschwister.
Alle waren sehr lebenshungrig, überall fing es neu an
Wie auch immer die Geschichte gleich beginnen wird, wir werden beständig in einem Zeitraum von etwa 30 Jahren hin- und herspringen müssen. Was sich dabei manchmal wie ein Film-Märchen aus früheren Hollywood-Drehbüchern liest, ist die Geschichte eines jungen Mädchens aus der deutschen Provinz des gerade endlich untergegangenen Dritten Reiches: Inge Schoenthal, Halbjüdin, später verheiratete Feltrinelli, die mit 19 Jahren von Göttingen nach Hamburg radelte (284 Kilometer), um von dort aus "die großen Leute der Welt" kennenzulernen - das hatte sie sich vorgenommen. "Und das habe ich auch geschafft; mit diesem Job als Fotoreporterin bin ich mit wenig Geld um die ganze Welt gekommen."
Währenddessen beginnt das geteilte Deutschland gerade, sich aus seiner zwölfjährigen arischen Nabelschau und Isolation der Hitler-Diktatur aufzurappeln, nimmt den Rest der Welt zur Kenntnis, verschlingt jeden Auslands-Reisebericht wie eine Schilderung vom Mond, hört Jazz, trinkt französischen Sekt und raucht amerikanische Zigaretten, dabei zwischen bestickten Kissen auf dem Plüschsofa sitzend, den Nierentisch vor der Kniescheibe - und noch ohne Fernsehen. Das wurde gerade in Amerika eingeführt: "Zauberschale ohne Inhalt" kommentierte die deutsche Presse.
Die deutsche Frau, durch die Alliierten vom Mutterkreuz befreit, hat die Trümmer weggeräumt, hat großreingemacht im Vaterland und lässt sich nun vom leise beginnenden Konsum-Terror beirren, aus ihrer außerhäuslichen Tüchtigkeit zurück in die geheiligte deutsche Familie abdrängen, zugunsten der Front-Heimkehrer. Aus dem braven, deutschen BDM-Mädel ist der Teenager mit Ballerina-Schuhen geworden, im Glockenrock mit Petticoat, im Blüschen mit Nicki-Tuch, und aus dem ballonartig toupierten Haarschopf schmeicheln sich keck zwei Locken, zwei Sechsen in die Grübchen- Wangen.
"Jeder hatte damals eine Chance", so erinnert zumindest Inge sich, "weil alles im Aufbau war, überall fing es neu an." Eine Geschichte also, die vor den Kulissen des Neu-Anfangs und des sich breitmachenden Wirtschaftswunders der 50er Jahre spielt, ihre Geschichte, die uns zu Ernest Hemingway nach Kuba bringen wird und zu den "emanzipierten Neger-Mammies" nach Ghana, in der die deutschen Blattmacher der ersten Stunde – Axel Cäsar Springer, Rudolf Augstein und Hans Huffzky, Vater der Illustrierten Constanze - als Statisten gratis mitspielen werden, in der Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt ahnungslos eine Ehe zwischen einem steinreichen italienischen Kommunisten und einer weltreisenden bildhübschen Fotoreporterin stiftet.
Es ist auch die Geschichte der erfolgreichen Geschäftsfrau, in der wir die vielbeschäftigte und stets heiter gelassene Verlagssekretärin Maria Luisa Rotondi ("abends bin ich fertig, sie nicht") über ihre Arbeitgeberin hören werden, während die prominente Chefin wie so oft an schönen Sommerabenden in Abendkleid und Pumps auf dem Fahrrad zu einer der Top-Parties in Mailand radelt. Inge Feltrinelli geht "ungern mit einem Mann aus, ich gehe lieber allein. Nach einer Weile muss man sich um ihn kümmern. So entscheide ich für mich, ob ich schnell wieder gehe oder bis spät nachts bleibe".
Nur von der Frauenbewegung wird nicht die Rede sein. Inge Feltrinellis Verhältnis zur Frauenbewegung ist distanziert und umgekehrt auch. Doch sie achten sich gegenseitig. Inge: "Leider haben die Frauen nie versucht, mich zu ,benutzen' - und dann waren sie auch so unorganisiert und zersplittert." Der Verlag Feltrinelli hat ein paar frauenbewegte Bücher verlegt und zwei Kataloge feministischer Literatur herausgebracht; die waren 1976 und 1978 aktuell.
Und so fängt es an: Irgendwo zwischen diesen sanften, grünen Hügeln am Rande der Po-Ebene, auf der Achse Milano-Torino muss das Dorf und Castello Villadeati liegen, und irgendwo dort habe ich mich verfahren. Ein dunkelblauer Fiat 500 hält neben mir. Darin sitzt hinter dem Steuer eine junge Italienerin, die brennende Zigarette im Mundwinkel. Ob sie mir helfen könne? Hoffentlich. Castello Villadeati? "Venga! Venga!", sagt sie munter, und ich folge ihr. Sie fährt voraus, rasant und flink, kreuz und quer über kleinste Straßen, an leuchtend grünen Reisfeldern vorbei, durch winklige Gassen ruhiger Dörfer, Hügel rauf und runter und hält schließlich: "Ecco - Villadeati."
Bevor wir uns trennen, lade ich sie auf einen Espresso ein. Zehn Minuten, in denen sie mir über die Feltrinellis erzählt, was sie weiß. Sie weiß ganz gut Bescheid: La signora Inge ist die dritte Frau, eine Deutsche. Aber er ist schon lange tot.
Vor zwölf Jahren kam Giangiacomo Feltrinelli, millionenschwerer Erbe einer Holz- und Bankendynastie, Verleger und Kommunist, unter wohl für immer ungeklärten Umständen ums Leben. Die Leiche des in den linken Untergrund abgetauchten Revolutionärs und Freundes Fidel Castros fand man unter einem Hochspannungsmast: Attentat oder Unfall beim misslungenen Sabotageakt.
Seine Frau Inge, bis dahin neben ihrem Ehemann Vizepräsidentin des Verlags, wurde il presidente („il presidente, ja, das bin ich - la presidentessa ist mir zu kitschig“) und Nachlassverwalterin für den Alleinerben Sohn Carlo, heute 22 Jahre alt und gerade im Studium der politischen Wissenschaften.
Il presidente, ja, das bin ich - la presidentessa ist mir zu kitschig
Sechs Jahre nach Giangiacomos politischem Ende und Tod gelang es ihr, der Verlegerin Inge Feltrinelli, gemeinsam mit der Journalistin Camila Cedernas, durch die Publizierung des Buches „Leone - La carriera di un presidente“ den schon wankenden italienischen Staatspräsidenten Giovanni Leone, Mitglied der Democratia Christiana, den Rest zu geben. Am 15. Juni 1978 ging er - ein Jahr vor Beendigung seiner Amtszeit. Noch zuvor hatte er Verdächtigungen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten und Steuerhinterziehungen zurückgewiesen. Doch von dem Schlüsselwerk wurden in knapp zehn Monaten 700.000 Exemplare verkauft. Dann musste das Buch aus dem Handel gezogen werden. Die Familie Leone prozessiert noch heute gegen Verlegerin und Autorin, nur fehlt es an Gegenbeweisen, die einen Schadensersatz rechtfertigen würden.
Noch einmal an den Anfang zurück: Ich komme an, hoch oben auf knirschendem Kies. Das Castello ist weg. Wie eine Fatamorgana. Wenn man davorsteht, sieht man es nicht mehr. Das Hauptgebäude mit den beiden Seitenflügeln und dem Türmchen löst sich auf in verschiedene Ebenen, die insgesamt eine verspielte und leicht verwirrende Kombination von Architektur und Gartenlandschaft ergeben, Plateaus, Gallerien, Nischen, Pavillons, Treppchen, Gänge, Rasen-Ebenen.
Eine schwere, große Holztür öffnet sich und Ia signora oder auch il presidente kommt mir entgegen: Inge Feltrinelli in einem bodenlangen, weißen, leichten Baumwollgewand, obwohl leger nahezu elegant. Sie ist braun gebrannt, unter dem dunklen lockigen Haar ein strahlendes Gesicht.
„Es gibt nur wenige Frauen, die den Mut zum Monokel haben und sich das leisten können. Bei dieser knabenhaft schlanken Italienerin passt es, doch behauptet Mrs. Feltrinelli, das Einglas stehe ihr nur im Profil. Welch anstrengendes Bewusstsein für eine Frau, die doch immer gefallen möchte!“ - Ballgeflüster in Constanze über Mrs. Feltrinelli senior, Text und Foto Inge Schoenthal.
„Damals wusste ich ja noch nicht, dass sie einmal meine Schwiegermutter sein würde. Hinter dem Monokel verbarg sie übrigens ein Glasauge - Jagdunfall.“ Selbst in die stilisierte Büste von Schwiegermama Feltrinelli - den Kopf auf sanft gebogenem Schwanenhals leicht zur Profilseite geneigt - ist das Monokel eingearbeitet. Inge kommt im Castello auf den häufigen Wegen zum Swimmingpool immer an ihr vorbei.
Damals in Hamburg: „In der dpa-Kantine traf man sich, Journalisten, Fotografen, nette, junge Leute, heute alles Mercedes-Herren. Papier war knapp, der Druck war schlecht, es gab kaum Farbe in den Illustrierten, aber mit etwas Können, viel Selbstvertrauen und Chuzpe konnte man einsteigen. Und alle waren sehr lebenshungrig“, erinnert sich Inge Feltrinelli. „Damals waren sie alle noch sehr nett. Axel Springer zum Beispiel war witzig, liberal, tatsächlich ein Charmeur, schlagfertig. Der hatte sich erfolgreich um den Wehrdienst gedrückt. Man wurde ja danach immer gefragt, ob man denn auch verfolgt worden sei, und Springer antwortete stets: ,Ja und wie.' Er hatte wirklich auf allen Ebenen Erfolge..."
"Augstein kaufte sich amerikanische Schlachtschiffe, diese voluminösen Straßenkreuzer, darin fuhr er immer mit den schönsten Mädchen die Alster lang. Hans Huffzky (Constanze-Chef) wiederum stand mit seinem schicken Wagen am Dammtorbahnhof, wo die Straßenbahn hielt", und bot sich dort als Chauffeur für den Heimweg an.
Die Männer sagten: Okay, wir nehmen dein Foto. Sehen wir uns heute Abend?
Huffzky "fehlt mir noch heute täglich". Er war, erinnert sich Inge, "so wahnsinnig deutsch- mit vielen Qualitäten für mich, so paradox das klingt". Für Inge war es der größte Luxus, zu "Lemke" am Bahnhof eingeladen zu werden. "Ich war immer hungrig, und dort gab's Rumkirschen, eingelegt von Herrn Lemke persönlich, und Heringe nach Hausfrauenart und sooolche Steaks." Die blutjunge, bildhübsche Inge Schoenthal, nach Selbsteinschätzung "arrogant und mit Göttinger Bildungsdünkel" - aber auch herzlich, offen, schlagfertig, übermütig und mutig, lebenshungrig und unternehmungslustig "und lieb und nett sein, gemocht werden, - das war's auch. Dadurch gab es immer das Problem, den Männern klarmachen zu müssen, dass ich aber arbeiten wollte! Die Frauen damals waren ziemlich devot in der Zeit, und modisch war alles irgendwie unschick und fraulich. Man machte die Tür zu einer Redaktion auf, und die Kerle wollten was, waren irgendwie oversext, sagten, ok, wir nehmen dein Foto, und sehen wir uns heute Abend?' Für ein Foto und dann mit so'nem Kerl? Niemals!"
Inge Schoenthal wurde Fotoreporterin für Constanze und schrieb nebenher für andere Illustrierte, auch für die konservative Kristall: "Reporterin Inge Schoenthal, 22 Jahre alt, ist ohne viel Geld schon 43.000 Kilometer durch Europa getrampt. Sie kennt die Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien. Seit drei Jahren ist sie immer unterwegs. Jetzt fuhr sie über den Atlantik und entdeckte Amerika. Sie trampte. Sie hungerte. Sie lernte die Sprache. Sie verdiente sogar Geld in USA. Und alles war ein großes Abenteuer."
Constanze titelte: "Inge im Urwald", Unterzeile: "In der sterbenden Dschungelstadt Manaus am Amazonas". Inge fotografierte Edith Piaf in Paris und Greta Garbo an einer Fußgängerampel in New York. Die Göttliche putzte sich gerade die Nase, und Inge stand zufällig neben ihr. Für ein solches Foto hatten die großen Kollegen aus aller Welt seit Jahren vergeblich nach der Garbo auf der Lauer gelegen.
1952/53 - Es war die Zeit, in der die Grundgesetz-Mutter Elisabeth Seibert, heute 88 Jahre alt, für die Gleichstellung der Frau im Gesetz stritt und "Lilli" geboren wurde, die spätere Bild-Lilli, ein Witz-Figur-Weibchen im Stil der Bardot: Lilli zu ihrem Freund, der ihr in geblümtem Kleid die Haustür öffnet: "Deine ewigen Anspielungen auf die Gleichberechtigung nehmen allmählich recht alberne Formen an." Oder Lilli zum Sportlehrer: "Nachdem ich so lange Jiu-Jitsu gelernt habe, dass ich mir jeden Mann vom Leibe halten kann, frage ich mich, warum eigentlich?"
Blättern wir in Constanze, Bericht aus dem Arbeitsgericht: "Die 19-jährige Hausangestellte Anneliese war fristlos entlassen worden, weil sie sich mehrfach geweigert hatte, die Wäsche einzuweichen. Das Gericht billigte die fristlose Kündigung." Werbung: "Eine glückliche Frau. Sie trägt die ,Wunderbluse' aus Perlon. Kein Kochen. Kein Stärken. Kein Bügeln."- "Spalttabletten gegen die kritischen Tage." - "Wohin man hört, wohin man blickt: Die Losung lautet - handgestrickt!". Und unter der Rubrik "Treffpunkt der Wünsche": "Wo in der weiten Welt ist seriöser, ritterl. Einsamer, über 45 J., der eine charmante, elegante Dame, Lyzeumsbildung, sehr kultiviert, hübsche Figur, warmherzig, fraulich und tierlieb,39/1,60 als Lebenskameradin wünscht?" - "Konstrukteur, 28/1,65, evgl., sucht charaktervolles, natürliches Mädel mit Interesse an meinem beruflichen Streben. Bildzuschrift erbeten." - Die Stichworte der Frauen sind "anpassungsfähig, mit Vermögen, kultiviert, anmutig, mit schöner Aussteuer", die der Männer "zwecks Existenzaufbau, gebildet, gutaussehend, feinsinnig, in gesicherter Position".
Inge Schoenthal fuhr indessen nach Amerika, per Schiff und erster Klasse, gratis versteht sich, Pressekarte. Ebenfalls gratis fuhr Richard Tüngel, damals Chef der gerade gegründeten Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. "Er hatte die Kabine neben mir und zeigt mir während der zehntägigen Überfahrt - Passagierflugzeuge gab es ja noch nicht, bloß so alte Propellermaschinen - wie man was isst, Kaviar und Eier im Glas, und was man zu was trinkt. Dafür war ich ihm ewig dankbar. Ein entzückender alter Herr. Was sage ich, für mich damals, er war wohl erst fünfzig."
"Wenn du nach Amerika gehst", hatte Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt in seiner Wohnung in der Parkallee zu Inge gesagt, während gerade Autor Gregor von Rezzori in Rowohlts Küche mit Bedacht und Fingerspitzengefühl kochte, "dann besuche doch mal unseren Autor Ernest Hemingway. Der sitzt da doch. Bei dem ist irgendwie Funkstille. Der soll mal auf unsere Briefe antworten."
Amerika - "wer wusste damals schon in Deutschland, dass zwischen New York und Kuba, wo Hemingway lebte, 4.000 Kilometer lagen. Bis Miami bin ich getrampt und von dort mit einer Klappermaschine nach Havanna geflogen. Hemingway - das war ja die Story. Niemand kam an ihn heran, und die Deutschen hasste er obendrein, ,those crauts', bis auf Marlene Dietrich, die mochte er."
In einem fensterlosen Zimmer hinter der Küche der Familienpension "San Carlos" in Havanna ("es war heiß wie in einem Backofen") wartete Inge. Zwei Wochen antichambrierte sie per Telefon, endlich meldete sich "Papa Hemingway": "Ich ging mit weichen Knien an den Apparat. Da war seine Stimme: ,Ich schicke Ihnen mein Auto, mein Fahrer bringt sie zu uns heraus.' Darauf ich: ,Vielen Dank, ich nehme den Bus'. Der sollte bloß nicht denken, dass ich, die kleine dumme Deutsche mich nicht zurechtfinden würde. Darauf er: ,Wenn es so ist, bringen Sie Ihren Badeanzug mit, wir haben hier einen Swimmingpool.' Drei Wochen habe ich bei Hemingway und seiner Frau gewohnt."
Und dann gab es Krach zwischen Inge und Ernest: "Wir saßen in seiner kleinen Kneipe, er war schlecht gelaunt, hatte beim Fischen nichts gefangen, war ein bisschen betrunken und warf eine Handvoll kleiner Münzen auf den Boden, um die sich sofort die Kinder balgten. Ich fand das widerlich, irgendwie kolonialistisch, Herrengeste, und sagte ihm das. Er antwortete, er habe es gemacht, um beim nächsten Mal wieder gut empfangen zu werden und lasse sich von einer Deutschen so etwas nicht vorwerfen." Inge setzte, zutiefst enttäuscht und entrüstet, die "tolle story" entschlossen in den Sand und packte nachts heimlich ihr Köfferchen, um am nächsten Morgen in aller Frühe den Bus zurück nach Havanna zu nehmen. "Da saß Hemingway vor der Tür und sagte: ,Stalin ist heute Nacht gestorben'."
Man schrieb den 5. März 1953. Nichts von alledem in Constanze, bei der damals für die Reportage Peter Brasch zuständig war, bis vor kurzem noch Chefredakteur von Brigitte. Stattdessen ein Titelbild, an dem überdeutlich wird, was von der Eotoreporterin Inge Schoenthal vor allem erwartet und außerdem verlangt wurde: Vermarktung der eigenen Person. Das Bild zeigt einen aufgedunsenen, schmaläugigen alten Mann mit Stupsnase und ausgelatschten Wollklamotten, im Hintergrund das Meer, der nie auf einen Titel gekommen wäre, wenn er nicht eben Hemingway gewesen wäre, und daneben eine schöne, junge Frau, lachend, strahlend in dem damals modischen Badeanzug, trägerlos, ausreichend dekolletiert, die nie auf den Titel gekommen wäre, wenn sie so ausgesehen hätte wie Papa Hemingway. Zwischen ihr und Hemingway ein riesiger Fisch: "Der war aus der Tiefkühltruhe und schon längst tot."
Reaktion einer Leserin: "Liebe Constanze, ich bin eigentlich immer mit Dir zufrieden. Nur regen mich die Berichte Deiner Reporterin Inge Schoenthal auf, wie jetzt in Heft 14. 'Constanze war Gast bei Hemingway'. Der Bericht an sich ist ja schon recht, aber muss es sein, dass auf jedem Bild Inge Schoenthal mit darauf ist? Gewiss, sie ist sehr hübsch, aber die könnte es als Fotomodell doch einfacher haben, ohne im Text zu stören. Nimmt sie immer einen Fotoreporter mit oder macht sie alles mit Selbstauslöser? In diesem Fall kann ich ihr nur gratulieren, wie gut sie sich immer trifft!"
Inge Schoenthal traf weiter ins Schwarze. Sie lieferte ihre Manuskripte meist im Rohbau ab und zog wieder los. Die Redaktion arbeitete die Artikel um und aus. Bei Constanze gab es damals unter 13 Redakteuren vier Frauen, davon eine zuständig für den "Versuchshaushalt" und selbstverständlich keine in der Chef-Etage. Es war die Zeit, da der russische Sputnik kreiste, die Amis Bomben in den Pazifik warfen und Constanze forderte: "Im Namen aller Frauen - Schluss mit weiteren Atombomben - Versuchen!"
Da Constanze sich strickt gegen die "Ehe auf Probe" aussprach und zum Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgesetzes (1. Juli 1958) in einer nicht bloß platt und schlecht gemachten, sondern den Gleichberechtigungs-Anspruch verunglimpfenden Bilder-Story das Schauspieler-Ehepaar Nadja Tiller und Walter Giller herumkaspern ließ. Die Zeit, da über Amerika in ganz Europa der Busen-Terror ausbrach – der weibliche Körper bis zur Unkenntlichkeit mit Parafin aufgespritzt und eingefärbt zur superwasserstoffblonden Sexbomben.
"Liebe Constanze, ich bin 26 Jahre alt, seit vier Jahren verheiratet und eigentlich ganz glücklich, wenn mein Mann nicht das zweifelhafte Steckenpferd hätte, Busenschönheiten zu sammeln. Er hat sich extra ein Album gekauft, um all die Bardots, Lorens und Lollobrigidas einzukleben, die ihm erreichbar sind. Sein Sport hat mir regelrecht einen Minderwertigkeitskomplex eingeflößt, dabei kann ich nicht behaupten, dass ich busenlos bin. Immer, wenn er seine Trophäen betrachtet, bekomme ich zu hören: ,Ja, das sind Frauen, alles andere ist mehr oder weniger Ausschussware'."
Die Pille gab's nicht! Man starb ja vor Angst. Viele schöne Geschichten sind so gescheitert.
Inge Schoenthal hatte nicht unbedingt an Ehe, Heirat und Kinder gedacht. Freunde gab es viele, vor allem den sehr guten, sehr wichtigen und vertrauten Freund Heinrich Maria Ledig-Rowohlt. "Es ist bis heute eine ganz intensive Freundschaft geblieben... Mit jemandem zusammen sein, war immer allein meine Entscheidung. Na - und – die Pille gab's nicht! Man starb ja vor Angst. Viele schöne Geschichten sind daran gescheitert. Lohnt sich das Abenteuer? Mit dem Risiko? Schade. Und Abtreibungen damals - grauenhaft - schlecht gemachte Sache - mmmh! -grauenhaft."
Bei Rowohlt war es: Inge Schoenthal war gerade aus Ghana zurückgekommen, "von den emanzipierten Neger-Mammies; das waren so Geschichten, die ich mir ausdachte. Der afrikanische Staat war unabhängig geworden." Das nahm sie als "Aufhänger": "Die Frauen dort, überwiegend Analphabetinnen damals, hatten aber das ganze Wirtschaftssystem in der Hand. Sie handelten mit Lastwagen, Maschinen, Stoffen, Lebensmitteln, standen überall auf den Märkten, feilschten und hatten oft bis zu 80.000 Mark am Busen, im Dekollete."
Bei Rowohlt also saß Giangiacomo Feltrinelli. Der Hamburger Verleger nahm seine Freundin Inge beiseite und sagte: "Er hat in Italien einen linken Verlag, ist Kommunist, ich gebe heute Abend für ihn eine Party. Kannst Du nicht ein paar von Deinen linken Freunden mitbringen?" So kam es. 1959 heirateten sie in Mexiko. Der italienische Kommunist Giangiacomo heiratete mit Inge seine dritte Frau. "Die Scheidungen davor wie auch die folgenden Eheschließungen waren im Grunde nach damals geltendem italienischen Recht ungültig. Aber mich interessierte nicht das Dokument. Was ich ihm vielleicht voraus hatte: eine Weltoffenheit, die er nicht lebte. Er war italienisch, introvertiert. Aber gemeinsam sind wir immer im vierten Gang gefahren. Marxist war er, durch und durch, hat vieles vorausgesehen, sich auch geirrt. Dass wir uns trennten, ist eine fifty-fifty-Schuld. Er heiratete danach noch einmal."
Inge Schoenthal, geboren 1930 in Göttingen, deren jüdischer Vater von ihrer Mutter heimlich über Holland aus Nazi-Deutschland herausgebracht wurde ("Ich war damals sechs Jahre alt"), die unter dem Schutz des Namens ihres Stiefvaters, ein deutscher Berufsoffizier, als "Mischling ersten Grades, so nannten die das" die Hitler-Zeit unbeschadet überleben konnte, war wie alle Jugendlichen damals in jenen Tagen zu einem zu kurz geratenen Erwachsenen geworden. "Wir hamsterten, organisierten, schacherten. Nach dem Kriege war meine Familie ziemlich verarmt." Was danach kam, hatte sie sich hart erarbeitet: der Beruf, die Selbständigkeit und persönliche Unabhängigkeit.
Er war introvertiert. Aber gemeinsam sind wir immer im vierten Gang gefahren
Die Ehe mit Giangiacomo bedeutete: Ein fremdes Land, ein Mann, der schon zwei gescheiterte Ehen hinter sich hatte und: das Familien-Imperium Feltrinelli, italienischer Geld-Adel. Die großen Leute der Welt hatte sie als Fotoreporterin aufgestöbert und kennengelernt. Nun gehörte sie unvermittelt und unweigerlich dazu, tagein, tagaus, mit allen Privilegien und mit allen Verpflichtungen repräsentativer und familiärer Art.
1962 wurde Carlo geboren. "Er ist nie eine Einschränkung für mich als Frau gewesen. Um das Kind war ja der totale Apparat, bis zum zehnten Lebensjahr eine perfekte Schweizer Nurse. Er kann natürlich nicht kochen. Und nicht bügeln! Ich fürchte, er ist eine Art Pascha geworden. Mir gegenüber verhält er sich oft wie ein Ehemann, beschützend, dann gelangweilt angesichts meiner Aktivitäten. Er findet, ich mache zu viel, bin zu oft unterwegs. ,Was!? Du fährst schon wieder nach Rom? Muss das sein?' - Ich finde, es muss."
Und es macht ihr auch Freude. Inge Feltrinelli lebt in einem straff organisierten Chaos. Das zu beurteilen vermag am besten Maria Luisa Rotondi, seit 26 Jahren im Verlag Feltrinelli, Chefsekretärin und Chefdramaturgin des Unternehmens. "Ich bin am 30. Juni 1958 angefangen", sagt sie präzise und mit verhaltener Stimme. Unter den kurzen, grauen Locken ein schmales Gesicht, dessen Ausdruck vorwiegend von den Augen bestimmt wird: anrührender Charme mit viel Haltung. "Er war anders als sie. Es ist nicht immer bequem mit ihr. Sie ist ein Vulkan. Aber sie bringt mir immer etwas von ihren Reisen mit, hier, auch diese Bluse, und sie ist rücksichtsvoll. Wenn ich sehr beschäftigt bin, schreibt sie ihre Briefe allein, besorgt sie sich selbst ihre Tickets."
Maria Luisa Rotondi ist viel zu sehr Chefsekretärin, um - so angenehm diese Arbeitsteilung in hektischen Augenblicken sein muss – darüber nicht auch irritiert zu sein. Es gehört sich irgendwie nicht für eine Chefin.
In Mailand, in der Via Andegari ist die "Casa Bottega", wie Inge es nennt, der Verlag also, und "bottega" deshalb, weil oben gewohnt wird und unten das Büro ist, "wie früher bei den Handwerksfamilien". Inges Büro ist das ehemalige von Giangiacomo. Sie hat allerdings nicht seinen Schreibtisch angenommen. Der ist wie nahezu jedes Möbel und Teile des Fußbodens überdeckt mit Büchern, Büchern, Büchern. Inges Arbeitsplatz ist sehr viel kleiner, eher ein Schreibmaschinentischchen. Aber den bequemen Ledersessel hat sie akzeptiert, der nun mächtig als Chef-Thron vor dem niedrigen Tischchen protzt.
Während ich mich mit Maria Luisa über Inge Feltrinelli austausche und wir uns darin einig sind, dass il presidente von unverschämter Vitalität ist, springt Inge in der sehr schönen Mailänder Wohnung über uns herum. Ruhender Kontrapunkt zu ihr sind auch hier wie im Castello Villadeati "meine Mädchen", die etwa ihr Jahrgang sind. Das Personal. Man kennt sich seit gut 20 Jahren, ist sich gegenseitig verbunden, lebt in herzlicher Distanziertheit zur "patrona" oder "la signora", die es unvermindert "zutiefst genießt und tiefdankbar dafür ist, dass sie für mich kochen, hinter mir aufräumen, mir den Tisch decken und für mich sorgen."
Hortense Allende wird erwartet. Die Allende-Witwe hat der Feltrinelli-Witwe das gesamte Archiv der chilenischen Bewegung mitgebracht, dem sich unter Allende liberalisierendem Volksfront-Experiment, dem reaktionärste Kräfte der chilenischen Armee, angeführt von General Pinochet, ein blutiges und brutales Ende bereiteten. Vor der Archiv-Übergabe gab es einen offiziellen Akt und Empfang im Mailänder Rathaus, an dem der Bürgermeister, Diplomaten sowie die in- und ausländische Presse teilnahmen.
Insgesamt rund 6.000 Bücher, Flugschriften und Zeitungen sind dadurch Bestandteil des 400.000 Bücher umfassenden Feltrinelli-Archivs geworden, die wohl größte private Sammlung zur Arbeiterbewegung und - neben den staatlichen Archiven von Amsterdam und Moskau - mit die bedeutungsvollste. Im Oktober 1984 wird die Feltrinelli-Fondazione eine Bibliographie über das Allende-Material veröffentlichen.
Inge strahlt und freut sich, sie freut sich so ausgelassen und aufrichtig wie es nun einmal ihre Art ist. Auf ihre unmittelbare Umgebung, nämlich auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter färbt das ab und wird quasi zur Komplementärfarbe: Alle geben sich betont ruhig und gelassen. Völlig unberührt sind die Ehrengäste, die inzwischen eingetroffen sind und das italienische Menue genießen. Man sitzt an einem runden Tisch, speist und plaudert spanisch. Vis-à-vis von Senora Allende die samtbraune, schöne Primaballerina von der Oper Havanna/Kuba.
Buchhandlungen können ein hervorragendes Forum für Frauen sein
Das Erstaunliche an Inge Feltrinelli ist die Widersprüchlichkeit, die sie durch ihre eigene Widersprüchlichkeit in einem erweckt: Sie leitet erstens den "vielleicht nicht größten, aber erfolgreichsten" Verlag Italiens, der ein Forum für im weitesten Sinne linke Literatur ist, zu dem 13 Buchhandlungen - alle nördlich von Rom - gehören, die allesamt hoch technisiert und mit Computern ausgestattet sind (als erste in Italien).
Von 1955 bis 1980 erschienen 3.016 Titel, „ein imponierender Katalog“ bemerkte dazu das „Börsenblatt“ des Deutschen Buchhandels. 1981 musste sie 25 von etwa 90 Angestellten entlassen, was Italiens Gewerkschaft zähneknirschend und nur verbunden mit finanziellen Abfindungen hinnahm, aber ohne den Verlag auch nur einen Tag zu bestreiken, ein für Italien mittleres Wunder.
Inge Feltrinelli ist zweitens Mitglied des Aufsichtsrats des italienischen Verlegerverbandes AIE (Associazione Italiana Editori), „eine von zwei Frauen unter etwa 100 Männern“. Sie ist Vizepräsidentin der jüngst wesentlich durch sie initiierten Buchhändlerschule mit Sitz in Mailand. „Ich bin fanatische Buchhändlerin und bin der Meinung, alle Buchhandlungen sollten unter Denkmalschutz gestellt werden. Sie können außerdem ein hervorragendes Forum für Frauen sein, bieten Raum für Veranstaltungen und Diskussionen.“
Sie ist in zig anderen Gremien und wird voraussichtlich nicht darum herum kommen, die Präsidentin der Fahrrad-Bewegung Mailands zu werden. „Mir sind in 20 Jahren bestimmt 18 Fahrräder geklaut worden. Mein neuestes, ein altes, schweres, orangefarbenes Ding, will niemand haben.“
Sie ist Ehrenbürgerin von Mailand, „dieser Stadt, die von einem unglaublichen Luxus geprägt ist und darin jedes Paris, London oder New York schlägt; außerdem ist Mailand eine ordentliche Stadt, die Infrastruktur klappt. Hier leben zwei Millionen Menschen, eine überschaubare Gemeinschaft, in der man doch anonym bleiben kann.“ Doch: „Ich bin ein Katalysator der Stadt, ergo eine Person, die man einladen muss. Ich bin einer der Mittelpunkte und dazu eine Karawanserei; zu mir kommen Leute auch, um andere zu sehen. Ich bringe Menschen zusammen.“
Der Widerspruch nun, mit dem man sich selbst im Umgang mit Inge Feltrinelli ein wenig herumquälen muss, ist die übermütige, offene Unkompliziertheit und gefallen-wollende Weiblichkeit dieser anerkannt erfolgreichen, auch mächtigen, reichen Frau. - Wenig ist über einen Menschen in vier Tagen herauszufinden. Zusammenhänge sind nur zu erahnen. Ob sie stimmen - fraglich, und sie darum aufzuzeigen - riskant: Ist diese etwas zu grelle Art des sich öffentlich Gebens das Erbe der kecken, kleinen Inge Schoenthal, deren gute und hart erarbeitete Stories bei Constanze nur abgedruckt wurden, wenn die hübsche, attraktive Person dabei oft und nahezu fotomodellhaft im Bild war?
Nach 25 Jahren in Italien ist Inge Feltrinelli weder Deutsche noch Italienerin. „Meine Nationalität ist Milanesin.“ Sie hat keine Ressentiments gegenüber Deutschland. „Vielleicht ist das meine Arroganz. Meine Qualitäten werden hier als deutsch interpretiert, preussisches Pflichtbewusstsein zum Beispiel. Mein Gewissen schlägt bereits, wenn ich an einem Tag mal niemanden zum Geschäftsessen eingeladen habe. Und - ich führe abends regelmäßig Tagebuch, Stichworte, eine Agenda“. Wozu fraglos Disziplin gehört nach einem immer irgendwie anstrengenden Tag. „Ich kann genau sagen, was ich heute vor 15 Jahren gemacht habe.“ Lesen kann nur sie es, ein Konglumerat aus deutschen, englischen, italienischen Wörtern, geschrieben in ihrer raumgreifenden, hingeworfenen, großzügig angelegten Handschrift, aber verkürzt, zu einer intime Stenographie geworden.
Was in Deutschland geschieht, geht sie immer noch etwas an. Aus persönlichen Zusammenhängen wie vor allem aber auch aus global politischem Interesse „Aber es ist auch passional. Besonders das Schicksal von Ulrike Meinhof hat mich wahnsinnig aufgeregt. Sie war einmal hier bei mir im Castello Villadeati - lange, bevor sie in den Untergrund gegangen war. An diesem Abend führte sie ein langes Gespräch mit einem mir befreundeten Wissenschaftler aus Göttingen. Wir anderen haben ab einem Punkt nicht mehr folgen können, aber dieser Konversation fasziniert und irgendwie ergriffen gelauscht. Sie hatte einen glänzenden analytischen Verstand. Ich bin überzeugt davon, dass ihr Schicksal anders verlaufen wäre, wenn sie ihre Qualitäten rechtzeitig hätte einsetzen können, zum Beispiel als politische Kolumnistin beim Spiegel. Aber, ich glaube, Augstein hatte Zweifel an ihr, an ihren Fähigkeiten, vielleicht auch Angst vor ihr Unbedingtheit. In der Zeit, in der ich sie kennenlernte, war sie eine sehr intensive Frau, ernsthaft, integer. - Ja. - Die Ehe. - Er hat sie vertrieben — ins Nichts.“
Wenn Inge Feltrinelli an einem Abend einmal wirklich keine Termine hat, dann „gehe ich um acht Uhr ins Bett, da schalte ich das Telefon ab und das TV ein und sehe mir auf einem der privaten Sender auch manchmal die Pornos an, herrlich biedere Hausfrauen-Strips. Ohne Ton versteht sich. Dabei lese ich meine Zeitungen, deutsche, englisch italienische, die Fachblätter und Bücher, Bücher, Bücher. Da liege ich dann gemütlich in meinen Kissen mit viel Creme im Gesicht. Wun-der-schön ist das."
Viola Roggenkamp