AfD: Alternative für Antifeministen
„Gleichberechtigung statt Gleichmacherei“ lautet der Titel der Facebook-Aktion der Jugendorganisation der AfD. Und auf 21 Fotos wird plastisch demonstriert, wie es gemeint ist. „Ich bin keine Feministin, weil ich mir gerne die Tür aufhalten lasse“, erklärt die eine, die wie alle anonym bleibt. „Ich bin keine Feministin, weil ich auch ohne Gender Eier in der Hose habe“, demonstriert die andere. „Ich bin keine Feministin, weil mein Mann mein Fels in der Brandung ist“, gesteht eine Dritte.
Sprüche von gestern? Schön wär’s. Aber vielleicht sind das ja die Sprüche von morgen. Denn es fällt auf, dass vor allem die Jüngeren sich neuerdings anti-emanzipatorisch profilieren. So plädierte die Junge Union jüngst gegen die „Pille danach“, mit dem Argument, die könnte dem Embryo schaden.
Als die AfD im vergangenen Jahr bei den Bundestagswahlen mit 4,7 Prozent knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, erregte das die aufrechten Demokraten. Eine rechtspopulistische, antieuropäische Partei – die womöglich bei den nächsten Wahlen in die Parlamente einzieht? Was für ein Skandal! In der Tat.
Aber die AfD steht auf zwei Säulen: Die eine ist der antieuropäische, nationalstaatliche Geist. Die zweite ist der antiemanzipatorische, patriarchale Geist. Den verkörpert der allmächtige Parteichef Bernd Lucke schon in Person – und betreibt Beatrix von Storch mit Verve. Sie ist auf Platz Vier der AfD-Liste die erste weibliche Kandidatin zur Europa-Wahl.
Storch hat mit ihrem Ehemann Sven zusammen den Verein „Zivile Koalition“ gegründet, in deren Programm u.a. zu lesen ist: „Die derzeitige Entwicklung läuft auf eine Aushöhlung der Ehe hinaus“. Damit meint sie die Homo-Partnerschaft. Aus dem Umfeld von Storchs Verein kommt auch eine Kampagne in Baden-Württemberg, initiiert gegen den Bildungsplan, der die Akzeptanz auch von Homosexualität und Bisexualität auf dem Programm hat. „Elternrecht wahren! Akzeptanz sexueller Vielfalt per Schulpflicht – Nein!“ heißt die.
Überhaupt das Elternrecht. Das Netzwerk, dessen Sprecherin Storch nach wie vor ist, fordert recht unverblümt die Einschränkung der Schulpflicht. Über Bildung und Erziehung zu entscheiden sei das „natürliche Recht“ der Eltern, das vom Staat nicht angetastet werden darf. Die lieben Kleinen sollen z.B. durch Hausunterricht von der „Sexualisierung der Kindheit durch staatliche Sexualerziehung“ geschützt werden.
Und nun sind wir schon mitten drin in dem sattsam bekannten Topf von Fundamentalisten und selbsternannten „Maskulisten“, diesen professionellen Antifeministen. Im Chor mit ihnen wettert die AfD-Kandidatin Storch gegen die „Genderideologie“ und „Gendermainstreaming“, diese widernatürliche Lehre, die behaupte, dass es „Mann und Frau gar nicht gibt“. Frau von Storch möchte sich dafür einsetzen, dass diese Ideologie ersatzlos gestrichen wird.
So weit ist die Emanzipation in Deutschland also nach 40 Jahren Aufbruch der Frauenbewegung gekommen, dass man und frau ein ganzes Parteiprogramm auf dem Antifeminismus aufbauen kann. Klare Sache. Dann wissen wir wenigstens, wen wir auf keinen Fall wählen dürfen, bzw. ersatzlos streichen sollten.
Aktualisiert am 22.4.2014