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Aktion: In den Schuhen von Tatjana

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Wir sind eine Gruppe von KunststudentInnen der Universität Osnabrück (vier Frauen, ein Mann). Wir sind zwischen 21 und 25 Jahre alt und haben alle letztes Wintersemester den didaktischen Kurs über künstlerische Interventionen im öffentlichen und halböffentlichen Raum belegt. Der Anspruch, etwas Politisches aufzugreifen, war uns wichtig. Irgendwann standen dann die Themen Menschenhandel und Prostitution im Raum, da sie uns am meisten berührten, schockierten und wir das Bedürfnis hatten unsere Fassungslosigkeit darüber zu teilen.

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Wir entschieden uns für das Symbol ausgelatschter, schmutziger, aber auch zum Milieu passender Schuhe. Wir wollen durch die einzeln beschrifteten Pappschilder schockieren. Nimmt man das Paar Kinderschuhe mit der Beschriftung "Neugeborenes Mädchen 1.000 Euro" als Beispiel für Reaktionen von Passanten und Passantinnen, dann konnte man vor allem bei Frauen Schockiertheit, Wut auf die Zustände, Fassungslosigkeit und Ekel erkennen. „Schon heftig, wenn man in solch einem Zusammenhang Kinderschuhe sieht.“ Oder: „Die Schuhgrößen sind krass!“ Man konnte auch beobachten, dass die PassantInnen sich das Thema gegenseitig erklärten. Manche diskutierten, ob es überhaupt noch Zwangsprostitution gäbe...

Wir wollten unsere Fassungs-
losigkeit über Prostitution teilen

Viele haben die Schilder umgedreht, wenn der Wind eines umblies, um sie zu lesen. Passanten bückten sich, um die Schuhe näher zu betrachten, lasen jedes Schild systematisch durch, umkreisten das Viereck und schüttelten den Kopf. Eine Jungengruppe stieß ein paar Schuhe um und las sich die Schilder in gebrochenem Deutsch gegenseitig vor. Andere stellten die Schuhe wieder auf. Manche schritten in das Viereck um auch die Schuhe in der Mitte gut anschauen und anfassen zu können.

Manchmal wurden wir auf die Aktion angesprochen und wie wir darauf gekommen seien. Ob es wahre Schicksale sind, die wir zeigen und was uns selbst am meisten dabei berührt. Viele haben aber auch darüber gesprochen, dass sie mehr Erklärungsbedarf hätten. Andere waren der Meinung, dass sich alles von selbst erkläre.

Das war unsere erste Aktion in dem Bereich, wir sind da noch am Herantasten und hätten auch nicht erwartet, dass unser Debüt so große Wellen schlagen könnte. Wir sind alle in verschiedenen Bereichen der Kunst verankert. Und bisher haben wir uns eher in der analogen Photographie und der Malerei bewegt. Deshalb sind solche Aktionen und Interventionen noch ein wenig Neuland für uns. Wir haben vor, die Aktion noch mehrmals zu zeigen. Dann aber in anderen Städten.

Sarah Marie Caroline Dahm  - Kontakt: sdahm(a)uni-osnabrueck.de
 

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