Antifa bedroht Feministin mit Tod
Richtig bekannt geworden ist die feministische Aktivistin Marguerite Stern 2019 mit ihren Collagen gegen Femizide (Frauenmorde). Sie erfand die Form: Einfache weiße DIN-A-4-Blätter, auf denen jeweils ein Großbuchstabe steht und mit denen jede und jeder Protestcollagen machen kann. Die Protestform machte Schule und verbreitet sich seither über ganz Frankreich; zuletzt in Avignon, zum Prozess gegen den Ehemann von Gisèle Pelicot, der seine Frau hundertfach vergewaltigen ließ.
Zuvor war Marguerite Stern bei den Femen aktiv. Sie wagte u. a., in Tunesien gegen die Verurteilung einer Feme mit bloßem Busen auf der Straße zu protestieren und kam dafür ins Gefängnis. Neun Monate lang. Ab 2018 arbeitete sie mehrere Jahre lang in Calais und Marseille mit jugendlichen Migranten und Asylbewerbern, die den Halt verloren hatten.
Marguerite Stern? Fanden (fast) alle gut! Jetzt aber wird sie mit ihrer Mitkämpferin Dora Moutot gewalttätig verfolgt und mit dem Tode bedroht. Das berichtet als erster der (konservative) Figaro.
Was hat Marguerite Stern sich also zuschulden kommen lassen? Sie hat im April 2024 zusammen mit ihrer Freundin Dora Moutot ein Buch über die „Transmania“ veröffentlicht. Wohlgemerkt: Nicht über Transsexualität an sich, sondern über „den gefährlichen Irrweg der Transideologie“. Eine Ideologie, die bei Geschlechtsrollen-Irritationen den Personenstandswechsel, Hormon-Einnahmen und verstümmelnde Operationen für die Lösung hält – und damit schon viel Unheil angerichtet hat. Das ist seit 2016 rechtlich auch in Frankreich möglich.
Marguerite Stern und Dora Moutot veröffentlichen ihr „Manifest“, weil „wir von einem universalistischen Feminismus zu einem orwellschen Feminismus verkommen sind, der sich unter die Transgender-Ideologie duckt und bei dem es nicht mehr um Frauen zu gehen scheint“. Für sie ist eine Frau ein „Produkt von Natur, Kultur und Persönlichkeit“. Sie wollen „nicht das biologische Geschlecht abschaffen, sondern die Klischees, die den Geschlechtern zugeschrieben werden“.
Für diese Sicht der Geschlechter werden die beiden Frauen nun von Transideologen verfolgt. Jede Lesung wird grölend gestört, wenn nicht verhindert. Veranstalter werden eingeschüchtert, Fenster eingeschlagen. Am 5. Oktober nun eskalierte das Ganze. Ein Hundertertrupp störte eine Lesung der Autorinnen im Quartier Latin. Sie agierten so gewalttätig, dass die beiden Frauen in Lebensgefahr schwebten und in Sicherheit gebracht werden mussten. Die Polizei verhaftete 55 der Protestierenden, sechs blieben länger in Haft. Zahlreiche ProtestlerInnen waren mit professionellen Teleskop-Schlagstöcken und Messern bewaffnet, Sprengstoff wurde gefunden.
Am 16. Oktober erschien in dem Antifa-Blatt Paris luttes info ein Aufruf zum Mord an Marguerite und Dora. Darin heißt es wörtlich: „Wir wehren uns nicht nur mit Worten gegen die Transphoben und Faschisten, in der schönen Welt der Debatten und der Ideen (…), wir wehren uns physisch und mit Gewalt gegen ihre gesamte Existenz. Das geht nur mit Gewalt und durch das Zertrümmern der Köpfe dieser Personen. In diesem Sinne ist ein Teleskop-Schlagstock ein Schritt in die richtige Richtung.“
Das macht nun selbst die recht unerschrockene Marguerite Stern fassungslos. „Angesichts dieses Mordaufrufes“, sagt sie, „fürchte ich zum ersten Mal, dass sie es ernst meinen.“
„Wir sind gewalttätig und gefährlich, weil diese Welt gewalttätig und gefährlich ist“, fahren die Antifas in ihrem Text gegen Stern fort. „Denn wir leben in Zeiten der Gewalttätigkeit und Transphobie, des Sexismus, der Heterosexualität und des Kapitalismus“ usw. usf. – Die Älteren unter uns Deutschen kennen diesen selbstgerechten, pseudorevolutionären Ton noch von der RAF und ihren Nachfolgeorganisationen.
Stern und Moutot nennen sich inzwischen „Femelliste“. Das sind für sie Menschen, die ein XX-Chromosom und eine Gebärmutter haben, also biologische Frauen sind. Denn, sagen sie, Frausein ist kein „Gefühl“, sondern eine „biologische Realität“. (Im englischsprachigen Raum lancierte Posie Parker den Begriff: Femalist.) „Wir leben in einer Epoche, in der das ‚Gefühl‘ mehr zählt als die Realität“, klagen sie. „Und in der ‚Transgenderisme‘ eine Art Religion geworden ist.“
„Die Genderdysphorie ist eine psychiatrische Störung. Das ist keine Beleidigung. Auch ich habe psychiatrische Störungen“, fügt Marguerite hinzu. „Gewisse Personen, die Störungen haben, sollten in der Tat transitionieren können, hormonal oder auch operativ. Aber das sollte nicht hindern, nach der Ursache dieser Störung zu suchen: ist sie sozialer Natur, Autismus geschuldet oder einem posttraumatischen Stress nach sexueller Gewalt zu verdanken? Denn: Behandeln ohne nach den Ursachen zu suchen, das ist wie ein Pflaster auf eine klaffende Wunde pappen.“
In Frankreich erklärten Polizei und PolitikerInnen, sie nähmen die Vorkommnisse „sehr ernst“. Marguerite Stern und ihre Mitstreiterin könnten mit vollem staatlichem Schutz rechnen.
Soweit ist es gekommen, dass KritikerInnen der „Transmania“ um ihr Leben fürchten müssen und Polizeischutz brauchen. Warum schweigen so viele Linke, Liberale, Konservative, ja sogar Feministinnen dazu?
Weiterlesen: Dora Moutot & Marguerite Stern: Transmania (Magnus Verlag), bisher nur auf französisch.
Ausgabe bestellen