Bachelor: Tanzschule oder Bordell?
Zu vermuten, dass (fast) allen Beteiligten klar ist, dass das Ganze ein Fake ist. Der 33-jährige Christian und angebliche Junggeselle auf Brautschau soll eine Freundin haben, meldete Bild: Die Profi-Pokerin Sandra Naujoks. Ausgerechnet, sie wäre der Antityp der 22 sich dauerlächelnd anbietenden „Damen“, wie die Frauen tituliert werden (ganz wie in der Tanzschule oder im Bordell).
Der Bachelor-Darsteller soll eine Freundin haben.
Auch die 22 Damen werden ihre Gründe haben, an der Sendung teilzunehmen. Für einige von ihnen ist die öffentliche Demütigung in der Sendung vielleicht weniger hart als das, was sie sonst so erleben. Andere werden so naiv sein, wirklich zu glauben, damit könnten sie Karriere machen. Wieder andere treibt einfach der grassierende Hang zur öffentlichen Entblößung und Selbstdarstellung in die Sendung.
Wie auch immer: Das Entscheidende ist das Publikum, sind die Frauen und Männer, die diese Sendung einschalten. An sie richtet sich die Message. Die Message vom willigen Doofchen, das ergeben darauf wartet, von IHM auserwählt zu werden.
Die Einschaltquoten sind beachtlich: 22 Prozent aller FensehzuschauerInnen haben gestern den Bachelor gesehen (statt des Krimis im ZDF oder der Einstein-Biografie auf 3SAT). Das ist fast jedeR Vierte. Und es ist anzunehmen, dass mehr Frauen als Männer gucken. Der Traum vom Traummann.
Der aktuelle Bachelor-Darsteller Christian Tews lebt in Berlin, hat einen Drink erfunden, den er auch selber vermarktet, und gibt als seine Hobbies an: Kochen, Tennis, Reisen und Motorradfahren. Was will frau mehr?
Weibliche Demütigung ist wieder geil.
Christians Traumfrau soll nicht nur gut aussehen und Single sein, sondern auch „intelligent und humorvoll“. Da wird’s schon knapp. Denn selbst wenn die 22 diese Eigenschaften hätten, wären die in der Traumvilla in Kapstadt, wo die Damen mit ihrem Traummann kaserniert sind, nicht gefragt. Gefragt ist, dass sie untereinander kichern, tuscheln und zicken, wie Frauen das eben so tun – oder aber im Damen-Haufen bibbern in der Hoffnung, von Christian nicht weggeschickt, sondern erwählt zu werden.
Die Situation erinnert an die Tanzschule. Aber da standen wenigstens 22 Damen 22 Herren gegenüber. Noch dichter ist die Inszenierung am modernen Luxusbordell, wo sich ebenfalls Dutzende von Damen knapp oder gar nicht bekleidet anbieten – und hoffen, erwählt zu werden. Sie müssen ja Geld verdienen.
Kurzum: Die Sendung ist einfach zum Kotzen! Noch schlimmer ist nur, dass RTL mit seinem Kalkül richtig liegt – und die Menschen, vor allem Frauen, sich so was auch noch reinziehen. Soweit sind wir jetzt wieder: Weibliche Demütigung ist geil.