Berlin: Demo gegen Homophobie
„Wir haben das Recht zu leben wie wir sind!“ So lautet das Motto der Demonstration, zu der am Sonntag, 12. April, mehrere Tausend Lesben und Schwule erwartet werden. Sie startet um 13 Uhr am Tempelhofer Feld, in direkter Nähe zur Sehitlik-Moschee und führt dann durch das bekanntlich von vielen muslimischen Familien bewohnte Neukölln.
3.500 Menschen haben auf Facebook schon ihr Erscheinen angekündigt
Wie schwer es homosexuelle Mädchen und Jungen in vielen konservativen muslimischen Familien haben, hat Nasser El-Ahmad erleben müssen. Der 18-Jährige, dessen Familie aus dem Libanon stammt, wurde vor zwei Jahren von seiner Familie entführt, weil er im Libanon zwangsverheiratet werden sollte. Die Entführung endete an der rumänischen Grenze, wo Grenzbeamte misstrauisch wurden und den Jungen befreiten. Zurück in Berlin, zeigte er seinen Vater und zwei Onkel an. Mitte März verurteilte das Amtgericht Berlin-Tiergarten die drei Männer wegen Freiheitsberaubung zu einer Geldstrafe.
„Ich bin kein Typ, der sich versteckt. Ich will der Welt die Augen öffnen, ich will die Leute wachrütteln“, sagt Nasser. Deshalb rief er, gemeinsam mit dem LSVD, zu der Demo am Sonntag auf. 3.500 Menschen haben auf Facebook schon ihr Erscheinen angekündigt. Es wäre die größte Demo gegen Homophobie, die Neukölln bisher gesehen hat.
Schon 2005 startete das Netzwerk MILES (Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule) des LSVD Berlin-Brandenburg eine Plakatkampagne, um homosexuelle Jugendliche zum Coming out zu ermutigen. Sie richtete sich auch gezielt an Mädchen: „Cigdem ist lesbisch. Vera auch! Sie gehören zu uns. Jederzeit!“ lautete der Slogan. „Besonders junge Lesben aus MigrantInnenfamilien müssen befürchten, von den Familien verstoßen oder zwangsweise verheiratet zu werden", erklärte MILES. „Wir wollen uns mit dieser Kampagne für die sexuelle Selbstbestimmung junger Frauen und die Akzeptanz der lesbischen Lebensweise einsetzen."
Cigdem ist lesbisch. Vera auch! Sie gehören zu uns. Jederzeit!
2009 riefen LSVD und MILES dann das „Bündnis gegen Homophobie“ ins Leben, dem auch der „Türkische Bund Berlin“ (TBB) angehört.
“Homophobie hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Gemeinsam mit dem LSVD Berlin-Brandenburg werden wir im Rahmen unserer politischen Aktivitäten und unserer Projekte für Respekt und Akzeptanz für gleichgeschlechtliche Lebensweisen eintreten“, erklärt TBB-Vorstandssprecher Safter Cinar.
Die Sehitlik-Moschee hingegen ließ schon zweimal einen Gesprächstermin mit lesbischen und schwulen VertreterInnen in ihren Räumen platzen. Deshalb fordert der LSVD „die Berliner Moscheegemeinden auf, sich für lesbische Musliminnen und schwule Muslime zu öffnen.“
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