Auch wir Frauen können predigen!
„Ich durfte die Kinder auf die Taufe und Erstkommunion vorbereiten, aber nicht selbst taufen und bei der Erstkommunionfeier nur Statistin sein. Ich durfte die Krankenkommunion zu den Menschen bringen, aber den Wunsch der alten Frau, bei mir die Beichte abzulegen, weil es sich von Frau zu Frau leichter sprechen ließe, musste ich abschlagen. Später in der Altenseelsorge habe ich die Menschen beim Sterben begleitet, aber ich durfte bei der Krankensalbung nur dem fremden Priester den Weg weisen, der im Eilschritt von Zimmer zu Zimmer hetzte.“
Martina Kreß arbeitet nicht mehr für die Kirche. Vor fünf Jahren hat die Religionspädagogin gekündigt. Sie hat „den Kampf aufgegeben.“ Aufgeben kommt für Schwester Philippa nicht in Frage. Die „klerikale Männerkirche“, sagt die Benediktinerin in der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim, sei eine „amputierte Kirche, weil sie mehr als die Hälfte aller Gläubigen, nämlich die Frauen, von den Weiheämtern ausschließt.“ Die 65-jährige Ordensfrau ist Delegierte beim „Synodalen Weg“, den die Bischofskonferenz im März 2019 nach dem Missbrauchsskandal ins Leben gerufen hat. Philippa Rath ist im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“, in dem Katholikinnen de facto um den Zugang von Frauen zu den geweihten Ämtern kämpfen. Dort stellte Schwester Philippa fest: Es fehlt etwas. Die persönlichen Geschichten der abgewiesenen Frauen. Also schrieb die Ordensfrau einen Aufruf an zwölf Frauen, die sie darum bat, ihre Geschichte aufzuschreiben. Ihr Ziel: „Erschütterung auslösen“.
Die Frauen schrieben. Allerdings landeten im Posteingang von Schwester Philippa nicht zwölf Geschichten von Berufung und oft maßloser Enttäuschung, sondern 150. Und die sind tatsächlich erschütternd. Dass Papst Johannes Paul II. 1994 das Weiheamt für Frauen für unmöglich erklärte, lässt die Ordensfrau nicht gelten. „Basta-Entscheidungen sind nie hilfreich, auch nicht, wenn sie immer wiederholt werden“ sagt sie. „Ewig ist für mich nur der Herrgott selbst.“
WEITERLESEN: Schwester Philippa Rath (Hg): Weil Gott es so will (Herder)
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