Bem vindas, mulheres!
In diesem Jahr ist Brasilien Gastland der Frankfurter Buchmesse (bis 13. Oktober). Motto: „Ein Land voller Stimmen“. Von den 70 Stimmen, die nach Deutschland kommen, sind 23 weiblich. Es wird um die Bekannteren gehen, wie die hier Vorgestellten. Und um die noch zu Entdeckenden, wie Adriana Lisboa („Der Sommer der Schmetterlinge“, 2013), die für eine jüngere Generation brasilianischer Schriftstellerinnen steht. Die BrasilianerInnen auf der Buchmesse sind die VorbotInnen dessen, was in den kommenden Jahren passieren wird. Die ganze Welt wird dann auf das größte lateinamerikanische Land blicken: 2014 zur Fußball-WM und 2016 zu den Olympischen Spielen.
Welche Botschaft bringt uns Brasilien jetzt? Die Frauen eine gemischte: Mit dem Ende der Militärdiktatur in den 1980er Jahren ging es für die Brasilianerinnen erst mit kleinen, dann mit immer größeren Schritten voran. Seit 2010 hat Brasilien sogar eine Präsidentin, Dilma Rousseff. Die gewann die Wahl 2010 u.a. gegen eine ebenso engagierte Frau: die Umwelt-Aktivistin Marina Silva von der Grünen Partei. Rousseff – zu Zeiten der Diktatur Guerillakämpferin, unter ihrem Vorgänger Lula da Silva Energieministerin – war beim Volk bisher beliebt. Bis in diesem Sommer vor allem die jungen BrasilianerInnen zu Hunderttausenden auf die Barrikaden gingen.
Anfangs symbolisch gegen eine Preiserhöhung von umgerechnet zehn Cent für Bustickets – dann umso vehementer für eine bessere Sozial- und Bildungspolitik. Gegen Korruption. Und gegen die Milliarden an Steuergeldern, die in die Ausrichtung der Sportgroßereignisse fließen. Denn Brasilien ist nicht nur ein Land mit rasantem Wirtschaftswachstum, in dem 40 Prozent der Chefposten in den führenden Unternehmen von Frauen besetzt und 60 Prozent der HochschulabsolventInnen weiblich sind. Brasilien hat auch das düstere Gesicht der Machokultur: Der Frauenanteil im Parlament ist trotz Staatschefin gering (8 Prozent). Abtreibungen sind in dem hoch katholischen Land verboten. Alle 15 Sekunden wird in Brasilien eine Frau misshandelt. Prostitution und Sextourismus grassieren. Und nirgendwo sonst auf der Welt sind Schönheits-OPs so verbreitet (und so leicht zu haben) wie in Brasilien.
Und: „Lange Zeit haben Autorinnen in Brasilien nur eine marginale Rolle gespielt. Aber das hat sich geändert“, sagt Eva Karnofsky, Lateinamerika-Expertin und selbst Autorin mehrerer Bücher. In der aktuellen EMMA hat sie drei der wichtigsten Schriftstellerinnen aus Brasilien porträtiert.