Ost-Wahlen: Der Gender Gap

Björn Höcke nach der Wahl. Foto: Imago Images/Chris Emil Janßen
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Hätten in Sachsen nur Männer gewählt, wäre auch dort die AfD die stärkste Partei. Dann wäre nicht Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) der Wahlsieger, sondern AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban - wie Björn Höcke in Thüringen. Der hauchdünne Sieg der sächsischen CDU über die AfD von gerade mal 1,3 Prozent ist den Frauen zu verdanken. Die wählten zu 34 Prozent die CDU (insgesamt knapp 32%), aber nur zu 25 Prozent die AfD (insgesamt 30 %). Die männlichen Wähler hingegen stimmten in Sachsen zu 35% für die AfD und nur zu 29% für die CDU. Das macht in Bezug auf die AfD einen enormen Gender Gap von 10%,  bei der CDU 5%.

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41 % der jungen Männer wählten die AfD, aber nur 28% der jungen Frauen

Doch bei den jüngeren Wählerinnen unter 44 ist die AfD ebenfalls die stärkste Partei. Die Wählerinnen ab 45 hingegen stimmten mehrheitlich für die CDU. Michael Kretschmer hat seinen knappen Sieg also vor allem den älteren Wählerinnen zu verdanken.  

In Thüringen hingegen ist die AfD bei Frauen wie Männern die relativ stärkste Partei geworden, und das in jeder Altersgruppe. Allerdings ist auch hier der Gender Gap beträchtlich. Insgesamt wählten 8% mehr Männer die Partei, deren Vorsitzender Björn Höcke findet, dass Deutschland wieder „mannhaft“ werden müsse (39% Männer, 27% Frauen). Die jungen Männer bis 29 stimmten sogar zu 41 Prozent für Höcke - aber nur 28 Prozent der jungen Frauen.        

Wenn also die Jugendforscher angesichts der Wahlen in Sachsen und Thüringen erstaunt bis entsetzt darüber sind, dass „die Jugend“ rechts wählt, dann stimmt das zwar im Prinzip. Aber dennoch ist der Gender Gap von 13 Prozent so groß, dass die Forscher sich die Frage nach den Gründen für den massiven Jungmänner-Überschuss und das Zögern der jungen Frauen stellen sollten. 

Die Zeiten, in denen SPD wie Grüne auf junge Frauen zählen konnten, sind vorbei

Richtig ist: Die Zeiten, in denen die Gleichung jung = links galt, sind vorbei (und das nicht nur im Osten); die Zeiten, in denen SPD wie Grüne auf die jungen Frauen als feste Bank rechnen konnten, auch. In Sachsen wie Thüringen machten junge Frauen bei den Grünen genauso selten ihr Kreuz wie junge Männer, nämlich zu 9 bzw. 7%. Der traditionelle Gender Gap in dieser Wählergruppe ist für die Grünen perdu, wie auch bei der SPD. Nur die jungen Wählerinnen in Thüringen gaben der SPD deutlich mehr Stimmen als die jungen Wähler, nämlich doppelt so viel mit 12% (junge Männer: 6%).       

Einen nicht ganz so großen, aber durch alle Altersgruppen deutlichen Gender Gap gibt es beim Bündnis Sahra Wagenknecht. Das BSW, das aus dem Stand mehr Stimmen holte als jede Ampel-Partei, wurde in beiden Bundesländern zu 3% mehr von Frauen gewählt. Besonderen Zuspruch bekam das BSW in Thüringen bei den Wählerinnen mittleren Alters. Dort war die Bürgermeisterin a.d. von Eisenach angetreten, Katja Wolf. Die Wählerinnen zwischen 30 und 59 wählten die Wagenknecht-Partei zu sechs Prozent mehr als die Wähler im gleichen Alter.

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