Bundeswehr: Ende der Wehrpflicht in
Heute traten die letzten 12.150 wehrpflichtigen Soldaten den Dienst am Vaterland an. Ab dem 1. Juli ist die Wehrpflicht „ausgesetzt“, sprich abgeschafft, und gibt es nur noch Freiwillige. Das ist ein historischer Schritt, dessen Ausmaß Jüngere kaum ermessen können.
Denn gerade in Deutschland wurde ab der damals heftig umstrittenen Wiedereinführung von Wehrmacht bzw. Bundeswehr im Jahr 1957 sehr heftig über eine deutsche Wehrpflicht nur wenige Jahre nach dem Naziregime gestritten. Und die Zahl der Wehrdienstverweigerer bzw. Wehrdienst-Flüchtlinge (z.B. nach Berlin) war hoch. Einerseits. Andererseits verweigerten BRD wie DDR gleichzeitig Frauen den uneingeschränkten Zugang zur Armee. Argument in der Bundesrepublik: Frauen seien „von Natur aus“ das friedliche Geschlecht, ergo für den Wehrdienst nicht geeignet. Dieses biologistische Argument rief ab 1979 den Widerspruch von Alice Schwarzer auf den Plan.
Die hatte nun eine akrobatische Leistung zu vollbringen: Gleichzeitig Pazifistin und gegen das Berufsverbot für Frauen im Bund zu sein. Bis zuletzt hielten vor allem Grüne, SPD und außerparlamentarische Linke plus vieler Frauenbewegter an dem Nein für Frauen in der Bundeswehr fest. Bis die EU Deutschland zwang, das Berufsverbot aufzuheben.
Seit dem 1.1.2001 hatten Frauen auch in Deutschland einen uneingeschränkten Zugang zur Bundeswehr, inklusive Ausbildung an den Waffen und Spitzenpositionen. Wie weit sie dabei gekommen sind, berichtet Barbara Sichtermann in der aktuellen EMMA.
Jetzt also die Berufsarmee. Das hat Vorteile (keine Wehrpflicht mehr). Es kann aber auch Nachteile haben (mangelnde demokratische Kontrolle der Armee). Wir werden sehen.
EMMAonline, 3.1.2011
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EMMA-Kampagne Frauen beim Militär