Die Mütter für Rentengerechtigkeit
Wie waren denn die Reaktionen auf ihre Aktion in Köln?
Brigitte Neuss: Mir ist eine ältere Frau im Gedächtnis geblieben, die plötzlich vor uns stand und anfing zu weinen. Sie hat mit erzählt, dass sie im Monat mit 600 Euro Rente auskommen muss. Das hat mich wirklich betroffen gemacht. Darüber hinaus waren die meisten Begegnungen aber sehr positiv. Frauen, die zu uns kamen und ihre Männer gleich hinter sich herzogen und sagten: Das unterschreibst du jetzt auch! Jüngere sind oft etwas zögerlich, denen müssen wir erst mal erklären, worum es eigentlich geht.
Was sagen Sie denen?
Na, dass es sie ganz genau so betrifft! Jüngere Männer und Frauen sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Eltern im Alter zu unterstützen, wenn die nicht ausreichend Geld für ihre Wohnung oder für die Pflege haben. Das ist vielen nicht klar. Oder auch, dass wir damals zum Beispiel so etwas wie einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung gar nicht hatten.
Wie viele Kinder haben Sie?
Zwei Töchter und einen Sohn. Jahrgang 1978, 81 und 84. Und die kennen mich! Ich habe schon in den 1980ern gegen Krieg und für Frauenrechte gekämpft. Meine Kinder wissen: Wenn ich mich durchsetzen will, dann passiert das auch!
Wie kam es denn zu der Gründung der „Mütter für Rentengerechtigkeit?“
Wir haben im Dezember einen Artikel im Bonner Generalanzeiger gelesen, in dem in etwa das Folgende stand: Schäuble hat kein Geld für uns Mütter, er muss ja den Euro retten. Darüber haben wir uns alle sehr geärgert. Ich gehe in zwölf Monaten in Rente, die meisten anderen von uns sind es schon. Und da dachten wir: Butter bei die Fische, es ist ja schließlich Wahljahr. Und haben unsere erste Aktion am 8. März in der Bonner Fußgängerzone gemacht. Da war richtig was los!
Wie viele haben diesmal in Köln unterschrieben?
Wir haben 256 Unterschriften gesammelt. Das ist viel, dafür, dass es zwei Stunden durchgeregnet hat. Aber wir planen weitere Aktionen. Außerdem fangen wir gerade an, uns stärker zu vernetzen – der EMMA-Club in Bonn ist auch dabei.
Gibt es Reaktionen von PolitikerInnen auf die Aktion?
Volker Beck war da und hat mir einen Stapel Papiere über das Rentenmodell der Grünen in die Hand gedrückt. Und Gisela Manderla von der CDU. Aber da bin ich jetzt mal ganz ehrlich: Wir wissen doch, wie das läuft! Jetzt verspricht uns die CDU: Wir regeln das mit der Rente nach der Wahl! Dann machen die Parteien einen Kassensturz und dann heißt es wieder: Was schert mich mein Geschwätz von gestern? Wir fordern weiterhin zum 1. Januar 2014: Gleiche Rente für alle Mütter!
Hier geht es zur Unterschriftenliste der "Mütter für Rentengerechtigkeit".