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Das EMMA-Fest in der Kölner Flora

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Wer früh genug kam, konnte es genießen, langsam und gemessen die lange Treppe hochzusteigen; den wallenden Rock gerafft oder die linke Hand lässig in der Tasche der Smoking-Jacke. Die Emanze von Welt zum Beispiel blieb zwischendurch stehen, schaute gelangweilt in die Runde, zündete dann ein Zigarillo mit einem goldenen Feuerzeug an und folgte einer Dame. Die genoss es unterdessen, auf der Empore wartende Frauen neugierige Blicke (mit und ohne Objektiv) in ihr tiefes Dekolltée werfen zu lassen.

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Etwas später war ein gemächliches Schreiten schon nicht mehr möglich, denn das Gedränge war groß: 5.000 Frauen kamen durchs Tor und 1.000 stiegen über die Zäune. 6.000 Frauen auf dem EMMA-Fest in der Kölner , Flora" - mit einem solchen Ansturm hatten selbst die optimistischsten Emmas nicht gerechnet. Alles drängte hinein, in den großen überfüllten Theken und zum kalten Buffet.

Der Express berichtete: "Kurz nach 21 Uhr fiel die erste Dame an der Sektbar in Ohnmacht"

„Kurz nach 21 Uhr fiel die erste Dame im Geschiebe an der Sektbar in Ohmacht", verriet zwei Tage später das Kölner Boulevardblatt Express unter der Überschrift, „Tolles Fest" und fuhr fort: „im hoffnungslos überfüllten Saal setzte Drummerin Sandra (10) von der Rockband SST zum ersten ihrer berühmten Schlagzeug-Solos an. Die Warteschlange vor der Kasse reichte bis zum Zoo. Hinreißend schöne junge Männer (die dann doch keine waren) entstiegen im Leder-Look oder Smoking mit ihren geschmückten Mädels den unentwegt vorfahrenden Taxis - und ließen ratlos blickende Fahrer zurück (...)."

Die übrigens beim näheren Hinsehen (und das konnte sich keiner verkneifen) entdeckten, dass einige der „Mädels" auch nur so taten. Und gerade die hatten sich besonders fein gemacht, posierten in Reifrock und Kunsthaarperücke als Rokokodamen im Eingangsbereich. Bestaunt, bewundert, aber auch bemeckert - von den Herren, die keine waren: „Also, wir haben uns ja von diesen Dingern schon vor 100 Jahren befreit. Dass ihr das noch tragt!"

Überhaupt war überall was los. Im Park (den das Gartenbauamt Köln zuvor noch mühsam in eine Baustelle verwandelt hatte) erklangen Flöten und Harfen, ein Feuerwerk tauchte alles in rot-lila Licht, und im Salon ließ Tana Schanzara ihren Gemahl überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen ("Vatta, aufstehn!“).

Auch Brigitte Lebaan machte den Herren das Leben schwer („Raus mit den Männern aus dem Reichstag“). In der Showtime parodierte Dirk Bach so hinreißend komisch das Kölner Original Trude Herr, dass selbst die hätte lachen müssen, wäre sie zum EMMA-Fest gekommen.

Währenddessen ging es in der Garderobe drunter und drüber: Alice Schwarzer wurde bühnenfein gemacht. Romy Haag steckte ihr die Haare hoch, Mathilde Santing half mit einem Lippenstift aus, und Tana Schanzara bastelte ihr einen silbernen Ohrring aus einem Papierrest vom Fußboden: Bereit zum Auftritt als „allererste EMMA-Leserin" die ihrer Emma mit dem Lied „Happy Birthday" gratuliert, wie einst M.M. dem Präsidenten.

Übrigens: Alle EMMAs bekamen im Laufe des Abends Hirnsausen. Wo sie auch auftauchten, Fragen über Fragen: „Kannste mir mal sagen, wo die Frauen aus Leverkusen sind, mit denen ich mich hier verabredet habe." - „Du, ich komme von der Zeitschrift ,Rasende Rosa' und muss jetzt unbedingt ein Interview mit Alice machen." - „Hallo, kannste mal meine Oma für mich ausrufen lassen."

Alle EMMAs bekamen im Laufe des Abends Hirnsausen: Fragen über Fragen!

Vor allem Monika Glöcklhofer, die mit der organisatorischen Hauptverantwortung, lief danach tagelang mit Watte in den Ohren herum. In das eine wurde reingemeckert („So'n Scheiß hier" - „Viel zu viele Frauen" - „Viel zu viele Männer" - „Viel zu wenig zu trinken“), in das andere reingejubelt („Ein Traumfest" - „Der Tag meines Lebens" - "So was müsst ihr unbedingt jedes Jahr machen").

„Unter das allgemeine Volk mischten sich die Emmas nicht. Wenn sie kamen, dann auf die Bühne"', stand ein paar Tage später in der „taz". Kein Wunder, dass die Reporterin uns nicht gesehen hat. Auf 6.000 Frauen zehn Emma-Frauen, da muss eine schon ganz gut gucken können.

Echten Grund zum Sauersein lieferte die „,Flora". Der Geschäftsführung war seit Monaten angekündigt worden, dass drei- bis fünftausend Frauen kommen würden. Alles war bis ins letzte Detail besprochen worden, auch dass ausschließlich Frauen bedienen. Speisen und Getränke waren ausgewählt und die Preise heruntergehandelt worden (1 Erdbeerbecher mit Sahne für 7 Mark, 1 Erbsensuppe 4 Mark, 1 Käse-Sandwich 4 Mark, 1 Bier 1,70 Mark), bis hin zu den frischen Brötchen morgens um fünf. Alles war genau festgelegt, aber es klappte nichts. Und die Moral von der Geschicht: Lieber verdienen die Jungs weniger Geld, als dass sie Frauen korrekt bedienen. Vor allem aber, wenn diese Frauen auch noch Feministinnen sind.

Lieber verdienen die Jungs weniger Geld, als dass sie Frauen korrekt bedienen

Dass Ina und Nina nicht kamen, war selbstverständlich enttäuschend. Ina hatte zumindest noch abgesagt (wegen Krankheit drei Tage zuvor), Nina aber hatte auch darauf verzichtet. Sie kam einfach nicht. Damit hatte keine Emma gerechnet, denn Nina schien sich wirklich über die Einladung zum Fest gefreut zu haben und hatte seit Wochen dreimal am Tag angerufen: „Ick bin ja so jerührt... Da weiß frau doch, dass sie nicht allein ist auf der Welt." Doch: Alle anderen sind gekommen. Und: sie waren gut. „Allein schon Mathilde Santing war die Reise nach Köln wert", schwärmte eine Frau aus Braunschweig.

Die eigentlichen Stars auf diesem Fest aber waren die Gäste: Die Punkerin und die Rentnerin, der Kavau und die Hausfrau, die Studentin und die Arbeiterin, die Mutter und die Karrierefrau. Alle waren sie da. Und bis zum frühen Morgen blieb: die Frau, die sich mit ihrem Mann beim Spazierengehen im Botanischen Garten verirrt hatte und sich dann „ganz spontan“ fürs EMMA-Fest entschied. Er musste allein nachhause gehen.

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