Guten Morgen, ihr Schönen!
Es macht Spaß. Es macht Spaß, die selbstbewussten Frauen in diesem Film zu sehen: von der regimetreuen „Heldin der Arbeit“ an der Werkbank (Renate Strothmann) bis zur widerständigen Künstlerin (Gabriele Stötzer). Sie alle sind stolz. Stolz auf ihre Arbeit. Das ist das durchgängige Motiv dieses Films über Frauen in der DDR, von Ende der 40er Jahre bis zum Ende der DDR: Der Stolz auf ihren Beruf!
Auch wenn die Doppelbelastung drückt. Aber da sind ja die Großmütter, die tatkräftig zupacken. Und dann sind da die Töchter, die stolz zurückblicken auf ihre Mütter: wie die Comiczeichnerin Anke Feuchtenberger oder die Schriftstellerin Katja Lange-Müller. Deren Mutter war die „Leiterin der Abteilung Frauen des Zentralkomitees der SED“, Inge Lange. Sie erreichte 1972 – mit Hinweis auf das Aufbegehren der Frauen gegen den § 218 in der BRD – endlich die Einführung der Fristenlösung in der DDR! Denn eine Frauenrevolte hätte den Genossen gerade noch gefehlt.
Lieber haben sie noch vor aufkommendem Protest an der Basis das Recht auf Abtreibung von oben eingeführt (Das Recht auf Abtreibung bekamen die Frauen in der Bundesrepublik nie – und das wiedervereinigte Deutschland bis heute nicht.) Filmemacher Torsten Körner, geboren in Leipzig, aufgewachsen in Westberlin und bekannt geworden mit „Die Unbeugsamen“, hat sich sehr offen und unvoreingenommen den Frauen in der DDR genähert. Er hat dabei in den Archiven auf ein lebendiges, großartiges Bildmaterial zurückgreifen können.
Und Kamerafrau Anne Misselwitz hat historisches Bildmaterial beigesteuert und die wenigen Zeitzeuginnen sowie ihre Töchter aktuell in Szene gesetzt. Hier widerfährt ihnen Gerechtigkeit, den Frauen in und aus der DDR, die eben nicht nur „Unrechtsstaat“, sondern auch lebendige Heimat war. Und die Frauen im Berufsbereich mehr Chancen geboten hat als deren Schwestern im Westen. Und die Männer? Die waren in Sachen Kinder und Haushalt auf beiden Seiten weitgehend abwesend. „Wir waren es nicht gewohnt, reduziert zu werden“, sagt die eine. Und die zweite: „Die Emanzipation der Frauen ist das Beste, was von der DDR geblieben ist.“
Ab dem 29.8. im Kino: „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen!“