Den Nobelpreis für 1000 Frauen!

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Für das Jahr 2005 wünscht sich die Schweizerin Vermot-Mangold einen Friedensnobelpreis für 1000 Pazifistinnen. Daraus wird nichts werden – warum die Aktion dennoch gut ist.
Eine gestandene Frau ist sie. Eine, die sich was traut. Ihr Beratungsbüro in Bern heißt ja auch Hekate, „und Hekate war eine Art Chefgöttin vom Olymp, zu matriarchalen Zeiten, als es die Männergötter noch gar nicht gab“. Auf dem Gesicht von Ruth-Gaby Vermot-Mangold leuchtet wache Zufriedenheit. Die 63-Jährige ist Ethnologin, Sozialdemokratin, Mitglied des Schweizer Nationalrates und im Europarat. Ihre politischen Schwerpunkte sind Asyl- und Migrationspolitik, häusliche Gewalt und Friedensarbeit. Ruth-Gaby Vermot-Mangold war mehrere Jahre in Afrika als Entwicklungsexpertin und Forscherin. Und vor allem: Sie ist Präsidentin des Vereins „1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005“.
Was vor ein paar Jahren noch eine verrückte Idee war, ist jetzt auf gutem Weg. Die 1000 Frauen sind nominiert. Das Nobelpreiskomitee hat davon Kenntnis genommen. Jetzt beginnt die Feinarbeit.
Als Europaratsmitglied hat die schweizer Politikerin in den letzten Jahren zahlreiche Flüchtlingslager in Krisenregionen besucht: Aserbaidschan, Armenien, Georgien, Bosnien, Kosovo, Serbien, Ingutschetien, Tschetschenien, Ossetien. Elend ohne Ende und überall Frauen an der Arbeit. „Die Männer sind entweder krank oder tot oder deprimiert oder lebensuntüchtig. Die Jugendlichen haben keine Perspektiven. Aber immer gibt es Frauen, die etwas tun, denn Frauen fühlen sich verantwortlich. Sie unterrichten Kinder, suchen nachts nach Verschwundenen, pflegen Kranke, bauen ihnen Behausungen oder mit ein paar Pflastersteinen kleine Gärten, wo sie wenigstens etwas Gemüse ziehen können.“
Diese Erfahrungen haben den Boden für die Idee „1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005“ bereitet. „Ich kam von einer Mission für den Europarat nach Hause, vor etwa drei Jahren, und gleichentags wurde irgendein Mann für den Friedensnobelpreis nominiert. Da dachte ich: ‚Warum der?‘“ Das war das Schlüsselerlebnis, sagt die Mutter zweier erwachsener Töchter. Denn: „Ich kenne Hunderte von Frauen, die das alltägliche Überleben in schwierigsten Situationen sichern – oft indem sie ihr eigenes Leben hintanstellen oder sogar riskieren.“
Im März 2003 startete der Verein „1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005“ seine Kampagne. Zur Zeit werden die Dossiers gesichtet und von nationalen Advisory Boards aus Frauenorganisationen geprüft. Der Verteilschlüssel ist ausgeklügelt. Vereinsvorstand und 20 Koordinatorinnen in verschiedenen Regionen der Welt leiten die Kampagne. Zu ihnen gehören zum Beispiel Sima Samar aus Afghanistan, Kamla Bhasin aus Indien, Asha El Karib aus dem Sudan, Clara Charf aus Brasilien oder Margo Okazawa, eine schwarze Amerikanerin. „Das sind alles couragierte Friedensfrauen, die selber den Preis verdient hätten – aber nicht nominiert werden können, weil sie ins Projekt integriert sind.“
Die Nobelpreis-Idee ist der Startschuss für ein Projekt, das weit darüber hinausgehen soll. „Ob wir den Nobelpreis erhalten, ist völlig offen – aber es wäre wunderbar. Das Projekt hat jedoch auch unabhängig davon ein Herzstück: die Ausstellung und die Dokumentation über die Arbeit der 1000 Frauen, die nicht für den Krieg, sondern für den Frieden arbeiten. Wir wollen sie ja sichtbar machen. Auch eine Wanderausstellung ist geplant.“ Die Arbeit wird, das ist der dritte Pfeiler, von Forscherinnen aus verschiedenen Universitäten wissenschaftlich begleitet.
Nun kann zwar jeder Mensch irgendeine Frau als Nobelpreisträgerin vorschlagen, dazu genügen ein Brief und ein kleines Dossier an das Nobelpreiskomitee in Oslo. Aber man kann bisher nur eine – oder zwei, drei Personen nominieren oder eine Organisation. „Wir haben unser Projekt in Oslo kurz vorgestellt und waren in diesem allerheiligsten Raum, wo getagt wird und die Fotos der Preisträger hängen. Und ich fragte: ‚Wo sind denn die Frauen?‘“ Der Direktor des norwegischen Nobel-Instituts begann zu zählen: Eins, zwei, drei … Er kam bis zehn. „Neben 80 Männern hängen gerade mal zehn Frauen“, erzählt Vermot-Mangold.
Einige Medien scheinen dem Projekt wohlgesinnt. Die Frankfurter Rundschau aber schrieb, 1000 Frauen statt eines einzigen Mannes, das sei ein „Bärendienst an den Frauen“. Auch die Neue Zürcher Zeitung fand die Idee „eigentlich lächerlich“, das sei „ein falsch verstandener Feminismus“. Doch die Mutter des Gedanken lässt sich nicht einschüchtern. Überall, wo man genauer hinschaut, sei sofort klar geworden: „Friedensarbeit wird vor allem von Frauen geleistet. Auf jeden potenziellen Friedenspreisträger kommen gut und gern 1000 mögliche Friedenspreisträgerinnen“, sagt die Schweizer Politikerin.
Wie wohl die Gründerin des Friedensnobelpreises, die zu ihrer Zeit berühmte österreichische Pazifistin und Feministin Bertha von Suttner (1843–1914), die Alfred Nobel die Sache eingeredet hatte und 1905 die erste Friedenspreisträgerin war, die 1000-Frauen-Idee fände? Ruth-Gaby Vermot-Mangold überlegt nur ganz kurz und sagt dann entschlossen: „Ich glaube, sie wäre begeistert!“ – Vermutlich hat sie recht.

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 Zu den 1000 Kandidatinnen für den Friedensnobelpreis

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