Eine CDU-Anzeige in der EMMA - iiiih!
Dennoch gibt es Frauen wie Sibylle, die empört sind und uns anraunzen: "EMMA, biederst du dich dem Establishment an?" Was frau eigentlich nicht unterstellen kann, wenn sie die besagte EMMA-Ausgabe auch LIEST. Vor allem aber gibt es drei Dinge zu dieser Anzeige anzumerken: 1. EMMA freut sich über jede Anzeige, soweit sie nicht gegen unsere elementarsten Positionen verstößt (denn sie kann damit Gehälter, Druck und Miete bezahlen). 2. Es gibt vermutlich wenige, wenn nicht überhaupt keine Zeitschrift im deutschsprachigen Raum, die eine so strenge Trennung zwischen Anzeigen und Redaktion praktiziert wie EMMA. 3. Und vor allem: Irritieren sollte nicht die Anwesenheit einer CDU-Anzeige in EMMA - sondern die Abwesenheit der anderen Parteien. Das war nämlich bisher ganz anders.
Sowohl 2005 wie 2009 umwarben quasi alle Parteien die EMMA-Leserinnen mit feministisch tönenden Botschaften: SPD, CDU, Die Grünen und Die Linke schalteten Anzeigen in EMMA. Nur die FDP hat sich diese Mühe nie gemacht, klar.
Vier Jahre später nicht mehr dabei sind: SPD, Grüne und Linke. Warum? Schwer zu sagen. Schließlich war auch der Anfang dieses Jahres veröffentlichten EMMA-Leserinnen-Analyse 2013 wieder zu entnehmen, dass diese drei die Parteien sind, die EMMA-Leserinnen mehrheitlich wählen. Eine Zielgruppe, die nicht nur für sich steht, sondern die auch in einem ungewöhnlich hohen Maße Multiplikatorin ist (zwei von drei EMMA-Leserinnen haben einen Hochschulabschluss).
Was also dürfen wir aus der Abwesenheit der drei "linken" Parteien schließen? Dass sie sich nicht mehr für emanzipierte Frauen, die die klassischen EMMA-Leserinnen ja sind, interessieren? Dass Frauen für sie überhaupt kein Thema mehr sind? Und dass sie es darum noch nicht einmal mehr auch nur für nötig halten, in der Wahlausgabe von EMMA die Leserinnen direkt anzusprechen? Wenn es so ist, wäre das in der Tat schockierend, liebe Sibylle.
Also, teure Anti-CDUlerinnen: Ihr habt Grund, euch aufzuregen. Aber nicht über die Anwesenheit der CDU-Anzeige - sondern über die Abwesenheit eurer Lieblingsparteien. Denn die scheinen sich nicht mehr sonderlich für uns zu interessieren.