Deutschland - Zuhälter Europas
Eine EMMA im "Pascha"-Bordell
Nur fünf, sechs Kilometer von der EMMA-Redaktion entfernt steht das nach eigenen Angaben „größte Bordell Europas“, das Pascha. Frauen haben keinen Zutritt. Es sei denn, sie mieten ein Zimmer und schaffen an. Als Jüngste (und Blondeste) in der Redaktion werde eines Nachmittags ausgerechnet ich genau dazu auserkoren: „Du bewirbst dich da einfach mal als Mieterin!“ In Deutschland, wo selbst Frauenzeitschriften wie Brigitte die Prostitution zum Trendberuf erklären, zum „Reservat, in dem Sex mit Neugierde und Leichtigkeit erlebt werden kann wie kaum irgendwo sonst“, dürfte das doch eigentlich gar kein Problem sein, oder?
Schweiz & Schweden: Zwei Länder wie Tag und Nacht
Die Schweizerin Birgit Schmid ist nach Schweden gereist und hat die Auswirkungen der dortigen Prostitutionsgesetzgebung erkundet. Sie war auf dem Straßenstrich und hat mit SozialarbeiterInnen und der Polizei gesprochen. Fazit: Schweden ist für Frauenhändler unattraktiv geworden. Auch die symbolische Bedeutung des Gesetzes, nachdem nicht die Frauen, sondern die Freier bestraft werden, ist hoch. In Schweden gelten Freier mittlerweile als Verlierer. Ganz anders in der Schweiz: Hier floriert die Straßenprostitution. Dabei könnten sich die Schweizer an dem erfolgreichen schwedischen Modell so einiges abschauen. Und die Deutschen auch.
Ausstellung: Der Gelbe Schein
Zehntausende junge jüdische Frauen wurden von Zuhältern getäuscht und aus ihrer Heimat in Osteuropa dahin verschleppt, wo sie den größtmöglichen Profit brachten: in die Großstädte des Westens, vor allem aber in die rasant wachsenden Metropolen in Übersee. Umschlagplatz der Mädchenhändler von Ost nach West vor hundert Jahren war, ganz wie heute, Deutschland. – „Der Gelbe Schein – Mädchenhandel 1860 – 1930“, bis 30.12. im Centrum Judaicum Berlin, bis 28. Februar im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven.
Österreich: Land der Doppelmoral
Prostitution ist in Österreich einerseits „sittenwidrig“, andererseits nicht ausdrücklich verboten. Beim Steuereintreiben schauen die Behörden genau hin, bei „milieubedingter“ Gewalt eher weg. Straßenprostitution ist erlaubt, aber nur in gefährlichen Gegenden. Die Doppelmoral geht auf Kosten der Prostituierten. Und mit Blick auf das desaströse Beispiel Deutschland rudern viele ÖstereicherInnen, die noch vor zehn Jahren ebenfalls die totale Liberalisierung wollten, inzwischen zurück.
Teil 1: Kann Prostitution wirklich freiwillig sein?
Eine Bestandsaufnahme: In ganz Westeuropa wird Prostitution als Verstoß gegen Menschenrechte und Menschenwürde diskutiert, in immer mehr Ländern wird der Kauf sexueller Dienstleistungen bestraft. Schweden hat schon 1999 den Kauf so genannter "sexueller Dienstleistungen" verboten. Und auch die Niederlande und Frankreich denken inzwischen über eine Freier-Bestrafung nach. Nur in Deutschland gilt Prostitution immer noch als „Beruf wie jeder andere“. Warum ist das so? Zum Dossier
EMMA-Kampagne gegen Prostitution!
Es waren Feministinnen, die in den 1970er Jahren Seite an Seite mit Prostituierten protestierten: gegen die Doppelmoral und Behandlung als Menschen zweiter Klasse. Ab den 80er Jahren galt Prostitution in Deutschland als cool, vor allem in grünen, aber auch in manchen feministischen Kreisen als „Beruf wie jeder andere“. EMMA hatte immer eine radikal andere Position: Solidarität mit den Prostituierten – aber Kampf der Prostitution.