Die Eiskönigin II ist eine Rebellin

Elsa rettet die Welt.
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Als der Film „Die Eiskönigin“ 2013 die Kinos und das dazugehörige Merchandising jedes zweite Kinderzimmer in Deutschland eroberte, waren meine Kinder noch nicht geboren. Ein Segen. Ich hätte es schwer ertragen, wenn sie in kitschigen Feenkleidchen als „Elsa“ und „Anna“ durch die Welt getänzelt wären.

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Elsa ist
eine neue
Pippi
Langstrumpf

Doch die „Eiskönigin“ ist über die Jahre einfach nicht abgeschmolzen. Die Merchandising-Industrie von Disney hat immer neue singende Puppen, Prinzessinnenkleider, Krönchen, Spiele, Schminksets, Rucksäcke, Teller, Malbücher, Lego-Schlösser, ja sogar Müslis auf den Markt gebracht. Und jetzt ist „Die Eiskönigin II“ in den Kinos. Passend zum Weihnachtsgeschäft versteht sich.

1,3 Milliarden Dollar hatte „Frozen“, in den USA eingespielt. Das Merchandising hatte die Summe noch weit übertroffen. Der deutsche Untertitel des Films – „Völlig unverfroren“ – scheint da mehr als angemessen. Mit einem vergleichbaren Phänomen hatten Eltern schon lange nicht mehr zu kämpfen.

Doch ich muss gestehen: Wenn ich all die Prinzessinnenkleidchen, die Wespentaillen, die Kulleraugen und kleinen Stupsnasen der Protagonistinnen ignoriere, dann sind Anna und Elsa - ganz schön cool. Elsa ist die coolste. Sie ist willensstark, autonom und kämpferisch. Sie ist geheimnisvoll und hat magische Kräfte. Sie biedert sich den Jungs nicht an, sie friert sie einfach ein, wenn sie ihr nicht in den Kram passen. Elsa ist eine neue Pippi Langstrumpf (sie bekommt nun auch ein Pferd). Auch sie lebt ohne Eltern und macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt. Ihre Schwester Anna (sie war die klare Sympathieträgerin des ersten Films von 2013) ist die gefälligere, bravere, „normalere“. Aber die Mädchen wollen nicht Anna, sie wollen Pippi sein. Und sie wollen Elsa sein.

Elsa wird im zweiten Film zur Action-Heldin. Sie läuft nun in weißen Stiefeln umher, nicht mehr in gläsernen Pumps. Selbst ihr Kleid ist nicht mehr das typische Abendkleid, es ist viel mehr wie ein Cape, das Superhelden tragen.

Und die beiden Schwestern machen ihr Ding. Die männlichen Charaktere des Films – Freund Kristoff, Schneemann Olaf und Rentier Sven - wirken eher etwas unfähig. Elsa und Anna geht es 2019 nicht – wie man von Disney erwarten würde – um den Traumprinzen. Es geht ihnen um ihr Königreich, das sie retten müssen. Ihr Haus brennt nicht, es trocknet aus. Elsa versucht verzweifelt die Fehler ihrer VorfahrInnen wiedergutzumachen. Sie kämpft mit den Naturgewalten: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Sie erkennt die Fehler, die ihr Großvater – ganz bewusst auf Kosten anderer Menschen - gemacht hat. Elsa ist Greta. Elsa rettet die Welt. Ihre Schwester regiert fortan das Königreich, Elsa wird die Beschützerin des Waldes. Das von ihr geschaffene Matriarchat steht fester, mächtiger und ruhmreicher da denn je zuvor.

Wenn meine Kinder – ein Mädchen und ein Junge - nun also doch dem „Anna-und-Elsa-Wahn“ verfallen, dann werde ich das nicht nur mit Fassung ertragen, ich werde es sogar irgendwie ganz okay finden.

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