Die EMMAs: In eigener Sache

(v.li) Eul, Kretschmer, Becker, Mallmann, Rasimus, Keller, Louis und Hösel.
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Die EMMA-Redaktion hat schon viele Anti-Alice-Wellen über sich ergehen lassen müssen. Allerdings war noch keine bisher von ihr selbst verschuldet, wie in diesem Fall. Alice Schwarzer hat einen Fehler gemacht, diesen unumwunden zugegeben und ihn im Rahmen der geltenden Gesetze gelöst. Das jedoch ist Alice’ persönliches Problem und hat wenig mit EMMA zu tun. Dennoch wird uns allen auch diesmal wieder das Leben und Arbeiten schwerer gemacht.

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Denn bei solchen Gelegenheiten wird gerne immer wieder „Die Wahrheit über Alice Schwarzer“ veröffentlicht. Seit über 20 Jahren mit identischen Formulierungen und den immergleichen „Informantinnen“. Wie jetzt wieder im Spiegel, zum x-ten Mal. Und zum x-ten Mal erleben wir es, dass dazu anonyme angebliche ehemalige EMMA-Mitarbeiterinnen zitiert werden. Dabei entsteht ein Phantombild von Alice Schwarzer, das nichts mit dem Menschen zu tun hat, den wir kennen. Wir allerdings werden, wie immer, nicht gefragt. Deshalb möchten wir uns hier ungefragt zu Wort melden. Wir sind es nämlich leid.

Es wird mit Lügen, Halb-
wahrheiten und Behauptungen gearbeitet.

Wir sind es leid, dass immer dieselben ominösen anonymen Informantinnen aus den 70er und 80er Jahren zu Wort kommen, in Ermangelung aktueller „Belege“ für das „Tyrannentum“ von Alice Schwarzer. Wir sind es leid, dass mit Lügen, Halbwahrheiten und Behauptungen gearbeitet wird, die genau kalkuliert so im Vagen gehalten werden, dass wir sie juristisch nicht angehen können (obwohl wir das sehr gern würden). Wir sind es auch deshalb leid, weil die Motive für all das so eindeutig nicht in der Aufklärung eines Sachverhaltes liegen, sondern in der gezielten Demontage einer unbequemen Person. Wir erleben das, wie gesagt, nicht zum ersten Mal.

Egal, ob Alice Schwarzer sich zu einem Vergewaltigungsprozess äußert oder sich von einer potenziellen Chefredakteurin nach einigen Probewochen trennt (übrigens auf ausdrücklichen Wunsch der Redaktion) – immer wieder rollt die Schwarzer-Vernichtungswelle über die EMMA hinweg, die in ihrem diffamatorischen Umgang mit einer öffentlichen Person in Deutschland ihresgleichen sucht.

Wir kennen diese Person nicht, die da mit solch bösartiger Gehässigkeit beschrieben wird - und der dazugehörigen Einflüsterung, dass es jetzt endgültig vorbei mit ihr sein soll. Wir kennen nur diese ermüdende immer wiederkehrende, diesmal besonders bösartige Niedermache, wann immer sich eine Gelegenheit bietet.

Es ist schockierend, wie versucht wird, ein Lebenswerk zu diskreditieren.

Wir wissen, ehrlich gesagt, nicht, woher Alice Schwarzer die Kraft nimmt, bei jeder dieser Wellen den Kopf über Wasser zu halten. Wir wissen nur: Wir sind glücklich, dass es so ist. Wir arbeiten nämlich sehr gern mit Alice Schwarzer, die in unseren Heftproduktionen ackert wie ein Pferd und dabei mit ihrer Energie, ihrem Humor und ihrem politischen Sachverstand das Herz der EMMA ist. Keine von uns möchte, dass sie aufhört. Im Gegenteil: Wir sind über alle Maßen froh, dass sie durchhält, obwohl sie sich ein weniger arbeitsreiches Leben sicher gut vorstellen könnte. (Es hat übrigens durchaus mehrere Anläufe gegeben, eine Nachfolgerin zu finden. Die sind nicht an uns gescheitert, sondern am bisweilen erstaunlichen Verhalten der potenziellen Nachfolgerinnen, über das wir selbstverständlich diskret geschwiegen haben.)

Und nun noch ein Wort zum aktuellen Fall: Wir finden es frappierend und schockierend, mit welcher Wucht hier versucht wird, das Lebenswerk von Alice Schwarzer zu diskreditieren. Einer Frau, die sich politisch nie hat korrumpieren lassen und zu ihren Standpunkten gestanden hat, egal wie scharf der Gegenwind blies. Zu einer moralischen Instanz hat sie sich übrigens nie erklärt (genauso wenig wie zur Sprecherin der Frauenbewegung). Sie hat einfach immer gesagt, was sie dachte und nicht nach dem Preis dafür gefragt. Dass andere sie dafür zur moralischen Instanz stilisiert haben, ist erfreulich, kann ihr aber niemand vorwerfen.

Wir kennen Alice Schwarzer nicht als starre Institution, sondern als einen ambivalenzfähigen Menschen, der den Brüchen und Widersprüchen von Menschen mit sehr viel Verständnis begegnet. Wenigstens einen Hauch davon wünschen wir den selbstgerechten JournalistInnen, die gerade mal wieder zur Jagd auf Alice Schwarzer blasen. Wir bekommen übrigens viele Zuschriften von Frauen wie Männern, die dieses Spiel durchschauen und es genauso widerlich finden wie wir.

Alice Schwarzer wünschen wir, dass sie sich ihren Mut sich einzumischen, ihre Lebensfreude und die Offenheit, mit der sie Menschen begegnet, nicht nehmen lässt.

Franziska Becker, seit 37 Jahren Cartoonistin für EMMA

Alexandra Eul, Redakteurin, seit 3 Jahren bei EMMA

Margitta Hösel, Assistentin von Schwarzer, seit 32 Jahren bei EMMA

Anett Keller, Verlagsleiterin, seit 12 Jahren bei EMMA

Silvia Kretschmer, freie Grafikerin, seit 12 Jahren bei EMMA 

Chantal Louis, Redakteurin, seit 20 Jahren bei EMMA (mit 3 Jahren Unterbrechung)

Angelika Mallmann, Redakteurin, seit 15 Jahren bei EMMA (mit 1 Jahr Unterbrechung) 

Irina Rasimus, freie Grafikerin, seit 9 Jahren bei EMMA

 

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