Die lieben Kolleginnen 1/2011
Dass sich Alice Schwarzer einmischt in die aktuelle Debatte um den Islam und den Umgang damit in einer westlichen Gesellschaft, ist nicht überraschend. Dass sie sich als Feministin des Themas annimmt, ist vielmehr nur logisch: Die ganze Kopftuch-Burka-Schwimmverbot-Debatte dreht sich nur um Frauen. (…) Und das Bestürzende daran ist, wie früh Schwarzer bereits auf die Problematik hingewiesen hat – wahrgenommen hat das kaum jemand. (…) Wer es trotzdem wagt, die bestehenden Probleme anzusprechen, wird heute immer noch reflexartig des Rassismus verdächtigt; Schwarzer ging und geht es nicht anders.
Tages-Anzeiger, Bettina Weber
Und damit wären wir bei dem wichtigen Buch von Alice Schwarzer, das rechtzeitig zur aktuellen Debatte um Integration und Parallelgesellschaften erscheint und den großen Vorzug hat, aus dem unseligen Streit um Vererbung und Gene einen Streit um Menschen- und vor allem um Frauenrechte zu machen. (…) ihr Kampf für die Gleichberechtigung der muslimischen Frauen, der schon 1979 begann, als sie als eine der Ersten nach Teheran reiste und sofort vor der Radikalisierung des Chomeini-Regimes warnte, ist bewundernswert und darf nicht mit dem Rechtspopulismus zu einem Rührei verquirlt werden. (…) Die Forderung nach einem Kopftuchverbot für Schülerinnen an deutschen Schulen ist dabei die bedeutendste.
Die Zeit, Iris Radisch
Schwarzer will die muslimische Frau befreien – und sperrt sie doch nur mehr ein: Sie macht es ihr zum Vorwurf, wenn sie Gerichte anruft, den Staat herausfordert, um für ihr Recht auf das Kopftuch zu streiten – das ist in der Schwarzerschen Lesart kein staatsbürgerschaftliches Recht, sondern eine Provokation des Rechtsstaats. (…) Wenn nicht klar wäre, dass es um die Verschleierung geht, könnte sich die Ansage auf Abtreibungsgegnerinnen oder Herdprämienbefürworterinnen beziehen.
Die Zeit, Özlem Topcu
Alice Schwarzer hat sich schon so oft den Mund verbrannt, dass man glauben muss, sie liebe das. Auch das neue Buch der streitbaren Feministin birgt jede Menge sozialen Sprengstoff.
Rhein-Zeitung, Rena Lehmann
Schwarzers Provokation hat ein Ziel. Sie kritisiert, dass die westlichen Gesellschaften nach dem Faschismus auch dem Islamismus nicht entschieden genug entgegen getreten seien. Sie hätten immerhin die Diskriminierung von Musliminnen möglich gemacht – unter der naiven Überschrift kultureller Differenz. Da ist es nur konsequent, den Bundespräsidenten anzugreifen. Und zwar, weil Christian Wulff keine Einwände erhob, als die türkische Präsidentengattin Hayrünnisa Gül an der Seite von Wulffs Frau die Militärparade abschritt – mit Kopftuch.
WAZ, Ulrich Reitz/Chefredakteur
Alice Schwarzer warnte bereits vor den Gefahren des Islamismus, als europäische Linke noch Ajatollah Khomeni zujubelten.
Deutschlandfunk, Sabine Pamperrien
Das Titelbild sollte einem zu denken geben. Ein schwarzes Gespenst hebt sich bedrohlich von einem tristen grauen Hintergrund ab. (…) In diesem Stil werden Kampagnen illustriert. So gesehen verspricht das neue Buch, mit dem Alice Schwarzer nun in die Integrationsdebatte eingreift, die längst Züge einer Islamdebatte angenommen hat, nicht mehr, als es tatsächlich hält.
Stuttgarter Zeitung, Sibylle Thelen
Alice Schwarzer beweist derzeit, dass sie ein Händchen für populär-provokative Themen und Thesen hat: Für die Bild-Zeitung kommentiert die 67-jährige Vorkämpferin der Frauenbewegung in Deutschland den Prozess gegen Wettermoderator Jörg Kachelmann. Und in einem Interview hat die EMMA-Herausgeberin nun ein weiteres heißes Eisen angepackt. Sie fordert ein Kopftuchverbot für Schülerinnen in Deutschland.
sueddeutsche.de
Die Sammlung von Artikeln der Herausgeberin und anderer Autorinnen dokumentiert eine Kampagne, der sich EMMA mit beachtlicher Zähigkeit widmet. Seit Jahren warnt das feministische Zentralorgan vor einer islamischen Machtübernahme in Deutsch land. (…) Frau Schwarzer hat ein jakobinisches Demokratieverständnis: Die Mehrheitsherrschaft gebietet, dass alle Lebensordnungen im Sinne der Mehrheitsmoral umgestaltet werden.
FAZ, Patrick Bahners
Faszinierend an Alice Schwarzer ist, dass sie sich von wissenschaftlichen Untersuchungen so gar nicht beeinflussen lässt. Täte sie es, würde sie sagen müssen, dass es unter muslimischen Frauen in Deutschland sehr unterschiedliche Motive gibt, ein Kopftuch zu tragen: Für manche drückt es religiöse Zugehörigkeit aus. Für manche Weiblichkeit.
Publik-Forum, Britta Baas
Populistische Agitatoren wie Alice Schwarzer, die sich medienwirksam für Kopftuch- und Burka-Verbot stark macht, erzeugen Ressentiments gegen Minderheiten.
Ostfriesen-Zeitung, Prof. Stefan Müller-Doohm