Die lieben KollegInnen 1/2015
Shitstorm gegen EMMA. EMMA, der Dinosaurier der Frauenbewegung, wollte auch mal modern sein und im Netz interaktiv werden. Unter dem Hashtag #EMMAistfürmich präsentierte man Meinungen dazu, was das 1977 von Schwarzer gegründete Magazin den heutigen Frauen bedeutet. Man befragte 74 Abonnentinnen. Eher nett als aufsehenerregend. Aussagen wie „#EMMAistfürmich die Nachricht; dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin.“ Doch bei Twitter hagelt es dafür Kritik.
T-Online
EMMA-Fans mussten mitansehen, wie sich aus der harmlosen Kampagne ein regelrechter Shitstorm entwickelte.
Rheinische Post
EMMA als Zielscheibe. Der Feminismus ist also ein Erfolgsmodell. Dafür ist sein Ruf im Moment erstaunlich schlecht. Zum einen, weil er viel erreicht hat und noch mehr erreichen wird – so wütend waren die Attacken der Anti-Feministen noch nie!
Die Presse/Österreich, Bettina Steiner
Für einen Moment war die Aufregung groß: Unter dem Hashtag #EMMAistfürmich versammelte sich vergangene Woche auf Twitter die geballte Kritik vieler Feministinnen an dem Magazin, das Alice Schwarzer 1977 gegründet hat. EMMA ist für sie vor allem bevormundend, rückschrittlich und rassistisch. Das kann ich alles unterschreiben. Doch dieses unbedingt Sich-abgrenzen-Müssen ist mir fremd.Frankfurter Rundschau, Katrin Gottschalk (Missy)
Dass Alice Schwarzer endlich weg muss, darauf kann sich die feministische Nachhut sofort einigen. Aber was kommt dann? Das Programm der neuen Netzfeministinnen hat etwas Sektenhaftes. Das Schöne an Alice Schwarzer ist, dass man sich immer noch wahnsinnig gut über sie aufregen kann. Das spricht schon mal für sie. Sie ist jetzt in einem Alter, in dem andere froh wären, wenn sich zu Geburts- und Feiertagen wenigstens die Enkel melden würden, aber bei ihr reicht nach wie vor eine wohlgesetzte Provokation, und gleich gibt es wieder ein großes Hallo.
SpiegelOnline, Jan Fleischhauer
Es gibt sie, die dummen Fragen. Die EMMA fragt auf ihrer aktuellen Titelseite: „Beyoncé: Emanze oder Schlampe?“ Selten konnte man den Konflikt zwischen altem und neuem Feminismus so schön auf zwei Seiten komprimiert sehen. Wäre die EMMA auf dem neuesten Stand feministischer Diskussionen, wüsste sie, dass es Schlaueres gibt, als wenn weiße Frauen women of color sagen, wie sie mit ihren Körpern umzugehen haben.
taz, Margarete Stokowski
Um all das muss gerungen werden. Und genau das tut die EMMA in ihrem Pro&Contra. Mehr davon! Weiter so, EMMA! Und EMMA macht weiter: Stokowksi betreibe Philorassismus, kontert sie. Das sei, wenn ein schwarzer Mensch wegen seiner Hautfarbe milder behandelt werden soll als ein weißer. Letzteres würde ich eher Affirmative Action nennen, aber bitte, let's fight!
Heide Oestreich, Gunda-Werner-Institut
Was Schwarzer (1979 in Teheran) aus erster Hand erfuhr und erlebte, erschütterte sie und ließ sie nie mehr los. „Wie die Nazis machten auch die muslimischen Faschisten nie ein Hehl daraus, was sie vorhatten“, erkannte sie. „Frauen waren gut genug, ihr Leben im Kampf für die Freiheit zu riskieren. Sie werden nicht gut genug sein, in Freiheit zu leben.“ Seit diesen Erfahrungen hat Schwarzer hartnäckig und mutig ihre Stimme erhoben gegen die barbarische Unterdrückung der Frauen durch den radikalen Islam – und musste sich prompt als Rassistin beschimpfen lassen.
Weltwoche, Wolfgang Koydl
Als Grundschullehrerein Fereshta Ludin vor einigen Jahren vor das Bundesverfassungsgericht zog, um mit Kopftuch unterrichten zu dürfen, kam es in Deutschland zu einer Art Kulturkampf. Der Schleier der Frauen sei „die Flagge der islamistischen Kreuzzügler“ erklärte Schwarzer und forderte: „Zeit also, endlich Schluss zu machen mit der gönnerhaften Pseudotoleranz und anzufangen mit ernsthaftem Respekt.“
Süddeutsche Zeitung, Anna Fischhaber
Mit Blick auf radikale Islamisten spricht Alice Schwarzer von den „Flammen des Männlichkeitswahns“, die besonders dort hochschlagen, wo die Frauenrechte erstarkt sind. In den von Bürgerkriegen heimgesuchten Ländern wie Syrien, Irak oder Libyen etwa. Dem Westen wirft die Alt-Feministin eine doppelte „Attitüde der falschen Toleranz“ vor: Er habe die „Entrechtung der Frauen“ in der arabischen Welt ebenso ignoriert, wie wir über die „Agitation in unseren Multikulti-Vierteln“ hinweggesehen hätten.
Flensburger Tageblatt, Wolfgang Bok
Frank Schirrmacher wurde im zarten Alter von 35 Jahren Mitherausgeber der FAZ und blieb dies 20 Jahre lang bis zu seinem frühen Tod. Auf ähnlich lange Epochen, in denen sie der klassischen Printmedien-Szene ihre starken Stempel aufdrückten, konnten Rudolf Augstein und Henri Nannen, Theo Sommer und Axel Springer, Erich Böhme und Alice Schwarzer zurückblicken.
Jochen Hörisch auf ZeitOnline