Die lieben KollegInnen 2/2004
Über gemeine Frauen, küssende Männer, nette Feministinnen, taffe Sportmoderatorinnen und fundifreundliche Linke.
Im Fertigmachen sollen Frauen ja noch besser sein als Männer. Von wegen, wir müssen zusammenhalten. Frauensolidarität, was ist das? Der größte Feind der Frau ist die Frau. Hat vermutlich ein Mann gesagt. Oder doch Alice Schwarzer? Wenn Frauen Frauen abwatschen. Schwarzer contra Feldbusch. Sie erinnern sich? Frauen können so gemein sein. Bonner General-Anzeiger, Marianne Antwerpen
Es ist natürlich eine interessante Frage, ob es denn der Männer überhaupt bedarf. Zu Alice Schwarzers Hochzeiten vor 25 Jahren ist diese Frage unverblümt gestellt und schnell beantwortet worden, selbstredend abschlägig. Neue Zürcher Zeitung, Jost Auf der Maur
Popkultur und Werbung zelebrieren Kinder, hauptsächlich Mädchen, in einer Weise als Lustobjekte, dass Alice Schwarzer an ihrem Lebenswerk verzweifeln müsste. Kindliche oder halbwüchsige Sängerinnen und „Models“ werden zu pornografischen Reizüberflutern aufgerüstet. FAZ, Volker Zastrow
Die Stichworte für den neuen Kulturkampf liefert die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, die im Namen von Frauenemanzipation, Freiheit und Gleichheit die Kampagne anführt. In zahlreichen Zeitungstexten und Talkshows bezeichnet sie das Kopftuch als „Flagge des islamistischen Kreuzzuges“ und als Symbol der islamischen Fundamentalisten, die „die ganze Welt zum Gottesstaat deformieren“ wollten. Dass diese Torheiten bei Spitzenpolitikern in Deutschland auf Zustimmung stoßen, gibt Anlass zur Sorge. Freitag, Mohssen Massarrat
Alice Schwarzer wettert gegen eine „gönnerhafte Pseudotoleranz“, die sich zum Handlanger eines reaktionären Sexismus macht. Freitag, Nina Degele
Ich weiß nicht, wie ich mich vor der Emeritierung vor ein paar Jahren entschieden hätte. Heute wäre ich der gleichen Meinung wie Alice Schwarzer: Das Kopftuch ist ein Zeichen des Fundamentalismus oder einer klaren islamistischen Position, die keineswegs im Koran vorgeschrieben ist. Es ist in meinen Augen ein Verstoß gegen die Frauenemanzipation, sich mit dieser unterwürfigen Kleidung in bestimmte religiöse Rituale einzuordnen, zu denen auch immer die Zweitrangigkeit hinter den Männern gehört. Prof. Hans-Ulrich Wehler, Historiker, 72, im Interview im Uni-Spiegel
Auch Alice Schwarzer muss ihre helle Freude gehabt haben an diesem Sportjahr der Frau – und fast hätten wir jetzt Monica Lierhaus vergessen. Sie gehört beim Fußball zwar nicht zu den Weltmeisterinnen, moderiert ihn aber so sattelfest, dass sie demnächst samstags die ARD-Sportschau moderiert, im Wechsel mit den Mannsbildern Beckmann und Delling – und keiner muss Angst haben, dass die „Sendung mit der Maus“ daraus wird, oder, um Alice Schwarzers Schreckensbild von der demütigenden Demonstration der ewigen Weiblichkeit zu verwenden: „Die Moderatorinnen sind die Models, die in der ersten Reihe vortanzen, während die Männer im Hintergrund die Strippen ziehen.“ Stuttgarter Zeitung, Oskar Beck
Dass der Geschlechterkampf in der Krise steckt, liegt jedoch nicht so sehr am Verblassen des Feminismus, sondern am Verblassen von dessen Gegner. Der Patriarch gehört, zumindest in unseren Breitengraden, auf die Liste der bedrohten Arten. „Paschas verzweifelt gesucht“ – in Ermangelung ausgewachsener Exemplare musste in der Zeitschrift EMMA bereits das Teeniewunder Benjamin Lebert für die Rubrik „Pascha des Monats“ herhalten. Neue Zürcher Zeitung, Sieglinde Geisel
Ich vertrete ja die Philosophie, dass man selber nicht alt wird, sondern nur der Körper. Obwohl – manchmal ist auch der alt, der drin steckt. Alice Schwarzer zum Beispiel, die andere Frauen wie Verona Feldbusch öffentlich vors Gericht zerrt. Nina Hagen im Interview in der B.Z.
Frage: Dann haben Sie den Kampf mit der Bundesprüfstelle und Alice Schwarzer aufgenommen? Heinz van Nouhoys: Die Zensur hat uns das Leben schwer gemacht. Da ging es um jedes Schamhaar. Das war dann irgendwann die totale Diskriminierung der blonden Frau, bei der die Schamhaare ja nicht viel verdecken. Die Blonden fielen dann immer aus dem Heft. Bis wir so einem Häuptling von der Bundesprüfstelle einen Buchvertrag angeboten haben, damit er die deutsche Sittengeschichte schreibt. Frage: Erfolgreiche Lobbyarbeit. Von Nouhoys: Bestechung. Mit Alice Schwarzer hingegen habe ich mich immer gut verstanden. Wir haben sogar mal im Schumanns auf dem Tisch gestanden und uns geküsst.
Heinz van Nouhoys, Gründer des deutschen Playboy, in einem Interview in der Frankfurter Rundschau
Anm.d.Red.: Die Beschuldigte möchte nicht ausschließen, im Schumanns auf dem Tisch gestanden zu haben – aber behauptet, sich niemals mit Herrn van Nouhoys geküsst zu haben.
EMMA März/April 2004