Die lieben KollegInnen
Alice Schwarzer, du hast recht. Verbieten wir die Prostitution. Diese Frauen führen kein Leben, in ein paar Monaten altern sie um Jahre.
Magazin des Zürcher Tages-Anzeiger, Noémi Kiss
„Prostitution war lange kein Thema, wird es aber wieder“, sagt Yvette Karo, von (der Beratungsstelle) Wendepunkt Elmshorn. Kampagnen wie der Appell gegen Prostitution der Zeitschrift EMMA sorgen dafür. In einer Petition wird die Bundesregierung aufgefordert, das Prostitutionsgesetz zu ändern, um Freier ächten und bestrafen zu können. Auch präventive Maßnahmen und Aufklärungsarbeit sollen gefördert und den Frauen der Ausstieg aus der Prostitution erleichtert werden. Die Chancen, dass sich etwas ändert, stehen nicht schlecht.
Hamburger Abendblatt, Anne Dewitz
Die Sperrbezirksverordnung ist eine von mehreren Maßnahmen „zur Eindämmung der Prostitution“, die das saarländische Kabinett kürzlich beschlossen hat. In der Landeshauptstadt wird die Straßenprostitution nur noch nachts erlaubt sein und nur noch auf bestimmten Straßenabschnitten. Die SPD-Oberbürgermeisterin Charlotte Britz unterstützt die neue Regelung. In ihren Augen ist die Straßenprostitution „brutal und entwürdigend“. Deswegen hat sie auch vergangenes Jahr den Appell von Alice Schwarzer gegen Prostitution unterschrieben – so wie die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp- Karrenbauer von der CDU.
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Sonja Süß
Vor dem Hamburger Landgericht klagt die Porsche AG seit November des vergangenen Jahres gegen eine Begleitagentur, und zwar wegen ihres Namens. Bundesweit vermittelt sie Frauen für romantische und erotische Stunden – unter dem gleichen Namen, den auch der Geländewagen des Automobilkonzerns trägt: Cayenne. Porsche sieht darin seine Markenrechte beschädigt und fürchtet um seinen guten Ruf – auch, weil sich der Konzern einer Aktion von Alice Schwarzer zur Abschaffung der Prostitution anschließen wolle.
Süddeutsche Zeitung, Ines Alwardt
„Die sexuelle Revolution, die große Liberalisierung schuf überhaupt erst die Bedingungen dafür, dass plötzlich alles möglich war, was vorher nicht ging. Wenn man so will, haben wir es nach der Studentenrevolte mit einem ungezügelten Markt zu tun, auf dem sich jeder mit jeglicher Neigung tummeln konnte“, sagt der Sexualwissenschaftler Gunter Schmidt. „Die Anfänge waren gewissermaßen neoliberal. Erst später haben wir gemerkt, dass auch ein solcher Markt Regeln braucht.“ Das Verdienst dafür gebührt der Frauenbewegung, in Deutschland nicht zuletzt Alice Schwarzer. Ihre Zeitschrift EMMA machte zum Thema, dass kleine Mädchen in großer Zahl von ihren Vätern, Stiefvätern oder Onkeln zu sexuellen Handlungen genötigt wurden. Die Missbrauchsdebatte begann.
Stern, Hans-Hermann Klare
Frage: Warum haben Sie damals so eisern zu den Vorwürfen geschwiegen? Rainer Brüderle: Ich bin heute noch überzeugt, dass ich die politische Debatte anders nicht überstanden hätte. Da kommen Sie mit der Wahrheit nicht weiter, wenn Frauenrechtlerinnen wie Alice Schwarzer im Kampfmodus sind.
Interview mit Rainer Brüderle, FDP, im Handelsblatt
Anm.d.Red.: Alice Schwarzer hat sich noch nie zu Herrn Brüderle persönlich geäußert.
Wo bleibt die Fairness, wenn permanent die Frauenquote für Führungspositionen eingefordert wird, das Geschrei bei der Gleichberechtigung jeglicher unangenehmer Aufgabenerfüllung jedoch vollständig ausbleibt? Als Alice Schwarzer vor vielen Jahren diesen Geschlechter-Irrsinn begann und den Frauen permanent einredete, was sie doch für bemitleidenswerte Opfer seien, die sich unbedingt gegen die verachtenswerte Männerbrut zu wehren haben, so war das schon damals eine peinliche Angelegenheit.
Wirtschaftswoche, Susanne Kablitz
Wer sich heute darüber aufregt, dass in Deutschland nur Alice Schwarzer aus der Zeit übrig blieb, sollte fragen, was mit den anderen passiert ist. Alice Schwarzer ist ein feministischer Haudegen, durchsetzungsstark, eigensinnig. Deswegen wurde sie so prominent. Beim „Survival of the fittest“ blieb sie als Einzige übrig.
FAZ, Katrin Rönicke
Die ZK-Feministin. Wenn es Alice Schwarzer nicht schon gäbe, sagen böse Zungen, hätte man sie erfinden müssen, um den Feminismus in Verruf zu bringen. Mit ihren Stoppschildern markiert sie das politische Gelände, ex cathedra und kraft selbstverständlicher Deutungshoheit. Sie verabscheut das Kopftuch und steckt die einheimischen Frauen gleichzeitig in Soldatenmontur, als sei das der Gipfel der Gleichberechtigung. Richtig unbeliebt gemacht hat sie sich zuletzt bei den Huren, denen sie vorschreiben wollte, wie sie zu leben und sich zu fühlen haben. Gäbe es ein ZK des Feminismus, würde sie den Vorsitz beanspruchen. So bleibt es bei der selbst ernannten Päpstin.
Der Freitag, Ulrike Baureithel
Feministin sein, das wollen junge Frauen heute garantiert nicht. Feminismus ist in etwa so angesagt wie Markus Lanz oder Wanderschuhe. Die Alleinschuld daran wird gerne und oft Alice Schwarzer zugeschoben, doch damit macht man es sich zu einfach: Feministinnen waren noch nie angesehene Mitglieder der Gesellschaft.
Vorwärts, Julia Korbik
Mit dem Feminismus ist es ja immer so eine Sache: Moderne Frauen verdanken ihm Emanzipation, Gleichberechtigung und den Minirock. Trotzdem haftet der von Hedwig Dohm, Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer geprägten Bewegung häufig ein negatives Image an –und das nicht nur bei Männern.
Berliner Morgenpost, Antje Hildebrandt
Was haben der Feminismus nach Alice Schwarzer und die Bundeswehr gemeinsam? Mal abgesehen davon, dass bei beiden kaum noch jemand mitmachen will, haben sowohl Schwarzer als auch die Truppe ein akutes Problem mit ihrem Frauenbild.
Rheinische Post, Dagmar Rosenfeld (Ehefrau von FDP-Lindner)
1978 war Alice Schwarzer die erste Feministin, die sich als „bekennende Pazifistin“ uneingeschränkt für Frauen in der Bundeswehr aussprach. Denn Frauen dürften nicht aufgrund ihrer Natur aus gesellschaftlichen Bereichen ausgeschlossen werden; sie müssten zumindest freiwillig Nein zum Dienst am Vaterland sagen dürfen. Nach 23 Jahren wurde ihr Argument vom Europäischen Gerichtshof bestätigt. EMMA feiert es als grandiosen Sieg, dass das letzte Berufsverbot für Frauen gefallen sei. „Endlich“ werde „auch in Deutschland Frauen der Dienst an der Waffe erlaubt“.
konkret, Kendra Briken