Die lieben KollegInnen 4/2004

Artikel teilen

Die Wogen schlugen hoch nach der Sendung am 24. Mai. Und ausnahmsweise waren sich fast alle einig. Bis auf die FAZ.

Anzeige

Bei der Promi-Ausgabe von „Wer wird Millionär?“ traf Ober-Emanze Alice Schwarzer (61) am Montagabend auf Ober-Lehrer Günther Jauch (47). Ein oberwitziger Schlagabtausch, der über 10 Millionen TV-Zuschauer amüsierte – Spitzenquote. Bild, Patricia Dreyer

Und so treibt sie Günther Jauch entschlossen in den Wahnsinn. Und das Publikum. Schon über die 50-Euro-Frage („Wer arbeitet in einer Bücherei?“) wird laut geklagt. RTL gönne den armen Streetworkerinnen wohl das Geld nicht, das man hier mit so schweren Fragen komme. Herr Jauch wird beschimpft. FAZ, vw

Schwarzer macht Jauch fertig. Günther Jauch hat seine Meisterin gefunden: In der Show „Wer wird Millionär?“ sorgte Alice Schwarzer gestern dafür, dass dem wortgewandten Moderator die Haare zu Berge standen. Mehr als 10 Millionen Menschen sahen bei der Prominentensendung zu. Spiegel Online

„Grausam, ich bin ja auch noch da“, stammelte die Emanzipationsbeauftragte Alice Schwarzer, als sie bei der Prominenten-Ausgabe von Günther Jauchs Millionenraten als Letzte auf dem Inquisitionsstuhl Platz nehmen durfte. „Das ist ja hier wie beim Zahnarzt“, fand die EMMA-Herausgeberin, beschwerte sich über eine Frage zum Thema Fußball („Kinder, das habt ihr doch extra gemacht!“) und ließ sich hemmungslos vorsagen. Spiegel

Jauch zerzaust. Die Mitspieler verschwitzt. Das Publikum tobend. Der Zeitrahmen gesprengt. Und eine erschöpfte Löwenmutter verneigt sich. So endete am späten Montagabend das Prominenten-Special „Wer wird Millionär?“, selten war Fernsehen so witzig, emotional und spannend. Und alles wegen einer Frau. Berliner Zeitung, Regine Sylvester

Fünf Kandidaten schwitzten am Montag bei Günther Jauch – doch Alice Schwarzer stahl allen die Show. Eine gute Stunde saß sie auf dem Stuhl und trug mit Jauch Wortgefechte aus – TV-Unterhaltung der Spitzenklasse. Für Kalkofe war der Auftritt „Ein Stück Fernseh-Legende“, Jauch meinte hinterher sichtlich gestresst: „Soviel Dramatik hatten wir noch nie.“ Abendzeitung München, ta

Ihre spitze Zunge ist gefürchtet, sein Wortwitz wunderbar. Was passiert, wenn eine Feministin wie Alice Schwarzer auf Günther Jauch trifft? Bis zu 13 Millionen Zuschauer erlebten das wohl witzigste Wortgeplänkel, das es jemals bei „Wer wird Millionär?“ gegeben hat. Jauch stichelt mit einem süffisanten Blick auf Schwarzers spitze Schuhe mit Absatz: „Ist es nicht Ihre These, dass man bei Frauen den Grad der Emanzipation an den Schuhen ablesen kann?“ Der Konter lässt nicht lange auf sich warten: „Herr Jauch, hab’ ich Sie schon auf Ihre breite Krawatte angesprochen? Klassisches Phallus-Symbol. Ja, wer’s nötig hat.“ Keine Frage, EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer war beim Promi-Special vor der Sommerpause so richtig in ihrem Element. Jauch hatte sichtlich Spaß am Geschlechterkampf. Express, Andrea Kahlmeier

Über drei Stunden Rätselraten, unterbrochen nur von gefühlten 40 Werbeblöcken: Das ist auch für Quizjunkies eine Strapaze, entspricht aber noch nicht dem, was Donald Rumsfelds Befragungsexperten unter einem „Verharren in unbequemen Positionen“ verstehen. Es ist Montagabend, und die neunte „Wer wird Millionär?“-Prominenten-Edition läuft erst einmal so wie ihre Vorläufer auch. Aber alles wird gut. Denn es kommt ja noch Alice Schwarzer. Sie wirbt für ein Projekt, das sich an der deutsch-tschechischen Grenze für Opfer sexueller Gewalt einsetzt: „Wenn ich jetzt nicht eine halbe Million hole, dann müssen die aufhören.“ Frau Schwarzer bittet Jauch inständig, er möge doch jetzt „keinen Ärger machen“. Es ginge „um Leben bei diesem Projekt“. Das sind keine Faxen. Es ist ihr ernst. Kaum je hatte eine eher müde gestartete Veranstaltung ein furioseres Finale als dieses mit Alice Schwarzer und Günther Jauch. Von grundloser Fröhlichkeit kann keine Rede sein. Die Welt, André Mielke

Es ist wie ein Wunder: Erst entzieht der Staat dem vogtländischen Sozialprojekt Karo, das sich um Prostituierte im deutsch-tschechischen Grenzgebiet kümmert, die finanzielle Existenzgrundlage. Und dann gewinnt, am Montagabend, Alice Schwarzer im RTL-Fernsehquiz 125.000 Euro, stiftet sie den Vogtländern, und die Arbeit kann weiter gehen. Freie Presse Online

Frau muss auch mal Glück haben: Da rennt Cathrin Schauer monatelang potenziellen Geldgebern die Türen ein, um das Plauener Sozialprojekt Karo zu retten – und plötzlich stehen die guten Geister bei ihr Schlange. Zu verdanken ist der unverhoffte Hilfssegen der EMMA-Chefredakteurin Alice Schwarzer. Im Prominenten-Special von Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ spielte die Frauenrechtlerin am Montagabend 125.000 Euro für das Plauener Projekt ein, das im deutsch-tschechischen Grenzgebiet gegen Kindesmissbrauch kämpft und für viele Prostituierte erste Anlaufstelle ist. „Vielleicht spenden ja viele Menschen für das Projekt“, rief Alice Schwarzer schließlich zum Abschied den 10,6 Millionen RTL-Zuschauern zu. Eine Aufforderung, die innerhalb weniger Stunden ungeahnte Reaktionen zeigte: Ob nun 20 Euro oder ein Koffer voll Sachen, Computer oder ganze Büroausstattungen, sogar ein Haus wurde zur kostenlosen Nutzung angeboten – „es ist der absolute Wahnsinn“, erzählt Cathrin Schauer, die am Dienstagmorgen sofort mit der EMMA-Chefin telefonierte. Andreas Debski, Dresdner Neue Nachrichten und Leipziger Volkszeitung

EMMA Juli/August 2004

Artikel teilen
 
Zur Startseite