Die Petrolettes erobern die Straße

Die Straße gehört ihnen. Foto: Petrolettes
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Wenn sie den Helm abnehmen, klappt so mancher Mund nach unten. Zum Beispiel, wenn sie zu zwölft durch die Eifel kurven und eine Kaffeepause einlegen. „Ihr seid ja Frauen!“ heißt es dann von den Cafégästen. Allerdings.

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„Petrolettes“ ist die weltweit erste Mottorrad Community für Frauen. Frauen jeden Alters und auf allen möglichen Maschinen-Typen haben sich darin vernetzt. Sie fahren zusammen, suchen nach guten Strecken, geben sich Tipps, was Ausrüstung und Werkstätten angeht - und genießen es einfach, unter sich zu sein. Mal brausen sie mit 80 Fahrerinnen aus Berlin raus, mal geht es in kleineren Gruppen ins Ausland.

Die Gefahr, die Geschwindigkeit. Da hatten Frauen lange nichts zu suchen

Aber den Petrolettes geht es noch um etwas anderes. „Wir wollen für Sichtbarkeit von Frauen sorgen“, erzählt Mitgründerin des Vereins, Betty Weskamp. „Motorrad zu fahren ist ja so ein urmännliches Ding: Die Gefahr, die Geschwindigkeit, Rebellen der Straße. Da hatten Frauen – außer als schmückendes Beiwerk auf dem Rücksitz - lange nichts zu suchen.“

Seit 2016 haben die Petrolettes sogar ihr eigenes Festival. Mit Motorrad-Rennen, Live Girl-Bands und Workshops. Die Idee dazu stammt von Irene Kotik, die 2015 in der Wüste Kalifornien beim „Babes Ride Out“ zu Besuch war, einem Treffen von etwa 1.200 Bikerinnen. „Ich war von dem Geist dort tief beeindruckt. So etwas wollte ich nach Europa bringen“, erzählt Irene. Vier Jahre später ist das Petrolettes Festival das erste und größte Motorradfestival für Frauen in Europa geworden.

„Es ist einfach eine Wahnsinns-Energie, die frei wird, wenn Frauen unter sich mit ihren Motorrädern unterwegs sind und sich dann noch auf einem Festival treffen. Wir sind Frauen aus drei Generationen und kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Trotzdem sind alle zutiefst verbunden“, ergänzt Betty Weskamp.

Eine Wahnsinns-Energie wird frei, wenn Frauen unter sich einen drauf machen

Deswegen müssen Männer auch draußen bleiben. „Es geht bei Petrolettes gerade darum, eine Minderheit sichtbar zu machen. Die Motorradszene ist männerdominiert, wenn wir einige Männer als Gäste akzeptierten, würden viele kommen. Wir Frauen wären sofort wieder in der Minderheit“, erklärt Weskamp.

Weil das Festival 2020 wegen Corona nicht stattfinden konnte, haben sich die Petrolettes einen Plan B ausgedacht. So entstand die „Rälly“. "Rälly" heißt sie, weil sie anderen Regeln als eine normale Rallye folgt. 750 Frauen aus 47 Städten sind 2020 mitgefahren. Und nun ist aus Plan B ist Plan A geworden. Die "Rälly" ist ein fester Höhepunkt im Petrollettes-Kalender.

Am 4. Juni ist es wieder so weit. 3.800 Frauen haben sich bereits angemeldet. Die Bikerinnen fahren ein Wochenende lang Touren rund um verschiedene Städte in Deutschland, und auch weltweit gehen Frauen an den Start. Sie alle fahren Strecken von etwa 300 Kilometern. An den Checkpoints werden Fotos und Videos gemacht (und stehen dann auf der eigenen Plattform)  und am 3. Juli steigt das Festival dazu (in diesen Jahr nur online).

Betty Weskamp: „Diese Sisterhood auf der Straße gibt uns einfach total Auftrieb. Frauen brauchen einen Safe-Space, um einen drauf zu machen.“ Es dürften an diesem Wochenende also diverse Münder nach unten klappen.

Rälly: 4.- 6. Juni, Online-Festival: 3. Juli, alle Infos: petrolettes.com, @petrolettes

 

 

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