Hamas-Fans auf dem Dyke March!

Vorneweg beim Berliner Dyke* March: die Pro-Palästina-DemonstrantInnen. - Jörg Carstensen/dpa
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Einer hält das Schild, der andere zündet es mit seinem Feuerzeug an. Zerrissen ist es ohnehin schon, man kann kaum noch erkennen, was einmal draufgestanden hat: „Lesbe – gleichgeschlechtlich liebende Frau“. Wer hat dieses Schild den Demonstrantinnen entrissen, um es zu verbrennen? Homofeindliche Nazis? Aber nein. Transaktivisten. Vorher haben rund 100 von ihnen ein Grüppchen Lesben eingekesselt. Willkommen auf dem Dyke March 2024 in Berlin.       

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Anno 2013 waren Frauen, die Frauen lieben, zum ersten Mal am Vorabend des Christopher Street Day durch die Straßen der Hauptstadt marschiert. Das Ziel: lesbische Sichtbarkeit. Denn die homosexuellen Frauen drohten unterzugehen beim CSD, der in den Medien gern als „Schwulenparade“ firmierte. Bis heute dominieren die Bilder von schrillen Drag Queens und bunten Tunten. Frauen: Fehlanzeige. Deshalb hatte die Gründerin des Lesben-Magazins L-MAG, Manuela Kay, den „Dyke March“ (Dyke = Lesbe) aus den USA nach Berlin importiert. 1.500 Frauen kamen, jedes Jahr wurden es mehr, andere Städte wie Köln, Hamburg, aber auch Nürnberg oder Heidelberg zogen nach.   

Elf Jahre und elf Dyke Marches später marschieren am 26. Juli 10.000 Menschen auf dem Berliner Dyke March mit. Die lesbische Sichtbarkeit ist allerdings inzwischen unter die Räder gekommen. Angeführt wird der Demozug von DemonstrantInnen, die Palästina-Flaggen tragen und brüllen „Yalla, Yalla, Intifada!“ Organisatorin Manuela Kay bittet sie über die Lautsprecheranlage, den Spruch „From the River to the Sea“ nicht zu skandieren, denn dann müsse die Polizei „leider“ eingreifen. "Das sind nicht unsere Regeln", sagt Kay, die offenbar nicht vorhat, sich von diesem Spruch zu distanzieren, der zur Auslöschung Isreals fordert. Stattdessen bittet sie die Israelhasser: „Schützt euch!“

Der „Lesbendemo“, die am Karl-Marx-Platz startet und durch Neukölln führt, schließen sich immer mehr bärtige Männer an. Sind es dieselben, die nach dem 7. Oktober den Überfall der Hamas auf der Sonnenalle gefeiert haben? Bilanz laut Polizei: 28 Festnahmen, Anzeigen wegen Beleidigung, Volksverhetzung und wegen des Verwendens von Kennzeichen terroristischer Organisationen.   

Aber nicht nur Israel steht hier auf der Abschussliste, sondern es sind auch homosexuelle Frauen im Visier, die sich nicht vorschreiben lassen wollen, dass sie „Frauen mit Penissen“ als Sexualpartner akzeptieren müssen. Das aber fordern die Transideologen, die das biologische Geschlecht für komplett irrelevant erklären. So kann sich jeder biologische Mann zur „Lesbe“ erklären – demnächst dank „Selbstbestimmungsgesetz“, auch amtlich. Das Gesetz der Ampel ermöglicht den voraussetzungslosen Geschlechtswechsel per Sprechakt. Wer das ablehnt, gilt in diesen Kreisen als „transphob“.  

So auch die rund 20-köpfige Gruppe lesbischer Frauen, die mit Schildern wie diesen zum Dyke* March kamen (der sich inzwischen mit Sternchen schreibt): „My vulva is a female only space“ – „Unendlich frauenzentriert“ – „Kompromisslos lesbisch“. Die Gruppe lief zunächst unbehelligt mit. „Doch als der Marsch in eine engere Straße einbog, änderte sich die Situation. Zwei Leute sprangen mit einem Transparent mit der Aufschrift ‚Queerocracy now‘ vor uns. Sie blockierten unseren Weg und brüllten uns an“, berichtet der „lesbisch-feministische Block“ über den Vorfall. DemonstrantInnen bildeten „eine Kette quer über die Straße“.

„Wir waren von einem frauenfeindlichen Mob vollständig eingeschlossen“, beschreibt die Lesbengruppe weiter. „Während die Menge uns Beschimpfungen zuschrie, uns beleidigte und bedrohte, standen wir still und sangen unsere Lieder und Sprechgesänge. Als die Verstärkung der Polizei kam, musste sie um uns Platz schaffen, damit wir uns bewegen konnten. Da wir uns dem Marsch wieder anschließen wollten, musste die Polizei wegen der fortgesetzten Angriffe den restlichen Weg um uns eine Eskorte bilden.“

Und was sagt Manuela Kay, die einst angetreten war, mit dem Dyke March die „lesbische Sichtbarkeit“ zu fördern? Das queere Berliner Stadtmagazin Siegessäule, dessen Co-Verlegerin Kay seit einigen Jahren ist, schreibt: „Andere Demonstrierende hielten ihre Trans*-Flaggen hoch, um die trans*-feindlichen und exkludierenden Transparente wie ‚My Vagina is a female place only‘ zu überdecken.“

Im Klartext: Frauen, die Frauen lieben, sollen Männerkörper nicht mehr ablehnen dürfen. Was Transaktivisten hingegen dürfen: Diesen Frauen ganz unverhohlen mit sexueller Gewalt drohen. Das Plakat „TERFs can suck my trans cock“ (TERFs können meinen Trans-Schwanz lutschen) durfte jedenfalls unbehelligt auf dem Dyke* March präsentiert werden. TERF ist die Abkürzung für „Trans Exclusionary Radical Feminist“ und inzwischen zum gängigen Schimpfwort avanciert.       

Und was sagt die Veranstalterin selbst? Was die antisemitischen Hamas-Fans anbelangt, die den Dyke* March anführten, hält sich Manuela Kay erstaunlich bedeckt. „Wir hatten Festnahmen durch die Polizei“, sagt sie ohne weitere Erklärung bei radioeins.

Zur Bedrohung der Lesbengruppe, die unter dem Begriff „Frau“ eine biologische Frau versteht, wird Kay schon ausführlicher: „Wir hatten transfeindliche Gruppen, die versucht haben, die Demo zu blockieren in der Hoffnung, Provokationen hervorzurufen, wo sie sich dann wieder als Opfer gerieren können.“ Eine erstaunliche Täter-Opfer-Umkehr, möchte man meinen.

Die Frauengruppe des „lesbisch-feministischen Blocks“ kommentiert lakonisch: „Uns fasziniert die Doppelmoral, mit der ein anscheinend die Hamas unterstützender Block mit all seinen Männern vorneweg im Dyke March mitlaufen durfte, während autonome Lesben durch einen wütenden Mob ausgegrenzt und beschimpft wurden.“ 

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