Ukrainische Mutter ermordet
In Mannheim stehen zwei Menschen vor Gericht, die eine junge Frau und deren Mutter getötet haben, um an das Baby der Frau zu kommen. Das deutsche Ehepaar hat bereits drei Kinder, unterschiedlicher Herkunft, aber wollte unbedingt noch ein Mädchen. Die Opfer sind Ukrainerinnen, die TäterInnen Deutsche.
Die Ukraine ist das europäische Land, das den größten Markt an Leihmüttern hat. Und die Deutschen sind ihre besten Kunden. Im Zuge der pseudoliberalen Debatte über Leihmutterschaft – Warum nicht? Jedem seinen bzw. ihren erfüllten Kinderwunsch! – haben wir Deutschen uns anscheinend angewöhnt zu glauben, dass jeder Mensch ein Recht auf ein Kind habe (in diesem Fall: auf ein viertes Kind) und es Untermenschen gibt, die Kinder zu liefern haben.
Und wenn es gerade kein Kind gibt?
Dann wird eben eines geraubt
Menschen, die so arm sind, dass sie ein Kind für einen Fremden austragen und ihr Kind an ihn oder sie verkaufen. (Wobei das meiste Geld bei diesem Deal nicht an die austragenden Frauen geht, sondern an die Menschenhändler und Vermittlungsagenturen.) Und wenn es gerade kein Kind zu kaufen gibt, dann wird es eben geraubt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Indem man die 27-jährige Mutter erschlägt und die 51-jährige Großmutter gleich mit.
Die TäterInnen sind geständig. Bei der bedrückenden Beweislage blieb ihnen wohl auch nichts anderes übrig. Sie hatten die Opfer durch einen gezielten Kontakt zu ukrainischen Flüchtlingen ausgesucht, indem sie zynischerweise einer Telegram-Gruppe zur Unterstützung beigetreten waren.
Die werdende Mutter lebte in einer Flüchtlingsunterkunft und suchte nach einer Übersetzerin für ihre bevorstehende Geburt. Das deutsche Ehepaar bot sich an – in gezielter Absicht.
Am 6. März 2024 verpasste das Paar den Flüchtlingen heimlich betäubende Medikamente, erschlug erst die Großmutter mit einem Gummihammer und versenkte die Leiche im See, danach lockte das Paar die Mutter in die Nähe des Rheindamms, schlug ihr ebenfalls auf den Kopf und zündete die Leiche an. Dann fuhr das Paar mit dem Säugling nach Hause.
Ein reiches Land, in dem man mit
armen Menschen alles machen kann
Einen Tag später entdeckte die Polizei die Leichen. Vier Tage später verhafteten sie das Ehepaar. Das Baby fanden sie in der Wohnung des Paares unversehrt vor. Inzwischen lebt das Kind bei der 21-jährigen Schwester seiner Mutter. Die lebt wieder in der Ukraine.
Das Ehepaar gestand und „bereut“. Es lebt in einer Welt, in der alles käuflich ist. Auch ein Kind. Und wenn man es nicht kaufen kann, dann nimmt man es sich eben einfach. Ein reiches Land, in dem man mit Menschen auf der Flucht eines armen Landes im Krieg alles machen kann.
ALICE SCHWARZER