Erste lesbische Bundesministerin
Damit ist die Ex-Schatzmeisterin der Partei die erste offen homosexuelle Ministerin in einer Bundesregierung. Der erste Minister war Guido Westerwelle - und man kann nicht gerade sagen, dass das unbeachtet und ohne Häme durchgegangen wäre. Anzügliche Witze über die "Schwesterwelle" machten bis zuletzt die Runde. Doch Westerwelles Mut bahnte den Weg. Sogar für eine Frau.
Sogar, weil das öffentliche Dazustehen heute für eine Frau aus vielerlei Gründen schwieriger scheint als für einen Mann. Denn ein homosexueller Mann verärgert die Frauen nicht, im Gegenteil: Es scheint so mancher Frau sogar von Vorteil, einen guten Freund zu haben, bei dem der brisante Faktor Sex entfällt.
Eine homosexuelle Frau aber wird gerade in Zeiten der Emanzipation gerne als Kampfansage an die Männer empfunden. Die 61-jährige Barbara Hendricks verdient also allen Respekt für ihren Mut. Und es ist ein gutes Zeichen, dass die Medien so gelassen reagieren ("Das beiläufige Outing der Bundesumweltministerin", Die Welt).
Die in Kleve/Niederrhein geborene und bis heute dort lebende engagierte Katholikin hat das Staatsexamen zur Gymnasiallehrerin in Geschichte und Sozialwissenschaften und promovierte. 1972 trat sie in die SPD ein, gehört also zu der Frauengeneration, die sich mit dem Aufbruch der Frauenbewegung politisierte. Dem folgte eine stetige Parteikarriere: Parteiposten in NRW und 1998 Staatssekretärin in Lafontaines Finanzministerium, bis hin zur Amtszeit von Steinbrück. 2007 übernahm Hendricks die Verantwortung der Schatzmeisterin ("Ich bin die, die für die Zahlen und das Geld zuständig ist").
Die Ministerin gehört dem "Zentralkomitee der Deutschen Katholiken" an. Sie lebt weiterhin in Kleve und hat jetzt auch eine Wohnung in Berlin. Die Genossin war eine der Frauen, die - nach der scharfen Kritik von SPD-Frauen an dem "Männerteam" des Kanzlerkandidaten Steinbrück - bereits vor den Wahlen als Ministerin gehandelt worden war. Im öffentlichen Bewusstsein jedoch ist Barbara Hendricks neu auf dem Parkett.
