EU verarscht Forscherinnen

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Worum geht es: Am 21. Juni hatte die EU-Kommission eine „Kampagne für mehr Frauen in der Wissenschaft“ gestartet. Und dafür ein Video produzieren lassen, mit dem Mädchen und Frauen für die Wissenschaft begeistert werden sollten. Denn bis 2020 werden eine Million zusätzliche ForscherInnen benötigt. Und obwohl 45 Prozent der Doktoranden Frauen sind, ist nur jeder dritte Forscher weiblich. Nur jede vierte Habilitation wurde im Jahr 2011 von einer Frau abgeschlossen. In den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaft sank der Frauenanteil sogar auf 15 Prozent.

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Aber der Schuss ging nach hinten los. Denn was bei der EU-Kampagne herauskam, ist an Peinlichkeit und Dümmlichkeit kaum mehr zu unterbieten. Der Spot scheint eher aus den TV-Studios von Berlusconi zu kommen. Und er lässt tief blicken in Bezug auf das Frauenbild der in der EU für diese „Frauenförderung“ Verantwortlichen.

Drei Models stöckeln auf einen Mann zu, der vor dem Mikroskop sitzt. Der guckt ein bisschen irritiert ob der „Frauenpower“, die da auf ihn zuwankt. Sodann stakst das Trio in Highheels durch einen pinkfarbenen Raum. Dazwischen zischt und brodelt es. Das soll wohl ein Labor andeuten – worüber die drei Models kichern müssen. Und unter dem Mikroskop erscheint ein Lippenstift.

Es hagelte Proteste, vor allem von den Wissenschaftlerinnen selbst. Die EU-Kommission hat den Spot inzwischen aus dem Netz genommen. 102.000 € Steuergelder kostete dieser 45-Sekunden-Spot, für den sich die EU Kommission inzwischen wortreich entschuldigt. Er war genau zwei Wochen lang zu sehen und kann jetzt nur noch als You-Tube-Kuriosum belacht werden. Die Zahl der Negativbewertungen auf You Tube spricht übrigens Bände: 7.250 gegen 1.150 positive.

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