EU-Wahl II: Frauen & Jugend adieu!

Massiv Stimmen verloren. Omid Nouripour, Terry Reintke und Ricarda Lang nach der EU-Wahl. - Hannes P Albert/dpa
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Für die Grünen ist es ein Desaster ohnegleichen, und zwar in jeder Beziehung. Sie sind nicht nur eingekracht von über 20 Prozent bei der letzten Europawahl 2019 auf knapp zwölf Prozent der Stimmen. Sie haben nicht nur sehr viele junge Menschen verloren, sondern auch desaströse Verluste eingefahren bei einer Gruppe, die stets eine felsenfeste Bank gewesen war: die jungen Frauen. Und das, obwohl – oder weil? - bei dieser Wahl zum ersten Mal schon 16-Jährige wählen durften.

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Insgesamt wählten diesmal 14 Prozent der Frauen die Grünen (und elf Prozent der Männer). Bei der Europawahl 2019 waren es 24 Prozent gewesen (und 18 Prozent der Männer). Das macht zehn Prozent Verlust bei den Frauen. Eine absolute Premiere: Die Jungwählerinnen haben, wie bisher üblich, keineswegs mehr grün gewählt als die älteren. Im Gegenteil: Nur 14 Prozent der jungen Frauen zwischen 16 und 29 Jahren wählten die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin Terry Reintke (und neun Prozent der jungen Männer). Bei der Europawahl 2019 hatten 38(!) Prozent der jungen Frauen ihr Kreuz bei der „Klimapartei“ gemacht (und 24 Prozent der jungen Männer). Die Grünen haben in dieser Altersgruppe also jeweils zwei Drittel ihrer Stimmen der jungen Frauen und Männer eingebüßt!

2019 hatten 38 Prozent der jungen Frauen die Grünen gewählt, jetzt sind es nur noch 14

Woran das liegen könnte? In der Studie „Jugend in Deutschland“, die im April 2024 veröffentlicht wurde, hatten fast zwei Drittel (60%) der befragten Jugendlichen auf die Frage „Welche Themen bereiten dir Sorge?“ an zweiter Stelle geantwortet: der Krieg. Nur die Inflation stand im Sorgen-Ranking noch höher (65%). Da die Grünen nicht nur Klima-, sondern auch eine frenetische Kriegspartei sind, dürfte das die Wahlentscheidung der JungwählerInnen beeinflusst haben.   

Die besagte Studie hatte unter anderem deshalb für Aufsehen gesorgt, weil sie festgestellt hatte: Unter jungen Menschen – Frauen wie Männern – gibt es inzwischen ein großes Lager, das konservativ bis rechtspopulistisch wählt. 22 Prozent für die AfD und 20 Prozent für due Union hatte die Studie prognostiziert – und Recht behalten. Zumindest, was die jungen Männer anbelangt. Tatsächlich machte jeder fünfte Jungmann (22%) sein Kreuz bei der AfD und jeder sechste (17%) bei CDU/CSU.

Bei den jungen Frauen wählte nur jede achte die AfD (12%), das macht einen Gender Gap von zehn Prozent. Bei der Union ist der Gender Gap zwischen Jungwählerinnen und Jungwählern hingegen minimal: 16 Prozent der jungen Frauen wählten CDU/CSU, also ein Prozent weniger als bei den jungen Männern. Aber: Auch bei den jungen Frauen tendiert jede dritte dazu, konservativ bis rechts zu wählen.

Eine der größten Sorgen bei jungen Wählerinnen und Wählern ist der Krieg

Bei drei Parteien hat sich der Gender Gap inzwischen mehr oder weniger geschlossen: Bei der Union, die in allen Altersgruppen von Frauen wie Männern gleich häufig gewählt wird (was damit zu tun haben dürfte, dass Friedrich Merz den Merkel’schen Kanzlerinnenbonus abgeräumt hat). Auch bei der SPD ist der Frauen-Überhang mit nur einem Prozent kaum noch vorhanden. Da konnte auch die Spitzenkandidatin Katarina Barley nicht mehr holen, wie schon 2019. Bei der FDP gibt es einen nennenswerten Gender Gap nur in der ganz jungen Altersgruppe, wo mit acht Prozent drei Prozent mehr Jungwähler Lindners Männerladen (plus seiner mannhaft agierenden „Eurofighterin“ Strack-Zimmermann) wählten.   

Überraschenden Frauenüberhang von relativ gesehen 40 Prozent hat das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): Die neue Partei, die aus dem Stand einen respektablen Achtungserfolg erzielte, wird in allen Altersgruppen – Ausnahme: WählerInnen ab 60 - zu rund zwei Prozent mehr von Frauen gewählt: 7 Prozent bei den Frauen, 5 Prozent bei den Männern.

         

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