EU-Wahlen am Sonntag

Artikel teilen

In diesem Stadium ist es eigentlich auch egal, wer den Konflikt begonnen hat. Es geht hier nicht mehr um Gut oder Böse (was es in dieser reinen Form sowieso nie gibt). Die Verhältnisse, die sind komplexer.

Anzeige

Doch nie war die Welt seit Ende des 2. Weltkrieges so nah an einem 3. Weltkrieg wie heute. Und diesmal würde der Krieg gleich mit dem Grauen beginnen, mit dem der 2. Weltkrieg endete: mit der Atombombe.

Damals warfen die Amerikaner die Atombombe am 6. August 1945 auf Hiroshima, drei Tage später auf Nagasaki, um den Kriegsgegner und Deutschland-Verbündeten Japan zu treffen. Und, wie Amerika es längst selber eingesteht: um die Bombe zu testen. Die Folge: 120.000 Tote und Millionen Menschen mit schweren Folgeschäden bis heute. Diesmal würde die Bombe wohl mitten in Europa fallen. Und dabei ist es fast egal, wer sie abschickt. Denn dieser ersten Bombe würde ein Gegenschlag folgen – und das Ganze könnte innerhalb von Minuten von einer regional begrenzten „taktischen Bombe“ mit einer weltweiten, totalen Bombe enden.

Seit 1945 war die Welt einem 3. Weltkrieg noch nie so nah wie heute

Die Welt ist, das sagen alle Experten, noch nie so nah an der Bombe gewesen wie heute. Schon ein Missverständnis bzw. ein KI-Fehler würden genügen – und der Wahnsinn ginge los. Wir können also keine Zeit mehr verlieren. Keinen Tag. Keine Stunde. Keine Sekunde. Wir müssen den Wahnsinn stoppen!

Hinzu kommen die Massaker, die schon jetzt in den Gräben laufen. Täglich an die tausend Tote, ukrainische wie russische. Eine fast vollständig zerstörte und minenverseuchte Ukraine. Verhärtung und Verletzung an allen Fronten. Dämonisierung des Gegners. Militarisierung der ganzen Gesellschaft. Wo soll das enden?

Alle Experten – Generäle, Diplomaten – sind sich einig, dass dieser Krieg „militärisch nicht gewonnen werden kann“. Also muss er diplomatisch beendet werden, durch Verhandlungen.

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat bereits im Oktober 2022 ein Dekret (!) erlassen, dass unter keinen Umständen verhandelt werden darf. Was er sich dabei gedacht hat, ist schwer nachvollziehbar. Der russische Präsident Putin bietet seit Dezember 2021, drei Monate vor Kriegsbeginn, Verhandlungen an. Immer wieder. Zuletzt im April 2024 in Peking. Der Westen schweigt dazu oder erklärt: Das seien Täuschungsmanöver, man könne Putin nicht trauen, der lüge.

Dieser Krieg kann nicht mit Waffen beendet werden, nur durch Verhandlungen

Mag sein. Vielleicht haben seine Kritiker ja sogar recht. Aber in diesen Tagen, in denen die Welt sekündlich hochgehen kann, sind unsere Politiker und Politikerinnen gehalten, ALLES, einfach alles zu versuchen, uns zu schützen und den Wahnsinn zu stoppen. Das heißt auch: Nicht immer noch mehr Waffen zu liefern – und schon gar keine, die es erlauben, Russland auf eigenem Boden zu attackieren und seine Nuklearstandpunkte zu zerstören. Denn dann, ja dann wäre Russland quasi gezwungen, im großen Stil zurückzuschlagen.

Amerika und Russland tragen ihre Machtkämpfe auf dem Rücken von der Ukraine und von ganz Europa aus. Bleibt aber die Frage: Welches Interesse sollte das schon jetzt tief erschütterte Deutschland, sollte Europa daran haben, diese gefährlichen Spielchen weiter mitzumachen?

Das größte Opfer in diesem Grauen ist die Ukraine. Schwer vorstellbar, dass das zerstörte, demoralisierte, mit Waffen bis an die Haarwurzeln vollgestopfte Land dieses Massaker überlebt. Darum: Ihr Kreuz können verantwortungsbewusste WählerInnen diesmal nur bei einer Partei machen, die sich glaubhaft für Verhandlungen, also gegen die Bombe und für den Frieden einsetzt. Glaubhaft!

ALICE SCHWARZER

Hier das Manifest für Frieden unterzeichnen.

 

Artikel teilen
 
Zur Startseite