Die Botschaften des Farid Bang
Die gute Nachricht zuerst: Farid Bang ist nicht länger Botschafter der Stadt Düsseldorf. Nach massiven Protesten musste ein Video, in dem der Rapper im Auftrag der Stadt für die Einhaltung der Corona-Regeln warb, gelöscht werden.
Die schlechte Nachricht: Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat offenbar immer noch nicht verstanden, warum die Wahl von Farid Bang eine sehr schlechte Idee war. Wäre unter diesen Umständen auch seine Wiederwahl am 13. September eine schlechte Idee?
Die Idee zu diesem Video hatte der Oberbürgermeister persönlich, weil in der Düsseldorfer Altstadt wegen Überfüllung ein „erhebliches Infektionsrisiko“ herrscht. Aber nicht nur das: Wie Stuttgart, Frankfurt und viele andere Städte hat auch Düsseldorf ein weiteres Problem.
Farid Bang ist ein Paradebeispiel für gescheiterte Integration
„Je später der Abend, desto mehr wird das Bild bestimmt von jungen Männern zumeist mit Migrationshintergrund, die sich nicht nur nicht an die geltenden Infektionsschutzregeln, sondern generell an keine für ein zivilisiertes Zusammenleben geltenden Regeln halten“, erklärt OB Geisel. Hier gehe es „in Wahrheit um ein Problem mangelnder und möglicherweise scheiternder Integration beziehungsweise um die schrittweise Entwicklung einer Parallelgesellschaft, die schon heute dazu geführt hat, dass viele Düsseldorferinnen und Düsseldorfer abends und nachts Altstadt und Rheinufer meiden.“ Allein mit polizeilichen Mitteln lasse sich das Problem allerdings nicht lösen.
Die Lösung des Oberbürgermeisters: Farid Bang. Im Ernst? Der Rapper, der vor zwei Jahren gemeinsam mit seinem Kumpel Kollegah den Echo sprengte? Der auf dem prämierten Album mit seinem „Körper definierter als bei Auschwitzinsassen“ prahlte und rappte: "Mache mal wieder nen Holocaust"? Der schon in den Jahren davor mit sagenhaft frauen- und schwulenfeindlichen Texten aufgefallen war? Der also ein Paradebeispiel für eine gescheiterte Integration ist?
Farid Bang: Mach dein Bahnhofsgetto zu Charlie Hebdo
EMMA hatte 2019 Kollegah zum „Sexist Man Alive“ gekürt und damit ein großes Medienecho ausgelöst. Mehrere Städte sagten Konzerte mit dem Hass-Rapper ab. Doch Düsseldorfs Oberbürgermeister scheint noch nicht einmal zu ahnen, dass Kollegah-Buddy Farid Bang das genaue Gegenteil eines Integrationsbotschafters sein könnte.
Farid Hamed El Abdellaoui, Sohn marrokanischer Eltern, lebt seit seinem achten Lebensjahr in Düsseldorf. Der gläubige Muslim hält es „für seine Pflicht, fünf Mal am Tag zu beten“ und scheint eine gewisse Sympathie für islamistische Terroristen zu hegen. O-Ton aus einem seiner Songs: „Mach dein Bahnhofsgetto zu Charlie Hebdo“. Zu Erinnerung: In der Redaktion des Pariser Satiremagazins massakrierten bekennende Islamisten am 5. Januar 2015 zehn JournalistInnen und zwei Polizisten.
Alles halb so wild, findet OB Geisel. Bei einem persönlichen Gespräch habe er sich davon überzeugen können, dass Farid Bang seine Texte „kritisch reflektiert“ habe.
OB Geisel: Düsseldorf ist eine vielfältige und tolerante Stadt
Hat er? Für seine Frauenfeindlichkeit gilt das jedenfalls definitiv nicht. Kleine Kostprobe von seinem gerade erschienenen Album: „Deine Ma kriegt Penis in 'n Arsch, so tief, bis die Leber versagt/Wäre damals der Präsi nicht geplatzt, kämen heute hundert Väter infrage/Mehr Väter als griechischer Salat, Kebap, jetzt gibt's 'n Spieß in den Darm/Sie liebt diesen Schwanz und hat ihn als Profilbild auf Instagram/Ich leg' die Nase Schnuff bei deiner Mama auf Arsch und Brust/Ich fick' die Futt kaputt, sie wird Totalschaden gebumst“.
Inzwischen bedauert der Oberbürgermeister, übrigens Vater von fünf Töchtern, Farid Bangs Frauenfeindlichkeit „nicht gründlich genug recherchiert und im Gespräch nicht deutlich genug zur Sprache gebracht zu haben“. Das Phänomen ist bekannt: Auch beim „Echo“ war die Empörung erst losgebrochen, als das Wort „Auschwitz“ fiel. In den Jahren zuvor hatte Kollegah trotz vor Frauenhass triefenden Texten reihenweise Echos abgeräumt.
Zur Entschuldigung sieht der OB allerdings keinen Grund. Schließlich sei Düsseldorf eine „vielfältige“ Stadt. Und zur Toleranz gehöre auch, „Anschauungen, Lebensentwürfe und Äußerungen auszuhalten, die unseren Vorstellungen von zivilisatorischem Fortschritt und Political Correctness nicht entsprechen“. Das sehen nicht nur viele Düsseldorfer BürgerInnen anders. Und zum Glück auch die anderen Parteien im Stadtrat, auch einige SPD-Mitglieder protestierten. Das Video ist inzwischen gelöscht.