Über feuchte Männertraditionen ...
Franz Schubert ließ in seiner "Forelle“ noch leises Bedauern anklingen, als das Fischlein endlich an der Rute zappelte. Für Ernest Hemmingway ging es in seiner berühmten Novelle um den Kampf: Mann gegen Fisch. In Memmingen geht Fischen so: Beim Fischerfest am kommenden Wochenende hüpfen mehr als Tausend männliche Bewohner in den Stadtbach (in den zuvor Forellen ausgesetzt wurden). Ihr Ziel: unter lautem Gegröle Fische aus dem Wasser ziehen und für die dickste Forelle beim zünftigen Frühschoppen zum „Fischerkönig“ gekürt werden.
Für PETA ist das Memminger Fischerfest wie der Stierkampf in Spanien
Rund 20.000 ZuschauerInnen werden in diesem Jahr erwartet, der Fischertag ist eines der beliebtesten Feste im Allgäu. Ein feuchtfröhliches Spektakel. Wenn auch nicht für die Fische. „Das ist Tierquälerei!“, sagt Tanja Breining, Meeresbiologin und Aktivistin der Tierrechtsorganisation PETA. Sie vergleicht die „barbarische Tradition“ mit dem Stierkampf in Spanien.
Laut dem deutschen Tierschutzgesetz sind Wettbewerbsveranstaltungen im Fische-Fangen eigentlich verboten, es muss ein „vernünftiger Grund“ für das Töten vorliegen. Vielleicht war der noch gegeben, als der Brauch 1572 begann: Der Stadtbach, in dem auch Gülle und Abwässer aus der Stadt geleitet wurde, wurde einmal im Jahr abgelassen und das Bachbett gereinigt. Alle Fische wurden zuvor herausgefischt und von allen verzehrt. Aber heutzutage? „Wie kann es sein, dass im dritten Jahrtausend Bevölkerung und Touristen den Fang und das Töten von Tausenden Tieren bejubeln?“ fragt PETA vorwurfsvoll in einem Protestschreiben.
Ein Fest, bei dem weder Tiere getötet, noch Frauen diskrimi-
niert werden
Und PETA, wo wie in allen Tierrechts-Organisationen überwiegend Frauen organisiert sind, merkt auch an: Eine FischerkönigIN ist nicht vorgesehen. Frauen dürfen nicht mitfischen, die „Tradition“ muss gewahrt werden (So steht es in der Satzung vom Fischerverein). Das geht für Memmingens Oberbürgermeister Ivo Holzinger in Ordnung, denn: „Wenn Frauen mitmachen, sind ja noch viel mehr Fischerinnen und Fischer im Bach!“
In den vergangenen Jahren versuchten PETA-AktivistInnen, das Großfischen zu stören: Sie bestückten den Bach mit zahllosen gelben Quietsche-Entchen oder sprangen mit Protest-Schildern ins Wasser. In diesem Jahr hat PETA EMMA um Unterstützung gebeten, damit „das Fest zu einem Stadtfest umgestaltet wird, bei dem weder Tiere getötet noch Frauen diskriminiert werden“.
Da sind wir dabei. Und ihr, liebe Memminger Bürgerinnen und Bürger?