First Lady: Sollen Gauck und Schadt

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Wir Feministinnen pflegen einen Mann schon lange auch nach der Frau an seiner Seite zu beurteilen. Ist die schwach, hat der Mann ein schwaches Frauenbild – ist sie stark, handelt es sich um einen souveränen Mann, der Partnerinnen auf Augenhöhe bevorzugt. Danach zu urteilen, gehört der zukünftige Bundespräsident zur sympathischen zweiten Sorte. Daniela Schadt, 52, ist Journalistin und seit 27 Jahren bei den Nürnberger Nachrichten, zurzeit als Ressortleiterin Innenpolitik. Sie gilt als eigenwillig und radelt auch bei Regen in die Redaktion, ohne Rücksicht auf die Frisur. Aktuell ist sie „beurlaubt“ und in Berlin. Denn in der Tat, das werden die beiden sich schon vor zwei Jahren überlegt haben, als Gauck zum ersten Mal kandidierte: Die Rolle der First Lady ist kein Nebenjob, sondern eine Volltagsbeschäftigung. Die Frau des Bundespräsidenten repräsentiert nicht nur an der Seite des Bundespräsidenten, sondern agiert in ihrer Rolle auch eigenständig. Dafür wird der First Lady im Schloss Bellevue inzwischen auch ein Büro, eine Sekretärin, ein Chauffeur und ein „Repräsentationsbudget“ zugestanden, plus der in Deutschland unvermeidlichen Leibwächter. Das war nicht immer so. Aber sollte sie deswegen auch mit dem Präsidenten verheiratet sein?

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Ideal wäre, wenn die First Lady, die im Schloss Bellevue nicht weniger arbeitet als der Bundespräsident, einen eigenen Status hätte, der sie nicht länger zum Anhängsel und relativen Wesen degradiert. Doch davon sind wir in Schloss Bellevue so weit entfernt wie in den deutschen Botschaften.
Was also ist mit der von CSU-Geis so energisch geforderten Trauung zwischen dem ehemaligen Pfarrer und der Journalistin? EMMA meint: Die beiden müssen natürlich nicht heiraten, schließlich geht es seit elf Jahren ja auch ohne Trauschein – aber sie könnten. Denn erstens entrechtet die Eheschließung dank des langen Kampfes engagierter JuristInnen in Deutschland die Frau nicht mehr – wie noch vor wenigen Jahren. Und zweitens würde es den Status der Frau an seiner Seite im Ausland erleichtern. Denn der deutsche Präsident wird oft in Ländern sein, in denen eine nicht verheiratete Lebensgefährtin leider immer noch als „Schande“ gilt und nur die Ehefrau auch protokollarisch respektiert wird.

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Also, liebe Frau Schadt, lieber Herr Gauck: Unseren Segen haben Sie. Und wenn wir bei der Gelegenheit noch einen Wunsch äußern dürfen, liebe Frau Schadt: Wie wäre es, wenn Sie Ihren Namen behalten würden? Das wäre ein starkes Zeichen. Denn auch dieses Recht der Frauen, ihren Namen nicht zu verlieren, ist mühsam erkämpft worden.

EMMAonline, 22.2.2012

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