Frankreich: Freierbestrafung!

Frauenministerin Vallaud-Belkacem spricht vor der Nationalversammlung. © Gerard Roussel/Panoramic
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Seit zwei Jahren diskutiert Frankreich, wo Bordelle verboten sind, über die Freierbestrafung. Die französisch-marokkanische Ministerin Najat Vallaud-Belkacem führte die Debatte in den vergangenen Monaten mit Mut und Leidenschaft. "Mein Ziel ist es zu erleben, dass die Prostitution verschwindet!" erklärte die sozialistische Frauenministerin.

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Bisher mussten die Prostituierten Strafe zahlen, wenn sie aktiv einen Freier ansprachen. Das wurde jetzt abgeschafft. Die Frauen selbst werden nicht kriminalisiert. Aber ihre Käufer und Händler. Denn, so die Argumentation: Erst die Käufer schaffen den Markt. Außerdem will Frankreich ein Unrechtsbewusstsein schaffen für den Frauenkauf.

Ertappte Freier bekommen einen Bußgeldbescheid über 1.500 Euro an ihre Adresse geschickt (wo sich vermutlich so manche Ehefrau wundern wird). Bei Wiederholung sind 3.750 Euro fällig. Sowie Kurse zur Sensibilisierung in Sachen "Kauf eines sexuellen Aktes".

Ein Fonds für die "Prävention in der Prostitution und die soziale und professionelle Begleitung von Frauen in der Prostitution" wird von der Regierung mit 20 Millionen Euro ausgestattet. "Von nun an haben die Prostituierten eine wirkliche Alternative", freute sich die sozialistische Abgeordnete Segolene Neuville.

Ausländische Opfer von Zuhältern und Menschenhändlern erhalten ein Aufenthaltsrecht über sechs Monate. Auch wird ihnen beim Ausstieg aus der Prostitution geholfen. Internet-Provider sind verpflichtet, den "Zugang zu Prostitutions-Adressen, die gegen das französische Gesetz verstoßen, zu verhindern".

Nach Erhebungen des französischen Innenministeriums kommen 80 Prozent der Frauen in der Prostitution in Frankreich aus Osteuropa oder den ehemaligen Kolonien in Afrika und Asien. Und: Jeder dritte Franzose war schon mal bei einer Prostituierten.

Ministerin Vallaud-Belkacem, die fünf Tage zuvor eine ergreifende Rede vor dem Parlament gehalten hatte (siehe nächste EMMA), erklärte nach der Verabschiedung erschöpft, aber glücklich vor dem Abgeordnetenhaus: "Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Mittel geben, um gegen die Menschenhändler zu kämpfen."

Der EMMA-Appell gegen Prostitution: Jetzt unterzeichnen!

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Frankreich: Bald Freierbestrafung?

Die französische Frauenministerin Najat Vallaud-Belkacem bei ihrer Rede vor der Nationalversammlung.
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Die Debatte tobt seit zwei Jahren. Schon im November 2011 beschloss das französische Parlament mit den Stimmen aller Parteien, die „Prostitution abschaffen“ zu wollen. Jetzt machen die Abgeordneten ernst: Heute begann im Parlament die Debatte um einen Gesetzentwurf, der Frankreich diesem Ziel einen großen Schritt näher bringen könnte. Das Gesetz, eingebracht von zwei sozialistischen und einem konservativen Abgeordneten, sieht vor: Die Entkriminalisierung der Prostituierten, die bisher eine Geldbuße von 3.750 Euro zahlen müssen, wenn sie Männer auf der Straße ansprechen. Dafür sollen jetzt die Freier bestraft werden: 1.500 Euro drohen Männern, die Frauen kaufen. Außerdem sollen sie in einer Schulung mit den Folgen der Prostitution konfrontiert werden. „Die Idee ist, das Machtverhältnis umzudrehen“, erklärte Ségolène Neuville, Vizepräsidentin der parlamentarischen Kommission zur Prostitution. „Jetzt kann ein Freier sagen: ‚Wenn du keinen Geschlechtsverkehr ohne Kondom willst, verrate ich dich der Polizei!’ Bald wird er es sein, der gegen das Gesetz verstößt.“

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Denjenigen, die finden, dass Frauen das Recht hätten, ihren Körper zu verkaufen, entgegnete Maud Olivier, sozialistische Abgeordnete und Initiatorin des Gesetzes: „Zu behaupten, dass Frauen das Recht haben, sich zu verkaufen, bedeutet die Tatsache zu verschleiern, dass die Männer das Recht haben, sie zu kaufen.“

Laut einer Erhebung des Innenministeriums kommen 80 Prozent der Prostituierten in Frankreich aus Osteuropa oder den ehemaligen Kolonien in Afrika und Asien. Das Gesetz sieht eine sechsmonatige Aufenthaltgenehmigung und den Anspruch auf eine Umschulung vor.

Zustimmung und Ablehnung des Gesetzentwurfs gehen quer durch die Parteien. „Wir wissen aus Erhebungen, dass jeder dritte Franzose schon einmal bei einer Prostituierten war. Das ist unter den Abgeordneten nicht anders“, erklärt Charles de Courson von der christdemokratischen UDI die heftigen Debatten. Er selbst will am kommenden Mittwoch für das Gesetz stimmen, aus „menschenrechtlichen Gründen“. Die einzige Partei, die nahezu geschlossen gegen den Entwurf stimmen will, sind – die Grünen.

 

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