Frauen und Schwarze wählten Hillary
Es gab wohl noch keine Wahl in Amerika, die so entscheidend von der Geschlechterdebatte bestimmt war: die bekennende Feministin gegen den bekennenden Sexisten. Und darum war dieser Wahl auch der „größte Gender Gap aller Zeiten“ prognostiziert worden. In diesem Fall hatten die Meinungsforscher recht. 54 Prozent der Frauen wählten Hillary Clinton – aber nur 41 Prozent der Männer.
Die männlichen Wähler wollten mehrheitlich den Macho-Mann, der ihnen nicht nur versprach, ihre verlorenen Jobs zurückzuholen (und selber in China produzieren lässt) – sondern der auch für die guten, alten „Family Values“ steht: der Mann als Familienoberhaupt. Frauen trauern diesen für sie nicht ganz so guten, alten Zeiten offenbar nicht so nach: Nur (oder immerhin?) 40 Prozent wählten Trump. In Wahlmännern ausgedrückt: Hätten nur Frauen gewählt, hätte Hillary Clinton 37 Bundesstaaten und damit 458 Wahlmänner geholt (von 583), Trump nur 80. Dem Wahlmänner-System hat Trump im übrigen letztlich seinen Sieg zu verdanken, denn die Mehrheit der WählerInnen wählte Clinton: Die Kandidatin bekam 59.415.096 Stimmen, der Kandidat und jetzt gewählte Präsident weniger, nämlich 59.229.732.
54 Prozent der Frauen wählten Hillary
Allerdings: Prognosen hatten bis zu 65 Prozent der weiblichen Wählerstimmen für Clinton prognostiziert. Ein Grund dafür, dass es nun doch „nur“ 54 Prozent waren, könnte sein, dass Clinton von den religiösen Gruppen abgelehnt wurde: Zwei Drittel der Protestanten, darunter die in den USA traditionell zahlreichen Evangelikalen, und der Mormonen sowie über die Hälfte der Katholiken wählten Trump. Die Pro Choice-Politik von Clinton, also für das Recht auf Abtreibung, ihre positive Haltung gegenüber zur Homo-Ehe und natürlich ihr fortschrittliches Frauenleben dürften auch so mancher evangelikalen Frau ein Dorn im Auge gewesen sein.
Eine wahrhaft überwältigende Mehrheit bekam Clinton bei ihren schwarzen WählerInnen. 88 Prozent stimmten für Clinton. Bei Obama, dem ersten schwarzen Präsidenten der US-Geschichte, waren es noch 93 Prozent gewesen. Auch 65 Prozent der Hispanics stimmten für Clinton. Allerdings, so berichtet CNN, seien sowohl Schwarze als auch Latinos „nicht in einem ausreichenden Ausmaß zur Wahl gegangen, um Clinton ins Weiße Haus zu wählen“.
Zwei Drittel der Evangelikalen wählten Trump
Das gilt auch für die jungen WählerInnen: 55 Prozent der 18- bis 24-Jährigen stimmten für Clinton, und auch bei den 25- bis 39-Jährigen hatte sie die Mehrheit. Aber auch diese Wählergruppe blieb in zu großem Ausmaß den Wahlurnen fern, um die Entscheidung pro Trump zu kippen.
Hinzu kommt: Viele Wähler aus der Arbeiterschaft, die ursprünglich links standen, haben durch Krise und Globalisierung ihre Jobs verloren und glauben nun offenbar ausgerechnet den Versprechungen eines skrupellosen Milliardärs. Dennoch: So manche Frau, deren Familie Haus und Einkommen verloren hat, glaubt vermutlich mit.
Übrigens: Nur drei Prozent der Trump-Wähler trauen laut Umfragen dem neuen Präsidenten den Job zu. 70 Prozent wählten ihn, weil sie sich einen „Wandel“ wünschten. Den wird es geben.