Frauenministerin: 100. Weltfrauentag:

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Bereits am 24. Februar hielt Frauenministerin Schröder eine Rede im Bundestag zum 8. März. Da dies der Welt bisher verborgen blieb, veröffentlicht EMMA hiermit die Ministerinnenrede, zumindest den ersten Teil, ungekürzt. Übrigens: Es handelt sich nicht um einen Beitrag zu Weiberfastnacht (für alle Nicht-RheinländerInnen: der ist am Donnerstag, den 3. März).

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der 100. Weltfrauentag ist für meine Generation ein Tag, um Danke zu sagen, Danke für all das, was Generationen von Frauen vor uns erkämpft haben:
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP.
Das Frauenwahlrecht, die formale rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit – Dinge, die für uns heute ganz selbstverständlich sind. Deshalb ist der 100. Weltfrauentag ein Feiertag weiblicher Emanzipation, und zwar nicht nur von traditionellen Rollenmustern, sondern junge Frauen emanzipieren sich auch von manchen Vorkämpferinnen weiblicher Emanzipation.

Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Mein Gott, ist das langweilig!
Viele Frauen meiner Generation haben es satt, sich von anderen Frauen sagen zu lassen, wie man als emanzipierte Frau zu leben hat.
Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Caren Marks [SPD]: Jetzt kommt die alte Leier wieder!
Wir wollen Wahlfreiheit. Wir wollen uns für Lebensmodelle entscheiden können, und zwar auch für solche, die nicht den Vorstellungen anderer Frauen entsprechen, ohne dafür wahlweise als egoistisch oder feige hingestellt zu werden.
Ute Kumpf [SPD]: Was für ein Quatsch!
Deshalb sollte von der heutigen Debatte vor allen Dingen auch einmal folgendes Signal ausgehen: Respekt vor privaten Lebensentscheidungen statt Diffamierung von bestimmten Rollenmodellen.

Beifall bei der CDU/CSU und der FDP
Dafür müssen wir uns nur auf etwas verständigen, was eigentlich selbstverständlich ist: Gleichberechtigung ist nicht Gleichschaltung und Gleichsetzung. Gleichberechtigung berücksichtigt die Verschiedenartigkeit von Männern und Frauen.
Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dagmar Ziegler [SPD]: Wo haben Sie das denn ausgegraben?
Sie fragen mich, woher ich das habe? Das sage ich Ihnen: Die Frauenrechtlerin Helene Weber hat diesen Satz 1949 vor dem Deutschen Bundestag gesagt
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP
und zwar kurz nachdem sie im Parlamentarischen Rat als eine von vier Frauen den wohl revolutionärsten Grundsatz unseres Grundgesetzes erkämpft hat: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt."
Die Gleichberechtigung von Mann und Frau in unserer Gesellschaft zu fördern – nicht im Sinne von Gleichsetzung, von Ergebnisgleichheit, sondern von Chancengleichheit –, das bleibt unsere gemeinsame Aufgabe, liebe Kolleginnen und auch liebe Kollegen.

Dagmar Ziegler [SPD]: Tun Sie was dafür!
Da ist viel zu tun. Frauen sind in Führungspositionen kaum vertreten. Wir alle sind uns einig, dass sich das ändern muss. Das fängt bei den Arbeitszeiten und bei der Arbeitskultur an. Unsere Arbeitswelt ist gerade in den Führungsetagen auf Männer oder – ich sage es allgemeiner – auf Menschen zugeschnitten, die familiäre Verantwortung delegieren können
Dagmar Ziegler [SPD]: Wer soll das denn ändern? Die Männer, die da sitzen, oder wer?
oder die von vornherein auf Familie verzichten. Eine 70-Stunden-Woche nach dem Prinzip "Karriere wird nach Feierabend gemacht" bezahlen diejenigen mit eingeschränkten Karrierechancen, die nach Feierabend die Kinder bettfertig machen.
Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wie langweilig!
Frauen erwarten deshalb zu Recht mehr von uns als lächerliche Überbietungswettbewerbe der Opposition nach dem Motto: Wer fordert die höchste Quote? Frauen erwarten vielmehr, dass wir bei den Ursachen ungleicher Chancen ansetzen und dass wir ihre Bedürfnisse in den Blick nehmen.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP

Wenn Frauen Teilzeit arbeiten, um Zeit für Familie zu haben – gestern konnten wir in einer Allensbach-Studie lesen, dass 59 Prozent der unter 45-Jährigen in Deutschland dieses Modell für das optimale halten –, dann sind diese Frauen doch nicht feige. Das ist eine selbstbewusste Entscheidung, die wir genauso respektieren und ermöglichen müssen wie diejenige, ganz auf den Beruf zu setzen oder ganz für die Familie da zu sein.

Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP
Zuruf von der LINKEN: Die müssen aber anständige Löhne dafür bekommen!

Nicht die Frauen müssen sich also ändern. Ändern muss sich unsere Arbeitswelt.

Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Männer!
Caren Marks [SPD]: Und die Ministerin!

EMMAonline, 2.3.2011
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