Prof. Mouhanad Khorchide, Islamwissenschaftler
1. Kanzlerin Merkel hat erklärt: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Stimmen Sie dem zu?
Ich verstehe den Satz von Frau Merkel als Signal gerade an junge Menschen, um sie aufzufangen und ihnen Platz in unserer Gesellschaft zu bieten. Darum geht es mir als Pädagoge, weniger um die historische Debatte dahinter. Denn gerade junge Muslime, die hier in Deutschland geboren sind, erwarten, hier eine Heimat geboten zu bekommen, in der zu dem einen großen „Wir“ auch die Muslime gehören. Die Rede von „Wir Deutsche“ und „Ihr Muslime“ wird von fundamentalistischen und konservativen Kräften instrumentalisiert, um Fronten zu konstruieren und die Gesellschaft zu spalten, was die Rekrutierung junger Muslime in extremistische Milieus begünstigt.
2. Welche Rolle sollten MuslimInnen in Deutschland bei dem Schulterschluss von DemokratInnen aller Provenienzen gegen den Islamismus und die Terrorismusgefahr jetzt spielen?
Auch MuslimInnen sind als Teil dieser Gesellschaft herausgefordert, ihren Beitrag gegen Islamismus und Extremismus zu leisten. Denn auch sie sind immer stärker von diesen Gefahren betroffen. Deutschsprachige Imame z.B. könnten den jungen Menschen, die auf der Suche nach Identität und Halt in der Religion sind, ein sinnvolles menschenfreundliches religiöses Verständnis vermitteln, das mit ihrer Lebenswirklichkeit korrespondiert. Man darf beim Islam nicht den Islamisten und Extremisten die Deutungshoheit überlassen.
Prof. Mouhanad Khorchide, Islamwissenschaftler Universität Münster