Gianna Nannini is back!
Auf ihrem zweiten LP-Cover, Una radura, springt sie noch ins Ungewisse. Jetzt ist sie gelandet: mitten im Erfolg. Auf dem aller ersten Cover schaute sie noch verhalten bis introvertiert zagend durch einen Türspalt: halb misstrauischer, halb melodramatischer Blick; verletzlicher Mund. Das war vor sieben Jahren. Auf dem Cover ihrer neuen LP, California, ist die Verletzlichkeit immer noch spürbar, aber sie ist gemischt mit Stärke, siegesgewiss: den Kopf übermütig nach hinten geworfen, zwischen den halboffenen Zähnen gekonnt eine Zigarillo. So mögen sie ihre Fans, und so ist das Bild auch schon fixiert. „Vulkan und stilles Wasser" (Pensberger Merkur), „Rockt wie ein Kerl" (Bravo), „Donna rock mit der Reibeisenstimme einer Janis Joplin und der Rastlosigkeit eines Mick Jagger" (Kölner Stadtanzeiger), aber auch: „Uneitel, humorvoll (bis zur Selbstkarikatur) und besessen von ihrer Musik" (Mädchen).
Noch 30 Sekunden bis zu ihrem Auftritt in der Siegerlandhalle, zwischen zwei Lindenberg-Darbietungen. Sie hüpft und dribbelt hinter den Kulissen wie eine Sprinterin vor dem Start oder wie ein übermütiges Kind vor dem Ausbruch. Zwei Gläser Champagner intus, wie vor jedem Auftritt; der einzige Kick, den sie sich zugesteht. Und: den Tiger im Tank. Gianna Nannini, 27 Jahre alt, Sängerin, Musikerin, Texterin, Komponistin, geboren als Mädchen im Herzen der Toscana, geboren als Star im Showbusiness der Bundesrepublik. Seit gut drei Jahren ein Insider-Tip, seit einigen Monaten kommender Rock-Star: Rockpalast, einen Hit, Beiprogramm bei Udo und im Dezember eine erste eigene Tournee.
Und dann - der Sprung auf die Bühne: kräftig, mit leicht vorgebeugten/ Schultern, wiegenden Hüften und/ federndem Schritt. Bravo hat recht. Sie rockt wie ein Kerl. Und sie schreit sich die Seele aus dem Hals wie ein Weib.
Genau das ist es wohl: diese Mischung von Kraft und Gefühl, dieser Schritt vom Erleiden zum Erobern - genau das ist es wohl, was ihrer Fans, männlich wie weiblich, in die Knie gehen lässt. Gianna Nannini/ gehört zu der Generation, die selbst verständlich mit dem Feminismus Frau wurde. Sie glaubt sich heute frei von den Fesseln der Weiblichkeit, muss Träume nicht leugnen und Taten nicht kaschieren. Für sie ist der Sprung in die Männerdomäne Rock eine Selbstverständlichkeit. Wen nimmt es da Wunder, dass es vor allem junge Frauen sind, die ins Schwärmen geraten...
Erfrischend uneitel, noch ganz unbefangen, ja fast unschuldig ist sie. Sie kann etwas sehr Kindliches haben, diese Gianna. Da wird für den Auftritt irgendetwas übergestreift, möglichst voluminös und gern auch in kräftigen Farben. Und gleich nach dem Stress wird die 20jährige Regina, ein über 200 km angereister Fan, der es geschafft hat, sich bis zur Garderobe durchzuschlagen, mit derselben Intensität und Offenheit begrüßt, wie eine Uraltfreundin.
Man merkt ihr die Belastungen des Tages nicht an. Auch nicht den besorgten Anruf in Mailand, gleich nach der Ankunft im Hotel. Eine Freundin von ihr ist schwanger von einer Vergewaltigung und hat aus Angst vor der Familie des Vergewaltigers (!) erst im vierten Monat gesagt, was los ist. Nun geht es um die Abtreibung. Gianna organisiert mit. Von der Tournee aus. „Vielleicht schaffen wir es ja noch in London — obwohl es natürlich sehr spät ist. Aber wenn sie das Kind kriegen muss, dreht sie durch...."
Am Abend auf der Bühne ist Gianna; dann wieder genau die weibliche Mischung von Draufgängertum und Gefühl, für die die Zeit überreif scheint. Zarah Leander im Rockrhythmus, Version '83. Und so schafft sie es sogar in der Siegerlandhalle, ein zu 90 Prozent für Udo angereistes Publikum im Handstreich zu erobern: zwei Zugaben und noch kein Ende, Pfiffe der Enttäuschung, als Udo dann doch weitermacht. Unser Gespräch haben wir in der Garderobe geführt, zwischen Soundscheck und Auftritt, 60 hastige, aber doch intensive Minuten lang.
Alice: Du hat dich ziemlich verändert seit deiner ersten Platte vor sechs Jahren. Damals hast du ganz melodramatische Balladen gesungen — die ich übrigens auch sehr mochte! — heute bist du bekannt für deinen vitalen Rock.
Gianna: Ja. Ich war grässlich selbstmitleidig. Sobald ich irgendein Problem sah, heulte ich los. Ich heulte in mich rein, statt meinen Schmerz rauszuschreien. Ich konnte mich selbst nicht leiden. . . Das ging lange Zeit so, bis ich eines Tages begriff: Ich will kein Opfer sein! Ich wollte nicht mehr leiden! Darum habe ich „America" geschrieben. Ich wollte siegen!
Was dir gelungen ist. „America" ist dein erster großer Sieg, ist ein Hit.
Und es ist ein Lied über Selbstbefriedigung — über etwas also, was ich schon immer sehr gern gemacht habe.
Weibliche Selbstbefriedigung im Rock-Rhythmus. . . Wie haben sie denn in deiner Heimat darauf reagiert?
Heftig. Sehr heftig. In Italien ist das Verhältnis zu mir überhaupt ziemlich extrem. Entweder man mag mich sehr, oder man mag mich überhaupt nicht. Man mag mich nicht, weil ich keine richtige Frau bin. Eine richtige Frau gehört ins Haus, ist unkompliziert und bescheiden. Ich bin das ganze Gegenteil: Ich bin eine Frau, die Erfüllung in ihrer Arbeit findet, die unabhängig ist, allein und - auch noch Erfolg hat. Und das alles ohne Mann, sogar ohne Manager. Vor solchen Frauen — und davon gibt's bei uns immer mehr — haben viele Angst in Italien. Wirklich Angst. Ich spüre es manchmal im Publikum: Wie einer da sitzt und mich starr vor Entsetzen anguckt. . . Ich bin zu stark. Ich mache Angst.
Reagieren auch Frauen so auf dich?
Manche ja.
Aber auffallend viele Frauen, gerade auch junge, schwärmen für dich, bewundern dich, ja scheinen regelrecht verliebt zu sein in dich. Bist du ein „Frauenstar"?
(lacht) ... das glaube ich nicht...
Wie ist dein Verhältnis zu Italien?
Ich liebe Italien! Ich würde nie da weggehen wollen. Letztes Jahr war ich anderthalb Monate in Kalifornien - grässlich. Ganz Amerika ist Plastik. In Kalifornien sind alle Vegetarier. Bei uns in Italien ist Blut eine ganz wichtige Sache.
Erzähl mir von deiner Kindheit in Siena.
Ich komme aus einer gutbürgerlichen Familie. Mein Vater hat eine Konditorei, meine Mutter ist Hausfrau. Bis 14 hatte ich eine fantastische Kindheit. Ich war immer glücklich und sehr aktiv. Aber dann ging's los. Plötzlich sollte ich eine Frau werden, die zur Ehe bereit ist. Und das mochte ich gar nicht.
Was haben sie denn mit dir angestellt?
Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Szene mit meinem Vater, da war ich 13, 14. Er hat mich von einem Fest weggeholt, nur weil ich einen Minirock anhatte (mit dicken Strumpfhosen und so, also überhaupt nicht erotisch). Zuhause hat er mich wie wild geohrfeigt und den Rock in tausend Fetzen zerstückelt. — In Italien kannst du als Mädchen noch nicht mal allein vor die Tür gehen. Immer ist jemand dabei, ein Bruder, der Vater oder die Mutter. Noch nicht mal zu meinen Klavierstunden durfte ich allein gehen, eine Tante musste immer mit. Das hat mich schon mit fünf verrückt gemacht. Ich wollte immer raus, alleine raus. Ab 14 wurde es dann unerträglich.
Und was hast du getan?
Ich habe angefangen zu lesen. Frauenbücher. „Was geschieht mit kleinen Mädchen?" von Belotti, Betty Friedan, Susan Sontag. Einfach alles, was ich in die Finger kriegte. Alle Klassikerinnen des Feminismus. Damals gab es bei uns noch keine Frauenbewegung. Es gab nur Bücher. Und die habe ich verschlungen. Dann hörte ich eines Tages, dass es in Mailand eine kleine Frauengruppe gab, die lotta continua feminista. 1973 war das, ich war 18. Und da bin ich hin. Nur wegen dieser drei Frauen.
Du bist also ein direktes Produkt der Frauenbewegung?
Kann man sagen. Nur, ich rede selten drüber, weil die Medien daraus immer gleich so ein plattes Klischee machen.
Und wie ging es weiter in Mailand?
Ich habe angefangen zu studieren. Musik und Philosophie. Und ich habe bei einer feministischen Selbsterfahrungsgruppe mitgemacht, eben mit diesen drei Frauen. Wir waren die aller ersten überhaupt in Mailand. An der Uni war ich in einer Anti-Psychiatrie-Gruppe aktiv. In der Zeit fing ich an, Lieder zu schreiben. Rebecca. Maria Paola. Ich bin auf Frauenfestivals aufgetreten, habe in Kneipen gesungen, habe meine erste Schallplatte gemacht.
Warum Selbsterfahrungsgruppe und Anti-Psychiatrie?
Die Selbsterfahrungsgruppe hat mir geholfen, mich selbst besser zu verstehen und auch: mich selbstkritischer zu sehen. Ich begann, meine Larmoyanz zu hassen. Und die Anti-Psychiatrie... Es war die Zeit, in der man sich des ungeheuren Skandals bewusst wurde, begriff, dass Psychiatrie nur eine andere, oft schlimmere Art von Gefängnis ist. Aber auch, weil es mich ganz persönlich betrifft. Noch heute habe ich manchmal Angst, verrückt zu werden, den Kopf zu verlieren. Angst vor meiner Paranoia, vor meinen heftigen Stimmungen: mal ganz hoch oben, mal ganz tief unten... Aber ich kann und will auch nicht anders sein. So bin ich nun mal.
Stimmt es, dass du früher eine ausgesprochen liebliche Stimme hattest? Und dass du deine Reibeisen-Stimme erst hast, seit du Karate machst?
(lacht schallend los, wie so oft in unserem Gespräch) Ja, das stimmt. Das kam quasi über Nacht. Eines Morgens wachte ich auf und hatte diese Stimme...
Und seit wann machst du Karate?
Seit meinem 14. Lebensjahr.
Die magische 14. Und bis zu welcher Stufe hast du es bei Karate gebracht?
Ich mache heute noch Karate. Den Schwarzen Gürtel habe ich mit 19 gemacht. Ich red' nur nicht so gern drüber, weil so was auch gleich so zum Klischee erstarrt.
Sport ist, glaube ich, sehr wichtig für dich?
Und wie. Ich mag Körperlichkeit. Körperbeherrschung. Körperarbeit. Meine Kräfte entwickeln. Bis an die Grenzen meiner Kraft gehen. Mich ganz und gar verausgaben. Der Sport hat mir auch gegen meine Angst, den Kopf zu verlieren, geholfen. Auch wenn ich auf Tournee bin, gehe ich jeden Morgen joggen. Das rettet mich, hält mich in Schwung.
Diese Tourneen. Abends auftreten, vormittags oft Hunderte von Kilometern weiterfahren, nachmittags Sound-Check und abends wieder auftreten. . . Wie hältst du das überhaupt durch? Auch emotional? Ich denke, dass das für Männer wie Frauen hart ist, aber Männer haben wenigstens manchmal eine Begleiterin dabei oder greifen sich ein Groupie Und wie machst du das?
Da macht bei einer Frau keiner mit, „Begleitung" im Schatten zu spielen…
Also kurze Nächte..?
Manchmal. Zur Zeit allerdings habe ich überhaupt keine Lust. Auf niemanden. Ich bin zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt. Aber manchmal tu ich es. Und mit Vergnügen.
Mit Männern? Mit Frauen?
Mit beiden. Es gibt Phasen, da interessiere ich mich mehr für Frauen, und Phasen, da sind es eher Männer.
Welche Art von Männern? Welche Art von Frauen?
(lacht) Da hat sich mein Geschmack in den letzten Jahren sehr geändert. Früher stand ich auf sehr männliche Männer und sehr weibliche Frauen. Heute sind es eher maskulinere Frauen und femininere Männer, androgyne Typen halt. Mich interessieren immer mehr Menschen, Individuen und nicht Geschlechter.
Und wie verkraftest du die „kurzen Nächte"? Kriegst du anschließend nicht doch manchmal ein schlechtes Gewissen, wirst sentimental?
Nein, nie. Ich benutze die Menschen ja nicht. Ich lüge nicht. Ich bin sehr offen und sehr intensiv, bin wirklich dabei. Selbst wenn es nur 10 Minuten sind.
Und die anderen...?
Ja, die machen mir manchmal das Leben schwer. Ich bin nämlich oft in mehrere auf einmal verliebt. Und das ist gar nicht so einfach. Aber ich kann das einfach nicht: bei einem einzigen Menschen stehen bleiben. Für mich ist Leidenschaft das wichtigste. Und die habe ich nur bei neuen Begegnungen.
Und was ist mit den Gefühlen? Zum Beispiel, wenn du nach einem anstrengenden Auftritt allein im Hotelzimmer liegst?
Dann telefoniere ich. Ich rufe eine meiner drei besten Freundinnen an: in Mailand, Rom, Siena. Entsprechend sind meine Telefonrechnungen. .. Mit ihnen kann ich immer sprechen. Zwei davon sind übrigens ehemalige Beziehungen, heute sind wir Freundinnen.
Was bedeuten Freundschaften für dich?
Zu geben, nicht nur zu nehmen. Aber das habe ich erst lernen müssen.
Deine größte Geliebte ist, glaube ich, deine Arbeit.
Richtig. Meine Arbeit ist das Wichtigste für mich. Ich liebe meine Arbeit! Und ich arbeite wahnsinnig viel und intensiv.
Wie sind eigentlich deine Beziehungen zu deiner augenblicklichen Band? Frauen haben es gerade da ja besonders schwer. Ich denke zum Beispiel an Nina Hagen, die früher manchmal ganz zermürbt war von dem Psycho, den die Jungs ihr machten...
Stimmt. Das ist immer heikel. Auch, weil du eine Frau bist, und sie dich nicht so selbstverständlich als Autorität akzeptieren. Aber nicht nur deshalb. In der Arbeit mit mir muss eine Band dasselbe fühlen wie ich, verstehst du? Mit ein bisschen Glück findest du Leute, die vielleicht für zwei, drei Monate enthusiastisch sind. Danach ist die Luft raus. Hinzu kommt, dass es bei uns in Italien überhaupt keine Band-Tradition, keine Gruppen-Tradition gibt. Man spielt ein bisschen zusammen, und dann läuft man wieder auseinander. Und als Sängerin wirst du schon gar nicht ernst genommen. Eine Sängerin, das ist in der Musiker-Hierarchie einfach das letzte.
Welche Instrumente spielst du eigentlich selbst?
Klavier, Violine, Syntheziser und Gitarre. Aber mein wichtigstes Instrument ist mein Körper und meine Stimme.
Hast du schon mal versucht, mit Frauen zu arbeiten?
Ja. Und ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Mit Anette Humpe zum Beispiel. Mit ihr konnte ich wirklich reden und richtig zusammenarbeiten. Und auch mit Annie Lennox. Es war herrlich! Ich war ganz begeistert! Das heißt, ich weiß, dass es auch mit Frauen sehr schwierig sein kann, und dass gerade unter Frauen die Konkurrenzprobleme manchmal höllisch sind. Aber ich habe bisher nur fantastische Erfahrungen gemacht.
Du schreibst und komponierst alle deine Lieder selber. Wie und wann schreibst du sie eigentlich?
Immer und überall. Zuhause. Im Auto. Im Hotelzimmer. Fast immer fange ich mit der Melodie an. Erst dann kommt der Text. Ideal ist, wenn ich beides gleichzeitig entwickle: ein paar Takte, ein paar Worte, ein paar Takte...
Und welches Lied von dir magst du selbst am meisten?
Zur Zeit „America"! Ich finde es gut, aber es gefällt mir ehrlich gesagt auch, weil es mein erstes richtiges Erfolgslied ist. Das zählt. Dass Menschen darauf ansprechen! Dass ich sie damit erreiche! Dass sie sich damit identifizieren!
Erfolg und einen Hit hast du jetzt. Wie geht es weiter?
Ich weiß es noch nicht. Vielleicht mache ich schon auf meiner nächsten Deutschland-Tournee im Dezember was ganz anderes. Ich entscheide das am Ende dieser Tournee. Vielleicht komme ich allein oder zu zweit auf die Bühne. Vielleicht mache ich eine neue Art von Performance. Ich denke seit Monaten darüber nach. Musik und Bewegung. Mit Stimme und Körper habe ich die größten Möglichkeiten. Die Sprache meines Körpers, das ist es, was mich heute am meisten interessiert. Ich möchte Lieder für meinen Körper schreiben. Instrumente haben Grenzen, Körper nicht.
Ganz schön gewagt, im Augenblick des Erfolgs nicht auf der Welle zu reiten, sondern umzusteigen...
Na und. Ich hasse es, festgelegt zu sein. Ich würde am liebsten jeden Augenblick etwas neu entdecken, neu erfinden.
Und wie willst du jetzt weiterarbeiten?
Wenn ich jetzt zurück nach Mailand komme, werde ich ein paar Wochen lang mit Taubstummen zusammenarbeiten, mit ihnen eine Körpersprache entwickeln. Ich möchte die Vibrationen meines Körpers einsetzen, meinen Körper zum Instrument machen.
Welche Art von Musik magst du selbst am liebsten?
(denkt lange nach und sagt schließlich entschlossen): Flamenco.
Und was magst du sonst noch?
Menschen. Und Ski. Und Segeln. Und Film. Antonioni zum Beispiel oder Bertolucci, für den ich ja auch eine Filmmusik geschrieben habe.
Und Bücher?
Ich bin zu faul zum Lesen. Ich lese wenig und wenn, dann meist Philosophisches. Pasolini, den liebe ich.
Was sagen deine Eltern zu deinem heutigen Leben?
Meinem Vater ist es eher peinlich. Er hätte sich eine ganz andere „Karriere" für mich gewünscht. . . Meine Mutter ist inzwischen stolz auf mich, richtig stolz. Neulich hat sie sogar gesagt: „Hätte ich es doch so wie du gemacht!"
Kannst du dir vorstellen, selbst ein Kind zu haben?
Warum nicht. Ich mag Kinder.
Wo wäre das Kind dann jetzt? Hier in der Garderobe?
Vielleicht. Vielleicht hätte ich es aber auch im Hotel vergessen… (lacht unbändig)
Wie läuft's mit Udo auf dieser Lindenberg-Tournee mit Nannini-Einlage?'
Gut. Sehr gut. Ich glaube, er hat regelrecht Angst davor, für einen Macker gehalten zu werden. Das macht's einfacher. Keine Probleme.
Wenn ich es nicht schon vorher geahnt hätte, hätte ich es spätestens bei dem Gedränge am Bühneneingang und an der Reaktion des Publikums gemerkt: Du bist dabei, ein Star zu werden, Gianna, ein Idol. Das heißt, nicht nur deine Musik, deine Stimme gefällt den Menschen. Da ist mehr: dein Bild, dein Image, deine Art der Selbstdarstellung reißt sie mit. Was meinst du: Woran liegt das? Was fasziniert die Fans an dir?
(zögert, überlegt länger) …ich weiß nicht, wie so etwas passieren kann. Ich glaube, es ist eine Frage der Gefühle, der Identifikation. Sie spüren ganz einfach, dass ich ein Mensch bin. Ein Mensch mit Gefühlen, ein Mensch, den sie anfassen können, der existiert. Es ist sicherlich kein Zufall: Die meisten Briefe, die ich kriege, sind Briefe von Menschen, die mich weder anschwärmen, noch anmachen, sondern - die ganz einfach mit mir befreundet sein möchten.
Jetzt auf Netflix "„Sei nell’anima“, der Spielfilm über ihr Leben. Ab November geht Gianna auf Europa-Tournee.