Graue Haare: Die neue Freiheit!
Viele von uns erinnern sich an die wunderbare Szene in Loriots „Ödipussi“, in der das ältere Ehepaar seine neue Sofafarbe aussucht. Aus Herrn und Frau Melzer scheint, wie auch aus ihrem Wohnzimmer, jede Farbe gewichen. Das von Evelyn Hamann angepriesene „frische Gelb“ wird von den beiden ebenso abgelehnt wie das „zarte Apfelgrün“. Die Farbpalette, aus der sich das ergraute und sichtlich komplett freudlose Paar den neuen Bezug aussucht, bietet an: aschgrau, bleigrau, staubgrau, steingrau oder mausgrau. Man entscheidet sich schließlich, und auch das nur widerwillig, für ein „frisches Steingrau“.
Die Szene hat, wie so viele Loriot-Szenen, Kult-Status. Allerdings hätte wohl anno 1988 niemand gedacht, dass die so belächelte Nichtfarbe Grau, Synonym für Trübsinn und Tristesse, zwei Jahrzehnte später ihrerseits kultig sein könnte. Und zwar auf Frauenköpfen jeden Alters. Tatsache.
„Gray Hair ist angesagt!“ jubeln Modemagazine. Aktuelle Buchtitel, geschrieben von grauen Frauen, heißen „Grau ist great!“ oder „Glückssträhnen“. „The Hottest Color of the Moment is ... Gray“ weiß sogar das Wall Street Journal. Das Wirtschaftsmagazin berichtet, dass auf der angesagten Social Media-Plattform Pinterest Anfragen nach dem Suchbegriff „going gray“ von 2017 auf 2018 um satte 879 Prozent angestiegen seien. Überhaupt schießen Foren auf Pinterest, Instagram oder Facebook wie Pilze aus dem Boden, in denen Zehntausende Frauen stolz ihre grauen oder weißen Köpfe präsentieren.
„Aber ist das eine Mode, die vorbeigeht oder eine wirkliche Revolution unserer überkommenen Vorstellungen von weiblicher Schönheit?“ fragt das Wall Street Journal. Gute Frage. (...)
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