NRW: Junge Frauen wählten grün
Als Mona Neubaur begriff, dass sie die strahlende Siegerin des Wahlabends sein würde, war sie einen Augenblick lang ganz still. Und selbst als ihre grünen MitstreiterInnen um sie herum nicht aufhörten zu jubeln, wirkte die Spitzenkandidatin immer noch so, als könnte sie es nicht fassen. Dass die Grünen in dieser NRW-Landtagswahl ihre Stimmen verdreifacht haben, von sechs auf 18 Prozent, haben sie den jungen WählerInnen zu verdanken – und vor allem: den Frauen.
Bei den unter 30-Jährigen sind die Grünen stärkste Partei. Die jungen Frauen wählten die 44-jährige Wahl-Düsseldorferin aus Bayern zu 20 Prozent (Männer: 17%). Und es gilt: Je jünger, desto größer der Gender Gap. Knapp jede dritte Wählerin (29%) zwischen 18 und 29 machte ihr Kreuz bei den Grünen, aber nur jeder fünfte Wähler (22%).
Die jungen Männer sind – wie schon bei der Bundestagswahl im September 2021 – Fans der Raser- und Unternehmer-Partei FDP und sorgten mit 17 Prozent ihrer Stimmen dafür, dass die Liberalen es noch knapp in den Landtag geschafft haben.
Ministerpräsident Wüst gewann zwar die Wahl, verlor aber den Frauenbonus
Doch auch in den nächsthöheren Altersgruppen wählten die Frauen grüner als die Männer. Bei den 30-44-jährigen Frauen machten 25 Prozent ihr Kreuz bei den Grünen (Männer: 19%) und bei den 45-59-jährigen 23 Prozent (Männer: 18%). Nur bei den WählerInnen ab 60 wählten beide Geschlechter mit je 13 Prozent gleich grün.
Ministerpräsident Hendrik Wüst gewann zwar die Wahl, verlor aber den Frauenbonus, den Ex-Kanzlerin Angela Merkel einst für die CDU geholt hatte. Bei Frauen aller Altersgruppen war die CDU in der Ära Merkel stärkste Partei, noch 2017 hatte die Kanzlerin bei den weiblichen Wählern acht Prozent mehr geholt als bei den männlichen. Mit Merkels Abgang war der Frauenbonus perdu, jetzt auch in NRW. Hendrik Wüst wurde in der Altersgruppe der 45-59-jährigen gar von vier Prozent mehr Männern gewählt. Die CDU ist in NRW aber auch bei den Frauen ab 30 stärkste Partei.
Ganz wie bei der Bundestagswahl, bei der Olaf Scholz etwa drei Prozent mehr Frauenstimmen holte, wurde auch in NRW die SPD etwas mehr von Frauen gewählt als von Männern. Die AfD hingegen bleibt, wie gehabt, Männerpartei: Hätten nur Frauen gewählt, wäre die AfD gar nicht im Landtag vertreten.