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Weibliche Hamas-Fans: Sind sie maso?

Studentinnen in New York: Sie demonstrieren für eine Kultur, die sie verachtet. - FOTO: Andrea Renault/Globe-ZUMA/dpa
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Ist Ihnen schon aufgefallen, dass junge Frauen in ganz Amerika und Westeuropa für die Hamas, den Iran und Palästina demonstrieren? Warum aber sollten solch privilegierte und gebildete Frauen, die Erbinnen der #MeToo-Bewegung und des 70er-Jahre-Feminismus, Vergewaltiger und Mörder anfeuern? Warum sich auf die Seite islamistischer Barbaren stellen, die ihre eigenen Frauen und Töchter wegen eines verrutschten islamischen Schleiers einsperren, foltern oder sogar hinrichten und die ihre westlichen weiblichen Fans zum Islam bekehren, um sie ebenfalls zu verschleiern und in polygame zu Ehen zwingen?

Verstehen diese gebildeten Töchter des Wohlstands eigentlich, dass sie, wenn sie in Gaza, Teheran oder Kabul eine Meinung äußern, die als abweichend gilt, oder wenn sie gar verkünden, dass sie „queer“ oder „gay“ sind, auf der Stelle Opfer eines „Ehrenmordes“ würden?

In New York City, wo ich lebe, kampieren AktivistInnen auf dem Rasen der Columbia Universität „für Gaza“ bzw. „für die Hamas“ und bedrohen jüdische StudentInnen. Zum ersten Mal ließ der Präsident der Columbia University die Demonstranten tatsächlich verhaften. Da sie alle schnell wieder freigelassen wurden, kehrten viele noch in derselben Nacht zurück, mit Prominenten im Schlepptau, um ihr Camp wieder aufzubauen. Hat die Propaganda und Indoktrination sie völlig blind gemacht für die Realität? Wünschen sie sich den Tod? Oder wie sollen wir das verstehen?

Nun, es gibt auch Frauen, die verurteilten Serienmördern, die vor allem Frauen töteten, einen Heiratsantrag machen. Eine Frau heiratete sogar Ted Bundy, den verurteilten Mörder von 30 jungen Frauen und Mädchen. Sie ließ sich von ihm schwängern und brachte eine Tochter zur Welt.

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Vielleicht ist es die bekannte Form weiblichen Ehrgeizes: dass die Schöne das Biest zähmen könnte – eine noch düsterere Version von „Fifty Shades of Gray“, bei der sich Mädchen zu Bad Boys hingezogen fühlen, die sie – ganz wie im Märchen – für immer lieben, zähmen und heiraten werden.

Andererseits – und paradoxerweise – ist die Körpersprache dieser weiblichen BlackLifeMatters/Antifa-Aktivistinnen oft eher männlich geprägt. Die meisten Demonstrantinnen sind laut, aggressiv, wütend, arrogant und jung; sie schreien, trommeln, pfeifen, tragen Gesichtsmasken, Palästinensertücher, Turnschuhe oder Kampfstiefel. Zwar nehmen auch einige wenige arabisch-muslimische Mädchen im Hidschab teil, aber die meisten scheinen kahlköpfige weiße Studentinnen zu sein, die sich selbst als lesbisch, queer und transgender Aktivistinnen identifizieren. Sie sind besessen von den Rechten eines Landes, das nie existiert hat. Die Rechte ihrer muslimischen „Schwestern“ hingegen kümmern sie nicht.

Diese Leugnung von Fakten, der Geschichte und der Realität des Mittleren Ostens ähnelt einem anderen trendigen Irrglauben: nämlich dem Beharren darauf, dass Transfrauen Frauen und Transmänner Männer seien. Als ob Biologie, Genetik, Anatomie, Hormone und geschlechtsspezifische Genitalien nicht existieren bzw. keine Relevanz haben. Als könnten sie maßgeschneidert werden, koste es, was es wolle. Wie ein Banner im Columbia-Camp verkündet: „Palästinensische Rückkehr mit allen Mitteln“.

In den seltenen Fällen, in denen solche Demons­trantInnen verhaftet werden, sind sie empört und beleidigt. Manche grinsen, manche weinen. Auch hier frage ich mich: Wer sind diese protestierenden Frauen? Ist dies nur ein weiterer Frühlingsritus, ein Tanz um den Maibaum, oder ist es eine ernstere Version eines kommunistischen Aufstands gegen das kapitalistische Amerika? Sie ähneln den jungen chinesischen RotgardistInnen und dem stalinis­tischen Mob, bereit, die Herrschaft des blutigen Terrors einzuläuten und zu feiern. 

Linke, ausländische und islamistische Kräfte finanzieren die Propaganda dieser Überzeugungen. Die Ideen sind unoriginell, wiederholen sich und werden gewöhnlich auf knappe Slogans reduziert. Die Schilder und Transparente sind allerdings visuell ansprechend, scheinen professionell gemacht zu sein und die Slogans sind überall gleich: „Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein!“ „Beendet die Besatzung!“. „Intifada, Intifada!“ „Tod für Israel, Tod für Amerika!“ „Beendet die israelische Apartheid!“ „Das ist Völkermord!“ „Hamas sind Freiheitskämpfer!“ „Lang lebe die Hamas!“

Diese DemonstrantInnen sind unbezahlte PerformerInnen, AktionskünstlerInnen, AufmerksamkeitserregerInnen, TugendwächterInnen. Sie sind high von einer neuen Art von Droge, einer Droge, die eine Stammesidentität zu schaffen scheint. Sie sind ignorant und intolerant. Für sich allein sind sie relativ machtlos, als Teil eines mörderischen Mobs sind sie jedoch furchterregend, unantastbar – vielleicht über die Geschlechterrollen hinaus?

Diese Pro-Dschihad- und Anti-Israel-Proteste sind vermutlich eine Möglichkeit, den aktuellen und ziemlich gefährlichen Realitäten für Frauen im Westen zu entkommen. Zu diesen postfeministischen Realitäten gehören die anhaltende Epidemie von sexueller Belästigung, Vergewaltigung und Gewalt in Paarbeziehungen auch im Westen; der Verlust der reproduktiven Rechte von Frauen in Amerika (und ihrer massiven Bedrohung in Europa, Anm. der Redaktion); sowie das Bestreben für einen Verfassungszusatz für Gleichberechtigung in Amerika, der auf der sogenannten „Geschlechtsidentität“ und nicht auf dem biologischen Geschlecht basiert; die Zunahme von Menschenhandel und Prostitution weltweit; die wachsende Zahl von Transgender-Frauen, die nicht nur den Frauensport und Frauen in Frauengefängnissen gefährden. Dazu gehört auch das Fortbestehen sozialer Ungerechtigkeit, die manche junge amerikanische Frauen „lösen“, indem sie Sugar Daddies als Lebensgefährten finden, die sie finanziell unterstützen.

Ich befürworte gleichgeschlechtliche Partnerschaften, aber ich stelle sie nicht über die Tradition der heterosexuellen Ehe und Mutterschaft. Und diese altbewährten Lebensformen werden jetzt durch die legalisierte Leihmutterschaft in Frage gestellt, eine Praxis, bei der Frauen lediglich als Gebärmaschinen betrachtet werden. Die Verfügbarkeit von aufblasbaren weiblichen Sexpuppen und das Verschwinden der Frau aus dem, was früher Frauenstudien waren, sind beides Zeichen dafür, wie gefährlich die Zeiten für Frauen geworden sind.

Oder spielt etwa etwas ganz anderes eine Rolle? Haben diese Hamas-Protestlerinnen vielleicht so viel Angst vor der Freiheit und sind sie so schlecht gerüstet, sie zu leben, dass sie klein beigegeben haben und sich lieber den gefährlichsten Dämonen der Welt anschließen?  

Der hier leicht gekürzte Text erschien zuerst in The Spectator. 

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