Triste Herrenklos ...

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Haben die Frauen in Amerika mehr zu lachen? Die US-Humorforscherin Gina Barreca untersucht die Humorszene - und analysiert, warum auf den Damentoiletten so viel mehr gelacht wird.
Frauen sind witzig - witziger als Männer. Daher hört man aus der Damentoilette immer Gelächter - wir machen uns drinnen vor Lachen in die Hose. Selten hört man Gelächter aus der Herrentoilette. Und das liegt nur zum Teil daran, dass sie dort keine separaten Kabäuschen haben. Steckt drei Frauen länger als drei Minuten zusammen, und schon haben sie - egal, ob sie sich vorher kannten oder nicht - hochwichtige Details ihres Innenlebens ausgetauscht und angefangen zu lachen.
Männer sind anders. Ihre Gespräche beschränken sich auf das Stellen von Fragen, die numerisch beantwortet werden können. Männer können 22 Jahre lang miteinander pokern und genau zwei Dinge über ihre Mitspieler wissen: wie sie mit Vornamen heißen und was für Autos sie fahren. Humoristische Interaktion zwischen Männern wird sofort zum gemeinsamen Abwitzen.
In der Tat fällt auf, dass wir Frauen selten Witze erzählen. Stattdessen erzählen wir Geschichten. Wir gehen von haarkleinen Details aus der Intimsphäre über zu allgemeinen Themen aus Politik und Kultur, und das im selben Satz. Wir bedienen uns des Humors, um Dinge in unserem Leben zu benennen, die die Welt lieber im Nebel lassen würde.
Die Komikerin Pam Stone erzählt eine schöne Geschichte dazu: "Ich hatte mal eine Freundin, die mir erzählte, sie sei wegen Frauenproblemen im Krankenhaus gewesen. Ich sagte: ‚Menschenskind, was soll denn das heißen?' Sie antwortet: ‚Du weißt schon, Frauenprobleme.' Darauf sagte ich: ‚Was denn? Du kannst nicht rückwärts einparken? Du kriegst keinen Kredit?'"
Wie lakonisch und existenziell zugleich Humor von Frauen im Alltag sein kann, zeigt ein Erlebnis, das ich beim Schlange stehen in einem rund um die Uhr geöffneten Supermarkt hatte. Es war kurz vor Mitternacht, und der Laden wirkte wie eine Kreuzung zwischen einem Krankenhaus und einem Flughafen: riesengroß, sauber und leer.
Ich stand hinter einer mir unbekannten Frau, die, allem Anschein nach, mein genaues Gegenstück war. Sie war etwa in meinem Alter. In meinem Einkaufswagen hatte ich Milch, Saft, Cornflakes, Pfirsiche und Katzenstreu. Das absolut Notwendige. In ihrem dagegen lagen Rinderfilet, Ofenkartoffeln, saure Sahne, frische Petersilie - alles vom Feinsten. Während sie die Sachen auf das Band an der Kasse legte, beugte ich mich zu ihr hin und sagte halb lachend: "Entschuldigen Sie, darf ich mit zu Ihnen kommen? Das sieht ja nach einem fantastischen Dinner aus."
Sie sah mir direkt in die Augen, wobei sie ein paar Mandarinen zählend auf das Band legte, und sagte ohne mit der Wimper zu zucken: "Das ist für morgen Abend. Wenn wir morgen Abend nicht beschließen, zusammenzuziehen, ist es aus."
Obwohl ich sie nie zuvor gesehen hatte, wusste ich natürlich sofort, was sie meinte.
"Wie lange schon?" fragte ich. "Fünf Jahre", erwiderte sie und wölbte dabei Effekt heischend eine Augenbraue. Ich nickte. "Ich bin 44", fuhr sie fort. "Wenn ich lernen will, mit einem anderen Erwachsenen zu leben, dann jetzt oder nie."
Unterdessen war die Kassiererin bei der Eingabe des Steaks und sagte stoisch: "Klingt mir nach einem faulen Deal, meine Liebe. Sie leben jetzt schon so lange allein, und es gefällt Ihnen doch, sonst hätten Sie sich längst mit jemandem zusammengetan. Glauben Sie mir. So können Sie eine Beziehung haben ohne den ganzen Mist, der zum Zusammenleben gehört. Haben Sie irgendwelche Coupons?" Dabei scannte sie die Waren routiniert über dem magischen grünen Auge, das den Preis registriert. Sie wusste, was alles kostet, einschließlich der Beziehung, um die es ging.
Humor funktioniert durch Beugen oder Brechen der Spielregeln. Das war schon immer so. Aber momentan wissen wir nicht so recht, welche Spielregeln in unserer Kultur gelten. Das ist einer der Gründe, warum die Beziehung von Frauen zum Humor an einem kritischen Punkt angelangt ist, vergleichbar mit der Situation nach einem Flächenbrand: dem des Niedergangs und einer Wiederauferstehung. Entscheidend ist nicht, ob es politisch korrekt ist, wenn Frauen Witze über kleine Pimmel oder Männer Witze übers Frauenverprügeln reißen. Entscheidend ist, warum wir darüber lachen: Tun wir es aus Wut oder Furcht, so benutzt der andere den Humor, um den Gegner niederzuknüppeln und zu knebeln. Die Spitzen gegen Frauen im Machohumor erfüllen den Zweck, den Frauen das Maul zu stopfen.
Die Schriftstellerin Kate Clinton hat ein treffendes Wort für feministische Komikerinnen geprägt - ‚fumerists' (fume = Rauch) - weil es die Vorstellung, witzig zu sein und das Haus abfackeln zu wollen, gleichermaßen einfängt. Feministischer Humor will, schreibt sie, "die Umkehrungen in diesem Land zurechtrücken, in dem uns, während wir Tränen lachen, gesagt wird, wir hätten keinen Sinn für Humor." Doch, so Clinton: "Männer setzen Humor schon so lange gegen Frauen ein, dass wir dem Humor nicht mehr trauen. Männlicher Humor flieht vor der Wirklichkeit, übertüncht nur und hilft über schwere Zeiten hinweg, ohne je etwas von der schweren Arbeit der Veränderung leisten zu müssen. Männlicher Humor hat im Prinzip null mit Veränderung zu tun."
Der Unterschied zwischen Männer- und Frauenhumor scheint in der Tat dem zwischen Revolte und Revolution zu gleichen. Natürlich lässt männlicher Humor auch schon mal Spitzen gegen die Konventionen der Welt los, verteilt Seitenhiebe gegen Institutionen und das Establishment, jedoch ohne diesen wirklich anarchischen Biss, der weiblichen Humor kennzeichnet. Der Humor von Frauen zieht nicht die kleinen, sondern die ganz großen Dinge in Zweifel, stellt in Frage, wie die Welt konstruiert ist.
Frauenhumor hat ein besonderes Interesse daran, an den Grundpfeilern zu rütteln, weil sie Frauen von Machtpositionen ausschließen. Bei Frauenhumor geht es darum, dass Frauen kein Blatt vor den Mund nehmen.
Warum aber ist der traditionell weibliche Humor trotz seiner Allgegenwärtigkeit bisher praktisch verborgen geblieben? Das ist zum Teil auf die Tupperware-Mentalität zurückzuführen, die Humor dadurch zu erhalten versuchte, dass frau sich dem potenziell bedrohlichen männlichen Blick entzog. Es war das Risiko nicht wert.
Wenn Frauen Witze machen - was sie, wie wir alle wissen, gern und gut tun -, erfahren wir eine speziell weibliche Tradition des Humors. Das Gelächter in der Küche oder im Umkleideraum beweist, dass Frauen in einer ausschließlich weiblichen Runde spaßen und auch Spaß daran haben können. Wir erkunden in unserem Lachen weibliches Terrain. Die Vorstellung, dass wir Frauen einen eigenen Humor haben, wird gar nicht erst in Betracht gezogen - und so geht man davon aus, dass Frauen, die zu spaßen anfangen, sich wie Männer verhalten.
In einer Studie von 1976 über das Witze-Erzählen in gemischt-geschlechtlichen Gruppen befand ein Psychologenteam der University of Maryland: "Es scheint gerechtfertigt zu behaupten, dass der Versuch, eine witzige Bemerkung zu machen, oft als aufdringlicher, störender, aggressiver Akt empfunden wird und in unserer Kultur für eine Frau wahrscheinlich inakzeptabel ist." Kein Wunder, dass die einzig akzeptable Antwort auf "Was gibt's hier zu lachen?" immer "Gar nichts" war. Eine andere Erklärung hätte den Frauen verwehrt, ‚weiblich' zu bleiben. In der totalen Leugnung ihrer Erfahrung vor Männern sahen diese Frauen die einzige Möglichkeit, ihre Erfahrung zu schützen.
Wie lernen wir, was ‚angemessenes' Verhalten ist? Wir lernen es auf jeden Fall durch die Beobachtung der älteren Mitglieder unserer Familie. Es gibt jedoch auch andere, allseits lauernde und weiter reichende Einflüsse, von denen viele schwieriger zu lokalisieren sind: Zahlreiche soziologische und psychologische Studien beweisen mit großem Aufwand, was wir alle längst vermutet haben, nämlich "dass die Gesellschaft unterschiedliche Erwartungen in bezug auf den Humor von Mädchen und Jungen hat." Diese sozialen Normen schreiben nach Meinung des Psychologen Paul McGhee vor, dass "Männer den Humor initiieren, Frauen hingegen darauf reagieren."
McGhee zeigt auf, wie frühe Kindheitserfahrungen unsere Erwartungen darüber prägen, wie Männer und Frauen mit Humor umgehen, und stellt die Theorie auf, dass "Humor in zwischenmenschlichen Beziehungen als Mittel zur Erlangung oder Sicherung von Dominanz oder der Kontrolle über die gesellschaftliche Situation dient". Er folgert: "Aufgrund der Macht, die mit dem erfolgreichen Einsatz von Humor assoziiert wird, wird die Initiierung von Humor inzwischen auch mit anderen traditionell männlichen Charakteristika wie Aggressivität, Dominanz und Selbstsicherheit assoziiert."
Gegen sich selbst gerichteter Humor ist, wie wir bereits gesehen haben, bei Frauen natürlich akzeptabel. Dass es okay ist, sich selbst - oder im weiteren Sinne andere Frauen - durch den Kakao zu ziehen, kommt bei jungen Frauen ganz klar rüber.
Viele witzige Frauen haben in ihrer Kindheit oder frühen Jugend entdeckt, dass selbst verunglimpfender Humor den anderen den Wind aus den Segeln nimmt. Wenn die Studien zutreffen, wonach "der Witzbold in einer natürlichen Gruppe zu den einflussreichsten Mitgliedern der Gruppe zählt", dann liegt es nicht im Interesse der (Männer)Gesellschaft, Mädchen mit dem Gebrauch von Humor vertraut zu machen - es sei denn, die Gesellschaft ist bereit hinzunehmen, dass Mädchen dadurch die Ausübung von Macht erlernen. Viele Stand-up-Comedians haben, bevor sie vor Publikum auftraten, die Einforderung von Autorität in einem anderen Rahmen gelernt.
Frauenhumor ist nichts für Angsthasen oder Mimosen. Morgens aufzuwachen allerdings auch nicht. Nirgendwo steht geschrieben, dass das Leben leicht ist. Der ironische Blick auf die Absurditäten um uns herum hilft uns zu entspannen und weniger darunter zu leiden. Humor ist nicht nur kathartisch, sondern erlaubt uns auch, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen - und das ist die Voraussetzung für Veränderung.

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Übersetzung aus dem Amerikanischen: Alexandra Bartoszko

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