Im Visier: Starke Mädchen

„Ich lächle gern und bringe Menschen gern zum Lachen", Millie, 7 Jahre. Foto: Kate T. Parker
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Als ich sieben Jahre alt war, hatte ich eine hüftlange Mähne, die ich an den meisten Tagen in einem wilden Pferdeschwanz bändigte (daran hat sich bis heute nicht viel geändert). Damals verfolgte ich zwei Ziele im Leben. Erstens: genau so zu sein wie meine zwei älteren Brüder. Und zweitens: genau wie sie über das Fußballfeld zu toben.

Also beschloss ich eines Tages, dass meine Haare wegmussten. Sie kosteten mich zu viel Zeit und hielten mich vor allem davon ab, Fußball zu spielen und Tore zu schießen. Aber ich wollte sie nicht nur ein bisschen kürzen lassen. Nein, mein Motto lautete: ganz oder gar nicht. Meine Frisur sollte so aussehen wie die meiner Brüder. Also bitte alles absäbeln! Nicht gerade der gängigste Mädchen-Haarschnitt im vorstädtischen New Jersey des Jahres 1983.

Doch meine Eltern unterstützten mich bei meiner Entscheidung. Am Tag nach dem Friseurbesuch ging ich ganz stolz in meine Klasse. Mein neuer Look kam super an. Niemand hatte jemals zu mir ­gesagt, dass Mädchen nicht Sport treiben, laut herumtoben, alles hinterfragen oder sich Bubenhaarschnitte verpassen lassen sollten. Zum Glück ließen mir meine Eltern die Freiheit, genau die zu sein, die ich war. Dafür liebe ich sie bis heute.

Und jetzt versuche ich, meinen eigenen zwei Töchtern den gleichen Dienst zu erweisen. Mein Mann und ich ermuntern sie dazu, laut, albern, furchtlos, selbstbewusst, stark und eigenständig zu sein. Wir lassen sie ihr Haar tragen, wie sie wollen. (Das Ziel ist, dass sie wenigstens gekämmt sind.) Wir lieben unsere Mädchen so, wie sie sind, und für das, was sie sind.

Diese Fotoserie hat als privates Projekt begonnen. Ich arbeite zwar als professionelle Fotografin, bin aber auch Mutter (die bei allen Veranstaltungen eine Kamera samt riesiger Kameratasche dabei­hat). Natürlich fotografiere ich meine Töchter und ihre Freundinnen ständig, wenn sie herumradeln, Fußball spielen oder im Urlaub am Meer die Gezeiten erkunden.

Die stärksten und bewegendsten Bilder waren jene, auf denen die Mädchen zu 100 Prozent sie selbst waren: dreckig, lustig, stur, fröhlich und völlig unverstellt. Also hielt ich einfach drauf, bat sie nicht, zu lächeln oder ein hübsches Kleidchen anzuziehen.

Die enorme Resonanz, die mein kleines Projekt erzeugte, inspirierte mich dazu, es auszuweiten und die verschiedenen Facetten von Stärke einzufangen. Also reiste ich kreuz und quer durchs Land, von Florida bis Colorado, von New York über Texas bis nach Hawaii, um junge Frauen zu fotografieren. Hinter den Fotos der fast 200 Mädchen in diesem Buch stehen unzählige Geschichten von kleinen Erfolgen und zähen Kämpfen. Geschichten darüber, wie man sich wieder aufrappelt, wie man Menschen hilft oder in den Arm nimmt.

Stärke kann auch bedeuten, kluge Fragen zu stellen, seiner Neugier nachzugehen, andere freundlich zu behandeln oder aber der Welt seine Wut, seine Freude, seine Entschlossenheit entgegenzubrüllen.

Alle Mädchen, die ich im Rahmen dieses Projekts getroffen habe, waren toll. Ich fühle mich geehrt, hier ihre Geschichten, Bilder und ihre Stärke präsentieren zu dürfen: den Stolz in Alices Gesicht, nachdem sie mit ihrem Fahrrad den steilen Berg bezwungen hatte. Die klugen Dinge, die Grace über ihren Kampf gegen den Krebs zu sagen hatte, das stolze Lächeln von Aris, als sie sich ihren Traum erfüllte und schon im Alter von 16 Jahren Pilotin wurde.

Mit meinen Bildern möchte ich das mediale Geschrei übertönen, wir seien nicht gut oder dünn oder was auch immer genug. Denn wir sind alle mehr als genug! Ich möchte, dass Mädchen durch all den Lärm der Medien hindurch ihre eigenen Stimmen hören, und ich will sie ermutigen, diese Stimme zu erheben. Und zwar laut! 

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