Inauguration: It’s a Men’s World
Es war in seiner zweiten Rede, im Vorraum, vor Fans. Hinter ihm klatscht J.D. Vance – der Mann am Start für 2028 – mehrfach höflich, um anzudeuten, der Redner solle nun aber zum Schluss kommen. Kam der aber nicht. Der redete weiter und immer weiter. Wie sehr man ihm Unrecht getan habe, und dass man nun schon sehen würde, was für ein Mann er ist.
Gegen Ende wendete Trump seinen Kopf kurz zu der leicht nach hinten versetzt rechts von ihm sitzenden Melania. Die saß da, elegant wie immer, auf dem Kopf einen nachtblauen Wagenradhut mit weißem Band. Sie musste den Kopf nur leicht neigen, dann verschwand ihr ganzes Gesicht unter dem Hut. Aber selbst das konnte sie nicht schützen vor dem, was jetzt kam.
Trump lobte via Mikro sein „Melania Darling“. Wofür? Dafür, dass sie es trotz ihrer wehen Füße noch geschafft hatte, auf ihren Highheels bis hierher zu kommen. „Du schaffst das, Darling, es sind ja nur 500 Meter, habe ich gesagt.“ Und der Darling schaffte es. „Großartig!“
Wenig später ging die Party los. Auf der Bühne: die Village People, eine berühmte Schwulenband, gegründet im New Yorker Village nach den Stonewall-Krawallen, die 1971 zum Auslöser der weltweiten Schwulenbewegung wurden. Keine Schwulenparty ohne den mitreißenden Hit: „YMCA“.
Auch diesmal ließen die Village People es krachen. Ihr neuer Bandleader soll hetero sein, geht das Gerücht. Die übrigen fünf jedenfalls sind knallschwul. Kerle, die demonstrativ und in platzenden Jeans den karikaturalsten schwulen Stereotypen entsprechen, vom tuntigen Cowboy bis zum bedrohlichen Ledermann. Und die legten los: „Young man…“ Mitten unter ihnen: Oldman Donald Trump, 78. Der frisch ernannte Präsident strahlte und wiegte steif die Hüften.
Neben der Bühne stand im Halbdunkel die First Lady. Es war nicht zu sehen, ob sie die Highheels ausgezogen hatte.
Dazu passt Mark Zuckerberg, der auch auf der Party war, wie alle big Bosse aus Silicon Valley. Es erschließt sich bei dem gelockten Softie im T-Shirt nicht gleich. Doch Zuckerberg hatte schon vorgesorgt, hatte rechtzeitig, nämlich Tage zuvor, erklärt, es müsse endlich wieder „mehr männliche Energie in die Arbeitswelt“. Der Wunsch wird ihm zweifellos erfüllt werden. Schon am ersten Abend war so viel männliche Energie im Raum, dass es dampfte wie in einem Hengststall in Texas.
Wir Frauen dürfen uns freuen auf die kommenden Jahre. Denn die Hengstenergie der Weltmacht, inzwischen Möchte-gern-Weltmacht, wird durch die ganze aufrüstende Welt dampfen. Ladies last.
ALICE SCHWARZER