Alice Schwarzer schreibt

Iran: Fällt das Kopftuch?

Die IranerInnen treten gegen eine ganze Armee an - und kämpfen mutig weiter.
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5.12.2022. Die Frauen – und Männer –, die jetzt in Iran auf die Straße gehen, riskieren ihr Leben. Sie treten mit bloßen Händen gegen über eine Million schwer bewaffneter Männer an: 410.000 Soldaten und 600.000 Basidschi, die freiwilligen Milizionäre. Die zusätzlichen 200.000 „Religionswächter“, auch „Sittenpolizei“ genannt, wurden gerade aufgelöst. (Dabei ist es bemerkenswert, dass Generalstaatsanwalt Montaseri darauf aufmerksam machte, dass die Sittenpolizei nicht Teil der Justiz gewesen sei).

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Und über die Aufhebung des Kopftuchgebots soll demnächst im Parlament debattiert werden. Ein Etappensieg der Protestierenden. Auch wenn noch offen ist, wie es weitergeht. Darum ist es richtig – und bewundernswert –, dass sie weiterkämpfen.

Verzicht auf die Atombombe? Wie blauäugig muss man sein, das zu glauben?

Was allerdings bisher schon mindestens 660 Tote gekostet haben soll. Gegen ein Gewaltregime, das seit dem ersten Tag auf jegliche Proteste – und bei Unliebsamen oder Zufallsopfern auch ohne Anlass – mit Repression und Gewalt reagiert, ist nur unter Lebensgefahr beizukommen. In 43 Jahren zehntausende Verhaftete, Gefolterte, Ermordete.

Und der Westen? Er hat weggesehen und Geschäfte gemacht mit den Diktatoren, bis heute. Und er betreibt naive Verhandlungen, genannt Atomdeal, in dem Glauben, der Iran würde via Gutzureden auf den Versuch, die Atombombe zu produzieren, verzichten. Wie blauäugig muss man sein, das auch nur eine Sekunde zu glauben!

Und jetzt? Was können wir, die Deutschen, tun? Staat wie Zivilgesellschaft. Erste Schritte wären: die Ausweisung des iranischen Botschafters, das Einfrieren hiesiger Konten von politisch Verantwortlichen und Visa-Erleichterung für Geflüchtete. Höchste Zeit auch, den Iran aus der UN-Frauenrechts-Kommission (!) zu schmeißen, in der er seit über einem Jahr Mitglied ist – nicht zuletzt dank der Fürsprache von Deutschland, heißt es.

Grüne und SPD haben den Islamismus jahrelang verharmlost, ja sogar hofiert!

Die Täter in Iran sind die Islamisten, diese „Gottesstaatler“, die den Glauben in Geiselhaft genommen haben. Die müssen endlich nicht nur in Iran, sondern in der ganzen Welt, auch der westlichen, bekämpft werden! Nach Jahren der Verharmlosung, ja sogar des Hofierens (allen voran durch die Grünen, aber auch die SPD), ist es Zeit, damit anzufangen! Zum Beispiel mit der Schließung des „Islamischen Zentrums Hamburg“ (IZH), der Propaganda-Zentrale des Iran auf deutschem Boden.

Und unterstützen wir alle endlich auch direkt die Verzweifelten in Iran: zum Beispiel alle JuristInnen, die seit zwölf Jahren im Foltergefängnis Evin gefangen gehaltene Anwältin Nasrin Sotoudeh, die zu 33 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt wurde. Warum? Weil sie Frauen, die das Kopftuch abgelegt hatten, verteidigt hatte.

Oder alle Filmschaffenden, den großartigen, zutiefst humanen Filmemacher Jafar Panahi, der seit langem Drehverbot hat (aber trotzdem erschütternde Filme wie „Taxi Teheran“ machte) und seit Juli 2022 in Evin sitzt. Und, liebe Schwestern, Musliminnen wie Konvertitinnen, die ihr in den westlichen Ländern das Privileg habt, das Kopftuch freiwillig zu tragen: Legt dieses blutige Kopftuch jetzt ab – aus Solidarität mit den Iranerinnen, die für dieses Recht ihr Leben riskieren.

Am Samstag, 10. Dezember finden deutschlandweit Frauenmärsche in Solidarität mit den protestierenden IranerInnen statt, unter anderem in Köln, Berlin, München, Frankfurt und Stuttgart. mehr Info
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