Ist Leni Breymaier „transphob“?
Als der Bundestag am 18. Mai über das sogenannte „Selbstbestimmungsgesetz“ abstimmte, stimmte Leni Breymaier dagegen. Das taten mit ihr 453 weitere Abgeordnete, darunter fast ihre gesamte SPD-Fraktion. Aber Leni Breymaier erklärte anschließend auf Facebook, warum sie mit Nein gestimmt hatte: Nicht etwa aus Koalitionszwang, wie viele in der SPD, sondern aus Überzeugung. Sie findet das Gesetz höchst fragwürdig.
Es geht um das Aufknacken der Stereotype, nicht um Trans als Ausweg
Kern der beiden von Grünen bzw. FDP eingebrachten Gesetzentwürfe: Das Geschlecht soll frei wählbar sein. Jeder Mensch ab 14 soll, völlig unabhängig von seinem/ihrem Körper, per Sprechakt auf dem Standesamt erklären können, ob er/sie männlich, weiblich oder divers ist. Der Geschlechtseintrag soll einmal im Jahr geändert werden können. Verbunden mit der Personenstandsänderung ist das „Recht auf die Durchführung medizinischer Maßnahmen zur Modifizierung des eigenen Körpers“, sprich: Genital-OPS.
Leni Breymaier: „Warum soll das gefühlte Geschlecht juristisch über dem biologischen Geschlecht stehen?“ fragte sie. Und: „Warum soll künftig schon 14-jährigen Jugendlichen Operationen nahegelegt werden können, die irreversibel sind? (…) 14-jährige Mädchen, die weder äußerlich noch von ihren Interessen her den weiblichen Stereotypen entsprechen, stärkt man durch das Aufknacken der Stereotype - nicht, in dem man ihnen ‚Trans‘ als Ausweg anbietet. Das ist doch nicht richtig.“
Bedenkenswerte Argumente? Nicht für „SPDqueer Berlin“, das Hauptstadt-Netzwerk für LSBTTIQ-Sozialdemokrat*innen.
"Deine Standpunkte sind leider sehr deckungsgleich mit denen, welche wir von rechts außen und sogenannten TERFs zu hören bekommen“, watschte Mara Geri, die transsexuelle Berliner Landesvorsitzende von SPDqueer, ihre Stuttgarter Parteikollegin ab. Landesvorstand Alfonso Pantisano verlegte sich gleich auf Beschimpfungen: Er habe „keine Worte für so viel Unwissenheit und Dummheit!“ Breymaier sei eine „TERF“, ganz wie "Birgit Kelle und Alice Schwarzer“. Fazit des Genossen Pantisano: „Pfui!“
Für Uneingeweihte: TERF heißt „Trans Exclusonary Radical Feminist“ und hat sich als Schimpfwort für Feministinnen durchgesetzt, die es wagen, die problematischen Entwicklungen des Transaktivismus zu kritisieren. Die Tendenz zum Pöbeln scheint bei SPDqueer Berlin Programm zu sein. Nach Erscheinen der letzten EMMA mit einem Schwerpunkt zum Selbstbestimmungsgesetz behauptete Mara Geri auf Facebook: EMMA verbreite „Lügen und Falschinformationen, die nur Transphobie und Hass schüren sollen“.
Man darf nicht von Mädchen reden, sondern von Menschen mit Uterus
Leni Breymaier bekam in den inzwischen fast 1.500 Kommentaren überwiegend Unterstützung. Unter diesen Unterstützerinnen ist übrigens auch Christina Mundlos, Soziologin, Buchautorin und Mutter zweier Kinder. Sie hatte die Petition „Schluss mit dem Jungfernhäutchen-Mythos!“ gestartet. Hier ihr Kommentar: „Ich wurde selbst in den letzten Wochen als transphob, Nazi und rechts bezeichnet (und als noch einiges mehr). Warum? Weil ich mit einer Petition fordere, dass die BZgA aufhört, Mädchen beizubringen, sie hätten ein Jungfernhäutchen, das heil bleiben solle. Die Argumente reichen von: Ich dürfe nicht von ‚Mädchen‘ reden, sondern müsse ‚Menschen mit Uterus‘ sagen. Bis hin zu: Auch Männer hätten kein Jungfernhäutchen. In Queer-Communities wurde deshalb sogar dazu aufgerufen, meine Petition nicht mitzuzeichnen. Ich frage mich: Wem nützt das?“ Eine sehr gute Frage.