Islamisten der Welt, vereinigt euch!
Der Iran, seit 1979 Ursprungsquelle der weltweiten islamistischen Agitation, sieht sich bedrängt wegen seiner Atompolitik und versucht nun, Sympathisanten zu mobilisieren und Gegner einzuschüchtern. Die korrupten Herrscher Saudi-Arabiens nutzen die Affäre zur heiligen Profilierung. Die Wahlerfolge der Muslimbrüder in Ägypten und der Hamas bei den Palästinensern verstärken den Wind zum Sturm. Und die arabische Liga ballt die Faust: „Islamisten aller Länder, vereinigt euch!“ Dieser Schlachtruf ist ernst zu nehmen, sehr ernst.
Schon für uns hier im fernen Westen sind diese Demonstrationen beklemmend – wie aber müssen sich erst die Millionen Nicht-FundamentalistInnen in den islamisch regierten bzw. terrorisierten Ländern fühlen? Die Millionen Gläubigen oder Ungläubigen, aber aufgeklärten Menschen im muslimischen Orient und in den Diasporas im Okzident? Ihnen wird zumute sein wie weiland deutschen Nicht-Nazis, als die braunen Stiefel marschierten und die Synagogen brannten.
Der Westen hat der Erstarkung der Gottesstaatler ein Vierteljahrhundert lang fast tatenlos zugesehen bzw. aus geopolitischen Gründen noch dazu beigetragen. Nun gibt es ein Problem.
Dennoch ertönen jetzt Stimmen, die sich tatsächlich entschuldigen für die „Verletzung islamischer Gefühle“. Mal ganz abgesehen von der Pressefreiheit sei die Frage erlaubt: Um welche und wessen Gefühle geht es hier eigentlich? Um die triumphalen Gefühle der Strippenzieher in den islamischen Ländern, die dem Westen jetzt mal so richtig demonstrieren wollen, dass menschliche Bomben stärker sind als Atombomben? Oder um die dumpfen Gefühle fanatisierter Männer, Frauen und sogar Kinder, die so verblendet und selbstgerecht sind, dass sie bereit scheinen, ihr beschränktes Weltbild mit Gewalt der ganzen Welt aufzuzwingen?
Die einzige wahre Antwort auf den Terror wäre gewesen, dass alle Zeitungen im Westen – und nicht nur die wenigen tapferen – diese harmlosen Karikaturen nachdrucken; und dass demokratische Staatschefs wie islamische Autoritäten den Terror in aller Deutlichkeit und Schärfe verurteilen. Aber das passiert nur zögerlich und halbherzig.
Statt dessen kann der (vom Verfassungsschutz schon lange als einschlägig beäugte) ‘Zentralrat der Muslime’, kann sein Vorsitzender Ayyub Axel Köhler (ein deutscher Konvertit) unwidersprochen in Bild erklären: „Die Aufregung ist gerechtfertigt, weil mit den Karikaturen der Islam beleidigt wird. Die Muslime fühlen sich im tiefsten Innern ihrer Würde getroffen.“ Die Muslime? Im Zentralrat sind 12.000 Muslime organisiert, das heißt knapp 0,4 Prozent der in Deutschland lebenden rund 3,3 Millionen Muslime. Dass der Zentralrat von Anfang an eine Hochburg der Fundamentalisten war, ist bekannt. Dennoch sind diese Kräfte weiterhin die Gesprächspartner von Medien und Politik in Deutschland; stellvertretend für „die“ Muslime. Dabei könnten sie nur für eine Sorte Muslime reden: für die Kräfte, die den Islam politisch missbrauchen und verantwortlich sind für den Flächenbrand, der da auf uns zurast.