Gas aus Katar - Und die Frauen?
Selbst die wirtschaftsnahe FAZ fand die Mission des grünen Wirtschaftsministers Habeck „eine heikle Reise“. Der war am 19. März nach Katar gereist und hatte eine sehr tiefe Verbeugung vor dem Emir gemacht. Grund: Habeck und die ihn begleitenden 20 Wirtschaftsbosse erhoffen sich nicht nur Gas aus dem islamistischen Wüstenstaat, sondern auch Aufträge.
Die Medien berichteten breit, wenn auch befremdet vom demütigen Auftritt des deutschen Ministers in dem Wüstenstaat. Und sie merkten an, Katar stehe „in der Kritik, was seinen Umgang mit Arbeitsmigranten betrifft“ (FAZ). Damit sind zu recht die Dumpinglöhne und unmenschlichen, so manches Mal tödlichen Arbeitsbedingungen für die fremden Arbeiter gemeint.
Sonst noch was? Nein.
Da bleibt es also EMMA vorbehalten, daran zu erinnern, dass Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, wohin Habeck anschließend reiste, zu den islamistischen Ländern auf der Welt gehören, in denen die Hälfte der Menschheit weitgehend entrechtet ist. Die Hälfte? Ja, die Frauen.
Frauen haben in Katar wie in den Vereinigten Arabischen Emiraten keine Bürgerrechte. Sie können ohne einen Vormund – Vater, Bruder oder Ehemann – keinen Vertrag unterzeichnen und auch nicht verreisen. Zum Beispiel. Und das ist noch das Geringste. Sie haben sich „züchtig“ zu bekleiden, also zu verschleiern. Und auch das Haus nicht ohne männliche Begleitung zu verlassen, und sei es auch ein minderjähriger Sohn. Wenn sie krank sind, darf kein männlicher Arzt sie berühren, eher müssen sie sterben. Undsoweiterundsofort.
Gewalt gegen Frauen und Kinder ist in diesen Ländern ein selbstverständliches Herrenrecht.
Nicht nur EMMA hat in den vergangenen Jahrzehnten vielfach über die Rechtlosigkeit und die tagtäglichen Verletzungen der Menschenrechte von Frauen in diesen Ländern berichtet. Dass die Fußballweltmeisterschaft im Winter 2022 in Katar stattfinden soll, wird von Menschenrechtsorganisationen bis heute scharf kritisiert.
War das ein Thema bei dem beflissenen Antrittsbesuch des grünen Ministers beim Emir? I wo. Wurde gegendert? Hahaha. Wurde die Lage der Frauen bei den Gesprächen thematisiert, so wie die der Arbeitsmigranten? Was denn noch!
Ach ja, und noch eine Anmerkung wäre zu machen: Katar gehört mit Saudi-Arabien bewiesenermaßen zu den Sympathisanten und Finanziers des internationalen islamistischen Terrors.
Deutschland will unabhängig werden vom russischen Gas. Gute Idee. Aber bringt sich dafür in Abhängigkeit islamistischer Staaten. Ganz schlechte Idee. Könnte es sein, dass hier der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben wird? Dass die Emire nicht besser sind als der russische Präsident – ja vielleicht noch schlechter?
In ein paar Jahren wissen wir mehr.
ALICE SCHWARZER