Katjas jüngste Heldin

Katja von Garnier hat eine Schwäche für Rebellinnen. Und eine für Pferde. Was lag da näher, als einen Film über eine Rebellin auf dem Pferd?! Nach 15 Jahren ist die einst als „Regiewunderkind“ gefeierte Regisseurin nach Deutschland zurückgekehrt, gemeinsam mit ihrem ebenfalls Filme machenden Ehemann und zwei Kindern. Leicht dürfte ihr das nicht gefallen sein. Denn nach dem Überraschungserfolg ihres ­Abschlussfilms an der Münchner Filmhochschule, „Abgeschminkt“ – der Katja Riemann bekannt machte – verriss die deutsche Kritik 1997 ihren zweiten Film „Bandits“ total.
Für viele Frauen ist das Road­movie ­jedoch bis heute ein Kultfilm in Sachen Widerstand und Übermut von Frauen. Und Hollywood fand „Bandits“ großartig.

„Ostwind“ nun ist ein Liebesfilm zwischen einem Hengst und einem 13-jährigen Mädchen (Mika, eindringlich gespielt von Hanna Binke). Er ist „ein Seelenfilm“ für die Regisseurin und eine „sichere Art, Leidenschaft auszuleben“. Denn auch sie hat ihre Pferde geliebt. Nach dem frühen Tod der Mutter wurden die Hengste „Pilgrim“ und „Treah“ Katjas beste Freunde. Mit ihnen führte sie eine Art Pippi-Langstrumpf-Leben im ländlichen Hessen. Und wie sich das angefühlt hat, das lässt sie uns jetzt in „Ostwind“ nacherleben.

In einem auffallend aggressiven Interview in Bild am Sonntag wird Katja von Garnier vorgeworfen, „Ostwind“ sei ja schon wieder ein „Frauenfilm“. Worauf sie gelassen antwortete: „Ich bin eben eine Frau.“ Und als der Interviewer nachsetzt und ihr ankreidet, sie habe in Amerika ja nur zwei Filme in 15 Jahren gemacht, Woody Allen und Steven Spielberg hingegen zwei im Jahr, erwidert die Regisseurin ironisch: „Es ist ja schön, dass sie mich da einordnen. Aber das sind auch beides keine Mütter. Und sie waren nie schwanger.“

Welche Filme von Garnier in Hollywood gedreht hat, haben wir hier nie richtig erfahren – und das liegt wahrlich nicht an den Filmen. In ihrem so klugen und anrührenden Film über die Suffragette „Alice Paul – Der Weg ins Licht“ spielten Hilary Swank und Anjelica Huston die Hauptrollen. Der Film wurde für den Golden Globe nominiert und Huston bekam ihn. In Deutschland aber ist „Alice Paul“ nur auf einem Frauenfilmfestival gelaufen. Ein Frauenfilm eben.

„Ostwind“ hat Garnier mit der Produzentin und dem Kameramann von „Abgeschminkt“ realisiert. Die großartige Cornelia Froboess spielt die nur anfangs hartherzige Großmutter, und Detlev Buck und Jürgen Vogel geben liebenswerte Gastauftritte.
Ein paar FreundInnen hat sie also, die für Deutschland offensichtlich zu unangepasste und zu starke Katja von Garnier. Dürfen wir also hoffen, dass sie durchhält – und nicht wieder nach Hollywood flüchten muss?