Kollegah-Konzert: Köln ist empört!
Ausgerechnet im E-Werk, in der links-alternativen Amüsier-Hochburg, soll ein Musiker, der in Interviews über die „Endschlacht in Jerusalem“ schwadroniert, und der rappt, wie er „Frauen fickt, bis ihr Steißbein bricht“, auftreten dürfen? Nein, keine Hass-Rapper in unserer Stadt! fordern PolitikerInnen und BürgerInnen. Sie wollen eine Absage für das Kollegah-Konzert am kommenden Dienstag erkämpfen.
Nachdem die in Köln ansässige EMMA den Rapper mit dem „SEXIST MAN ALIVE-Award 2019“ ausgezeichnet hatte, wurde Kollegah auch in der Toleranz- und Karnevalshochburg zum Stadtgespräch. Viele der Erwachsenen kannten den Düsseldorfer Rapper zuvor kaum. Zumindest wussten sie nicht, was der wirklich so an Menschenverachtendem von sich gibt. Bei deren Kindern und Enkeln ist Kollegah allerdings ein bewunderter Star.
Es geht um Antisemitismus, Homophobie, Gewalt gegen Frauen
Die „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ meldete sich als erste zu Wort. Kollegah in Köln? „Nein, das darf nicht sein!“ Denn, so der Vorsitzende der Gesellschaft, Prof. Jürgen Wilhelm: „Durchgängig propagiert Kollegah in seinen Texten Antisemitismus, Homophobie, Gewalt gegen Frauen und ruft auch zum Hass gegen sozial Marginalisierte auf.“ Das könne und wolle man in Köln nicht tolerieren.
Die Zweiten waren die Grünen. „Ich finde es beschämend, dass das E-Werk diesem Rapper mit seinen menschenverachtenden Texten eine Bühne bietet“, schrieb der grüne Bürgermeister Andreas Wolter und brachte sein Anliegen, die Veranstaltung zu verbieten, in den Kölner Rat ein. An den Veranstalter gerichtet schreibt Wolter: „Das E-Werk sollte diesen Auftritt absagen. Es verdient mit dutzenden von multikulturellen Veranstaltungen viel Geld, nicht zuletzt auch mit der Stunksitzung.“
In der letzten Session eben dieser linksalternativen Stunksitzung, der gewichtigsten aller alternativen Karnevalstruppen, war es bei der Sitzung im E-Werk sehr kritisch um frauenfeindliche Raptexte gegangen. Jetzt erklärte der Sprecher der Stunksitzung, Winni Rau: „Wir kennen und schätzen das E-Werk als verlässlichen Partner vor allem auch der engagierten, toleranten und weltoffenen Szene in Köln und wissen, dass sie die Halle niemals wissentlich bekennenden Antisemiten vermieten würden!“
Niemals wissentlich? Der Antisemitismus, der Sexismus und die Homophobie von Kollegah dürften spätestens seit dem Echo-Skandal 2018 auch Nicht-Fans bekannt sein. Damals gaben etliche Künstler, darunter Campino, ihren Echo aus Protest gegen den Preis für Kollegah zurück. Und der Preis wurde letztendlich eingestellt.
Es ist beschämend, ihm eine Bühne zu bieten!
Auch Christoph Kuckelkorn, seines Zeichens der Präsident des mächtigen Festkomitees Kölner Karneval, reagierte entschieden. Er erklärte: „Von homophoben, sexistischen, antisemitischen oder rassistischen Äußerungen halten wir gar nichts. Und natürlich können wir auf solche Künstler in Köln gut verzichten.“
Auch die Kleinkunstszene sieht einen Auftritt von Kollegah im E-Werk kritisch. So zum Beispiel der Geschäftsführer des Kölner Comedia-Theaters, Klaus Schweizer: „So lange sich Kollegah nicht für antisemitische und rassistische Inhalte öffentlich entschuldigt, so lange würde ich ihm keine Bühnen bieten.“ Schweizer weiter: Nach Kollegahs Echo-Auftritt könne „kein Hallenvermieter oder Veranstalter sagen, er habe von nichts gewusst. Wir müssen uns unserer Verantwortung auch als Bühnenbetreiber stellen.“
Und was sagt das so viel kritisierte E-Werk selber dazu? Die Geschäftsführung möchte sich laut Kölner Stadt-Anzeiger zu der Frage, warum sie Kollegah eine Bühne bieten, nicht äußern. Sie seien nur Hallenvermieter, Veranstalter sei Meistersinger Konzerte. Und Meistersinger? Die erklärten, „wir arrangieren das nur“. Ist also niemand verantwortlich?
Anders als in Rastatt ist der Auftrittsort in Köln keine städtische Einrichtung, das E-Werk wird privatwirtschaftlich betrieben. Aber das kann auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln nicht bremsen. „Mir ist bewusst, dass Verbote von Konzerten in privaten Hallen einer gerichtlichen Prüfung unterliegen. Aber eine klare Haltung gegen solche Konzerte zu zeigen, verstößt gegen kein Recht“, sagt Bettina Mötting. „Deshalb appelliere ich an alle Menschen, gegen solche Auftritte zu demonstrieren und eine klare Haltung gegen Hass und Verachtung zu beziehen.“ Und sie fügt hinzu: „Ich finde es sehr bedenklich, dass die überwiegend junge Hörerschaft von beleidigenden, herabwürdigenden und menschenverachtenden Texten beeinflusst wird.“
Auf solche Künstler können wir verzichten!
So sieht das auch SPD-Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes: „Das Schlimme ist doch, dass viele Eltern gar nicht wissen, was ihre Söhne da so hören. Wir alle sind entsetzt!“, erklärte die bekennende Feministin. „Vor dem EMMA-AWARD wussten viele Menschen gar nicht, wer Kollegah eigentlich ist, und was er da so von sich gibt! Was Rastatt kann, sollte auch Köln können!“
Sollte das Konzert aller Proteste zum Trotz dennoch stattfinden, darf das nicht einfach so durchgehen. Das finden auch diverse Gruppen und BürgerInnen der Stadt. Sie sind entschlossen, am Dienstagabend standfest vor dem Kölner E-Werk zu protestieren. Die Parole lautet: Treffen Dienstag, 12. November, 19 Uhr vor dem E-Werk, Schanzenstraße 36 in Köln.